An Bikern scheiden sich die Geister

Spaßiges Freizeitvergnügen von zahlungskräftigen Gästen oder lärmende Raser mit hohem Unfallrisiko? Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen locken zur ersten großen Bikertour nach der Winterpause - zur Freude aller Motorradfahrer, aber auch vieler Gastronomen und Touristiker. Anwohner gerade des kurvenreichen Rurtals blicken hingegen skeptisch auf die Zweiradfahrer und auch die Polizei geht mit gemischten Gefühlen auf Streife.
Mit Beginn des Frühjahres schwärmen die Motorradfahrer in großer Zahl in der Eifel aus. Ein Segen für die Gastronomen, die Raser hingegen ein Ärgernis für viele Anwohner. Eine präventive Maßnahme: Auf der Landstraße 166 zwischen Kesternich und Rurberg müssen sie sich auf Rüttelstreifen einstellen.

Mit Beginn des Frühjahres schwärmen die Motorradfahrer in großer Zahl in der Eifel aus. Ein Segen für die Gastronomen, die Raser hingegen ein Ärgernis für viele Anwohner. Eine präventive Maßnahme: Auf der Landstraße 166 zwischen Kesternich und Rurberg müssen sie sich auf Rüttelstreifen einstellen.

»Wir freuen uns auf die Motorradfahrer. Sie sind nette, spendable Gäste«, stellt Karin Birkhoff von der Rursee-Touristik fest, relativiert aber zugleich, dass man sich über jeden Besucher der Nordeifel freue. Nicht nur die kurvenreichen Strecken locken die Kradfahrer in die Region. »Dort, wo es schöne Terrassen und ausreichend Parkmöglichkeiten gibt, versammeln sich die Biker«, weiß Birkhoff. In Hirschrott kehren Jahr für Jahr einige Gruppen für mehrere Tage ein, um vom »Kleinwalsertal der Eifel« aus ihre Touren zu starten. Besonders beliebt sei die »Biker Ranch« in Strauch, die sich seit 15 Jahren speziell dieser Zielgruppe widmet. »Wer eine gemütliche Tour durch die Eifel dreht, ist gerne gesehen. Raser und Krachmacher wollen wir aber nicht«, unterstreicht Birkhoff. Doch schwarze Schafe gebe es auch bei Wanderern oder Radfahrern. »Sie lassen ihren Müll in der Natur zurück oder beschädigen den schützenswerten Wald.« Eine Zunahme der Motorradgegner in der Bevölkerung sei jedenfalls nicht wahrnehmbar, so Birkhoff.

Gefährliche Raser

Dieser Aussage pflichtet auch die Polizei Aachen bei.Weniger erfreulich ist allerdings die Unfallbilanz: 619 Menschen starben zwischen Januar bis November 2015 bei Motorradunfällen bundesweit, im gesamten Jahr 2014 waren es 578. Anders ist dies hingegen bei der Polizei Aachen: »Die Zahl der verunglückten Motorradfahrer nimmt stetig ab, gerade in der Gemeinde Simmerath«, erklärt Polizeioberkommissar Oliver Wald, Koordinator für Einsätze im Bereich der Direktion Verkehr. Seit 2013 habe es fünf Todesfälle gegeben, davon jedoch »nur« einen in der Eifel - 2014 auf der Jägerhausstraße. Alle Verkehrsteilnehmer mahnt Alexander Häcker, Leiter der Verkehrsunfallprävention, zu »vorausschauendem und rücksichtsvollem Fahren«. Hauptunfallursache sei nach wie vor überhöhte Geschwindigkeit: »In zwei Dritteln aller Fälle setzte der Kradfahrer die Ursache durch überhöhte Geschwindigkeit selbst«, so Wald.

Sondereinsätze

Auch würden die Auswirkungen von Witterungs-und Straßenverhältnissen oftmals unterschätzt. Gerade nach einer mehrmonatigen Pause müsse erst wieder ein »Feeling« für das Motorrad erlangt werden. Auch in dieser Motorrad- Saison werden gemeinsam mit den Kreispolizeibehörden von Düren und Euskirchen Sondereinsätze gefahren, Geschwindigkeitsmessungen mit dem ProVida Videomotorrad durchgeführt, aber auch das persönliche Gespräch bei Bikertreffs gesucht. Auch technische Veränderungen und Mängel an den Krädern werden dabei überprüft. Und dennoch kommt es auf den kurvenreichen Strecken der B 266 (Kesternich - Einruhr), L166 (Kesternich - Rurberg) und L 128 (Steckenborn - Woffelsbach - Rurberg - Einruhr) immer wieder zu Unfällen. Im Kampf gegen Raser und Heizer werden in Höhe der Jugendherberge Rüttelstreifen angebracht. Dabei handelt es sich nach Auskunft des Landesbetriebs Straßenbau um zwei Zentimeter hohe und vier Zentimeter breite Asphaltstreifen, von denen je vier Stück im Abstand von einem Meter auf der Fahrbahn installiert werden. Ende Mai/ Anfang Juni sollen diese an einem Wochenende installiert werden. Die im März 2015 nach dem großen Motorrad- Symposium der Gemeinde Simmerath angesprochene zeitweise Streckensperrung der L 166 (etwa nachts sowie an Wochenenden bis 9 Uhr) scheint jedoch vom Tisch. Wie die Gemeinde Simmerath dazu mitteilte, wird »diesem Ansinnen derzeit nicht gefolgt«.


Meistgelesen