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Thomas Förster

Ausbildung ist essentiell für Beschäftigung

Simmerath. »Wir leisten umfangreiche Lebensberatung, und bereiten die Kunden auf das Berufsleben vor. Potenziale nutzen muss die örtliche Wirtschaft selbst.«
Marcus Alt, Leiter des Jobcenters Stolberg/Eifel, die stellvertretende Teamleiterin in Simmerath, Katarina Mitrovic, und Geschäftsführer Stefan Graaf (v.l.) wissen das Jobcenter in herausfordernden Zeiten.

Marcus Alt, Leiter des Jobcenters Stolberg/Eifel, die stellvertretende Teamleiterin in Simmerath, Katarina Mitrovic, und Geschäftsführer Stefan Graaf (v.l.) wissen das Jobcenter in herausfordernden Zeiten.

Bild: Thomas Förster

Und das tut sie in der Eifel, wie bei der Jahresbilanz des Jobcenters der Städteregion Aachen deutlich wurde.

Simmerath (Fö). »Ankommen, orientieren, warten, integrieren - es dauert, ehe man Menschen aus fernen Ländern tatsächlich in Arbeit bringen kann«, weiß Stefan Graaf. Geschäftsführers des Jobcenters in der Städteregion Aachen. An mangelndem Engagement der Mitarbeiter und besonders der Eifeler Unternehmer liege es ganz sicher nicht. Und so können trotz krisenbehafteten Zeiten Rekordwerte in der Jahresbilanz verzeichnet werden. »Das erfreulichste vorweg: 9099 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Eifel sind ein Allzeit-Hoch«, führt Stefan Graaf aus (2022: 9033; 2021 8821). 250 Menschen - und damit 26,5 Prozent der 960 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (ELB) - konnten im letzten Jahr in den Arbeitsmarkt integriert werden - ebenfalls ein Rekordwert. Herausstechen dabei noch die Werte für Menschen aus den acht nichteuropäischen Asylherkunftsländern: 87 Geflüchtete (43 Prozent) aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und besonders syrien konnten einen Job antreten. Bei Ukrainern liegt der Wert bei 12 Prozent. »Sie sind noch nicht lange hier und die Sprachbarrieren ein Problem«, erläutert Marcus Alt, der die Eifeler Geschäftsstelle ebenso wie die in Stolberg leitet. Und dennoch sei in der Eifel und da besonders in der Gastronomie spürbar, dass man Menschen auch mit sprachlichen Hemmnissen eine Chance gebe.

Die genannten 960 ELB sind jedoch ebenfalls ein Rekord - in negativer Hinsicht. Im Durchschnitt sind 466 arbeitslose erwerbsfähige Leistungsberechtigte beim Jobcenter gemeldet - 179 von ihnen sind Langzeitarbeitslose. Dieser Wert sank von 46,8 auf 38,4 Prozent - diesmal ein Tiefststand. »Gerade Hilfsarbeiter sind gesucht, aber natürlich auch Fachkräfte«, weiß Alt.

Qualifikation ist der Integrationsschlüssel

77 Prozent der Arbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, 59 Prozent keinen Schulabschluss oder keine ausreichenden Nachweise über einen solchen. »Dies betrifft besonders viele geflüchtete Menschen«, weiß Stefan Graaf, Geschäftsführer des Jobcenters der Städteregion Aachen. »Es fehlt vielen Menschen einfach an der nötigen Qualifikation oder es gibt andere Hemmnisse, warum sie es nicht auf den regulären Arbeitsmarkt schaffen.« Diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine qualifizierte Ausbildung für den beruflichen Werdegang sei, sind sich Graaf, Alt und Katarina Mitrovic, stellvertretende Teamleiterin in Simmerath, einig.

»Die weiterhin hohe Zuweisung von geflüchteten Menschen in die Eifel spüren wird deutlich«, erklärt Marcus Alt. 53,1 Prozent der Bedarfsgemeinschaften in der Eifel sind Ausländer. »Geflüchtete Menschen bringen viel Qualifikation mit - das kann eine Chance zur Abfederung des Fachkräftemangels sein«, so Mitrovic.

Der Wechsel von Hartz IV zum Bürgergeld habe sich als problemlos herausgestellt. Der Satz ist 2024 auf 563 Euro gestiegen - 51 Euro mehr als 2023 und 63 Prozent mehr als noch 2005.

»Wir leisten umfangreiche Lebensberatung, und bereiten unsere Kunden auf das Berufsleben vor. Die Potenziale nutzen muss die örtliche Wirtschaft jedoch selbst«. Und das tut sie in der Eifel, wie bei der Jahresbilanz des Jobcenters deutlich wurde.

Bürgergeld für 1442 Menschen

1442 Personen waren 2023 auf Leistungen des Jobcenters in der Eifel angewiesen - ein Plus von 18,4 Prozent. Das sind 5 Prozent Hilfsquote (Durchschnitt Städteregion: 11%) - also der Anteil Bedürftiger an allen Eifelern zwischen 0 und 66 Jahren. Der Anteil nichtdeutscher Personen stieg auf 53 Prozent (Durchschnitt Städteregion: 43,7%) - das ist ebenso wie die Gesamtheit an Jobcenter-Kunden dem Ukraine-Krieg geschuldet. Denn 152 Leistungsberechtigte kommen aktuell aus der Ukraine, im Mai 2022 waren es gerade einmal zwei.

184 Bürgergeld-Empfänger verdienen zu wenig, um damit über die Runden zu kommen - sind also sogenannte »Aufstocker«.

8,59 Millionen Euro hat das Jobcenter in der Eifel 2023 in Leistungen für Unterkunft, Heizung und Lebensunterhalt investiert - rund 33 Prozent mehr als 2022 (6,44 Mio. Euro).


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