Thomas Förster

Dem Frieden ein Gesicht geben

»Es gibt so viele Konfliktherde auf dieser Welt - da ist es an der Zeit, dem Frieden ein Gesicht zu geben.« Clemens Amendt ist bekannt für beeindruckende Inszenierungen. Zum Volkstrauertag wird er in der Vossenacker Klosterkirche und der angrenzenden Kriegsgräberstätte »Facing Peace – eine Inszenierung für den Frieden« präsentieren.

Vossenack (Fö). »Wir leben in einer Zeit, in der an vielen Stellen dieser Welt menschliche Abgründe sichtbar werden, die paradoxerweise zutiefst menschlich sind.« Heiko Westerburg ist ehemaliger Schüler des Franziskus-Gymnasiums Vossenack und seit vielen Jahren ein Charakter-Kopf des exART-Musiktheaters. Er spielt den Kriegsfürst, der sich als wahrer Machthaber sieht und doch gar nicht merkt, dass er selbst ins Verderben rennt. Sein Kontrahent ist der ganz in weiß gekleidete »Tod«, gespielt von Lars Harmens. Der 74-Jährige steht erstmals auf einer Schauspiel-Bühne und führt den Menschen eindrucksvoll vor Augen, wie hilflos der Mensch im Angesicht des Todes ist.

»Kunst hat den Auftrag uns zu unterhalten, aber Kunst kann noch viel mehr«, versichert Ideengeber und Regisseur Clemens Amendt. Kunst habe die Fähigkeiten bei uns Räume aufzuschließen, die im Alltag oft als nicht sichtbar oder unerreichbar erscheinen. »Facing Peace möchte den Besucher auf eine ganz besondere Reise mitnehmen – eine Reise, die nichts verschweigen will, die sich der aktuellen Thematik nach Krieg und Frieden kritisch stellt, aber gleichzeitig soll die Stimme des Friedens auf besondere Art und Weise spürbar werden…«, führt Amendt aus. »...durch Tanz, Musik, Gesang, Theater oder Lichtinstallation an zwei Orten, die für eine solch außergewöhnliche Inszenierung prädestiniert sind.«

Theater ist Traum und Realität zu gleich, Fiktion und Tatsache, Sein und Schein: 40 Schauspieler, Sänger, Tänzer im Alter von 14 bis 75 Jahren inszenieren in der Klosterkirche Vossenack die Frage nach dem Irrweg des Kriegswahns. Im Mittelpunkt stehen neben Mutter Natur (»Gaia«), ein Kriegsfürst mit seinen Untertanen sowie der Tod. Ein dramatisches Schauspiel, wo der Kriegsfürst am Schluss in seinem eigenen Hass ertrinkt, wo das unfassbare Leid aber nicht in einem Inferno endet...

Kriegsgräberstätte in Friedenslicht gesetzt

Fortgesetzt wird die Inszenierung auf der benachbarten illuminieren Kriegsgräberstätte. In einem Tanztheater steht »Gaia« zusammen mit einem jungen Paar im Mittelpunkt des Geschehens. Das junge Paar sucht hier den Weg durch das Labyrinth des Friedens, nicht alleine, sondern inspiriert durch das Publikum. Dafür wird inmitten des Areals eine Friedensbühne errichtet und die Zuschauer in die Inszenierung aktiv eingebunden. »Jeder kann Teil der Friedensaktion werden oder einfach zusehen«, lädt Clemens Amendt ein.

Am Freitag, 17. November, wird diese etwas andere Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages um 17.30 Uhr in der Klosterkirche beginnen. Schüler, Eltern, Vertreter des Vereinslebens, aber auch Landrat Wolfgang Spelthahn und Bürgermeister Stephan Cranen werden der Premiere beiwohnen. Schließlich ist die Inszenierung Teil der offiziellen Gedenkfeier des Kreises Düren, die im jährlichen Wechsel auf den Kriegsgräberstätten von Hürtgen und Vossenack stattfindet. »Da wird es in der Kirche richtig voll, auf der Kriegsgräberstätte ist aber ausreichend Platz«, unterstreicht Clemens Amendt. Die Inszenierung kann man dann noch einmal am Samstag, 18. November, ebenfalls ab 17.30 Uhr erleben. Dann steht die Veranstaltung im Rahmen der Feierlichkeiten von »Hürtgenwald 50+«. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei.

Leon Bertram, selbst als Tänzer und Darsteller aktiv, hat eine eigene Homepage gebaut, Videos gedreht und einen Instagram-Kanal eingerichtet. »Wir wollen auf vielen Wegen die Menschen erreichen, um sie für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren«, so Bertram. Bereits jetzt hängt an der Kriegsgräberstätte in direkter Nachbarschaft zum Vossenacker Gymnasium ein großes Banner, das »dem Frieden ein Gesicht« gibt.

Seit über 30 Jahren gibt es das »exART-Musiktheater«. Eine bunte Mischung aus – Schülern, ehemalige Schülern, Eltern, Lehrern, zahlreichen ehrenamtlichen Helfern im Hintergrund und mittlerweile auch professionellen Künstlern – bilden eine verschworene Gemeinschaft, die zusammen ganz Außergewöhnliches leistet und Basis für großartige Erfolge ist. »Facing peace« ist ein neues Friedensprojekt, das berührt, bewegt und begeistert. Mehr auf www.exartmusiktheater.de/facing-peace/


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