

Gerade hat er die 122. Etappe seiner NRW-Umrundung geschafft, als er von Miescheid nach Hollerath wanderte. Er war im Westen, Norden und Osten, den südlichsten Punkt des Bundeslandes erreichte er vor wenigen Tagen. Spektakulär ist er nicht: Er liegt grob zwischen Ormont und Kehr im Hellenthaler Gemeindegebiet. Eine Tafel auf einem Höcker der Panzersperren verrät dem Passanten, dass er sich am »Südpol« von NRW befindet. Auch für den redegewandten Ralf Spilles war der Punkt ein besonderer. Es war nicht nur die letzte Himmelsrichtung, die ihm noch fehlte – er traf dort auch auf Landrat Markus Ramers, dem er viel von seiner langen Reise erzählte.
»Gestartet bin ich 2017 in Aachen«, so Ralf Spilles, der nicht nur gerne wandert, sondern auch ein sehr neugieriger Mensch ist. Daher nahm er sich dieses Projekt vor, das außer ihm wohl noch niemand angegangen ist. Wenn er die wenigen noch ausstehenden Etappen hinter sich gebracht und im Zielort Aachen eingelaufen ist, wird er mehr als 1800 Kilometer in den Beinen haben.
»Ich kann ja nicht immer genau auf der Landesgrenze laufen«, schmunzelt der Mann, der sich akribisch auf jede Etappe vorbereitet. »Ich suche mir immer Wege aus, die auch andere gut nachwandern können«, verrät er. Das hat seinen guten Grund: Sein zweites Projekt ist, seine lange Reise in Buchform zu veröffentlichen. »Die Menschen können so meine Etappen nachwandern und ihre Heimat besser kennenlernen«, sagt Spilles, der insgesamt sieben Bücher plant. Sechs werden vom Wandern handeln, das siebte von den vielen Begegnungen, die er hatte. Das erste Buch »Einmal NRW und zurück« (ISBN 978-3-7597-1303-2) mit den Wanderungen von Aachen nach Kleve ist bereits erschienen, das zweite kommt in Kürze.
»Wer mich unterwegs sieht, der könnte mich für einen Geheimagenten halten«, lacht der NRW-Umrunder. Er hat neben seiner Kamera immer auch ein kleines Aufnahmegerät dabei, mit dem er während der Wanderung seine Eindrücke festhält, um sie später zu Hause am PC zu bearbeiten. Und da Spilles ein neugieriger Mensch ist, werden Dinge, die ihm am Wegesrand auffallen, gründlich nachrecherchiert.
Wer Eindrücke sammeln will, muss sich Zeit lassen. »Ich bin nie mehr als zwei Tage hintereinander unterwegs gewesen. Schließlich muss ich die ganzen Erlebnisse ja auch verarbeiten«, sagt der Mann, der nebenbei zum ÖPNV-Spezialisten geworden ist,. Er musste schließlich mit Bus oder Bahn immer zum Startpunkt zurückfahren. Zu Beginn seiner Reise wurde er von seinem Hund Luke begleitet, der leider verstorben ist. Auf kurzen Etappen begleitet ihn auch schon mal seine Frau Inge. »Ansonsten«, so der Vielwanderer, »bin ich auch gerne alleine unterwegs.« Demnächst wahrscheinlich auf den NRW-Jakobswegen – doch das wird eine andere Geschichte. Doch zuvor wird er die Etappe von Hollerath nach Höfen unter seine Wanderstiefel nehmen und damit wieder die Städteregion Aachen betreten.