Der Neue lässt Worten Taten folgen

Flüchtlingskrise, ein zerstrittener Gemeinderat und dann als Newcomer ab ins kalte Wasser - es war sicher kein leichter Start für Jorma Klauss im Roetgener Rathaus. Doch nach 100 Tagen als Bürgermeister scheint er im »Tor zur Eifel« angekommen zu sein. »Die Wogen haben sich geglättet und es scheinen wieder alle an einem Strang ziehen zu wollen«, findet der 41-Jährige lobende Worte für seine Mitarbeiter in Rat und Verwaltung.
Jorma Klauss fühlt sich wohl als erster Dienstleister der Roetgener Bürger. Nach 100 Tagen im Amt zieht er ein erstes, durchweg positives Fazit.

Jorma Klauss fühlt sich wohl als erster Dienstleister der Roetgener Bürger. Nach 100 Tagen im Amt zieht er ein erstes, durchweg positives Fazit.

»Eine gute, offene und lebhafte Kommunikation zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung steht bei mir an erster Stelle«, unterstreicht Jorma Klauss. Und dafür hat der neue Bürgermeister in den ersten gut drei Monaten eine Menge getan. Er hat viele Betriebe und Institutionen besucht, Bürgerinformationen durchgeführt und bereitet ein Unternehmer-Netzwerk vor. Zudem ist ein Bürgerportal in der Mache, das ein zügiges und sicheres Kommunizieren via Internet ermöglicht. »Viele Bürger sind tagsüber in Aachen arbeiten - die können nicht mal eben ins Rathaus kommen. Diesen Ansprüchen müssen wir uns als Bürgerdienstleister stellen«, so Klauss.

Zusammenarbeit

Auch die Kommunikation zwischen den Mandatsträgern habe sich nach dem teils vergifteten Wahlkampf verbessert. »Wir tagen interfraktionell, um uns in wichtigen Fragen frühzeitig abzustimmen«, erklärt Klauss. Natürlich sei die Mehrheitsfindung im Gemeinderat schwierig, daher wolle er einen offenen Dialog. Klauss: »Und gerade in Haushaltsfragen möchte ich Einigkeit - denn es geht um die Zukunft unserer Gemeinde.« Zukunft, das ist auch der Breitbandausbau, der in vollem Gange ist. Eine neue Strategie soll den Weg auf die Datenautobahn zügig für alle Bürger des Gemeindegebietes möglich machen. Eine große Zukunftsfrage ist aber auch die Flüchtlingsthematik. »Wir wollen die Menschen dezentral in Wohnungen unterbringen, um einer Ghetto-Bildung vorzugreifen und Integration möglich zu machen«, unterstreicht Klauss. Mobilheime werden im Wiedevenn errichtet. Auch sozialer Wohnungsbau sei nötig, so wie er in der Pilgerbornstraße angestoßen wird. Dort errichtet die Gemeinde ein Mehrfamilienhaus, dass später einmal, wenn sich die Flüchtlingskrise entspannt hat, auch für Sozialwohnungen genutzt werden kann.

Familien anlocken

Nirgends in der Städteregion leben verhältnismäßig so viele Minderjährige wie in Roetgen. Diese verlassen in großer Zahl für Ausbildung oder Studium ihr Zuhause. Klauss: »Wir müssen attraktiv für junge Familien sein, damit diese Menschen mit 30 wieder zurückkehren.« Nicht von heute auf morgen lässt sich die künftige Baugestaltung für Roetgen lösen. »Die Freiheitsliebe auf eigenem Grund und Boden kann ich gut verstehen«, so der Verwaltungschef. Und dennoch wolle man dosiert Einfluss nehmen, wenn ortstypische Bebauung bedroht wird oder verloren geht. In einer ersten Bürgerinformation habe es viele Ideen und Anregungen gegeben, Fachleute der RWTH Aachen werden Handlungsempfehlungen geben, über die dann die Politiker beraten werden.

Bushof am Bahnhof?

Überraschend zaubert Klauss eine Vereinbarung mit Straßen.NRW, Städteregion Aachen und Aachener Verkehrsverbund aus dem Hut: »Unabhängige Ingenieure werden die ganze Bundesstraße prüfen«, erklärt Klauss. Finanziert wird das paritätisch von allen Beteiligten. »Wir wollen den Verkehrsfluss keinesfalls drosseln - das ist ja auch nicht im Interesse der Roetgener.« Aber sicheres Queren der B258 und das zeitnahe Einfädeln an Kreuzungen müsse möglich sein. Der Schnellbus soll schon bald nur noch über die B258 fahren, ein Ortsbus die Roetgener dorthin führen. Und als neuen ÖPNV-Platz bringt der neue Bürgermeister das ehemalige Bahnhofsgelände am Ortsausgang ins Gespräch. »Da muss mit den Belgiern verhandelt werden - aber Lage und Infrastruktur wären ideal«, bringt Klauss neue Ideen vor, die auch politisch diskutiert werden wollen. »Natürlich ist das kein Job von 8 bis 17 Uhr. Aber ich genieße die vielen schönen Begegnungen - gerade auf Geburtstagen älterer Mitbürger, im Kindergarten, der Schule oder bei Vereinen«, will Klauss wahrlich ein Bürgermeister zum Anfassen sein. Und er fühlt sich wohl dabei!


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