Drohnen retten »Bambis« Leben
»Wir sind noch längst nicht am Ende der Saison - wir machen nur eine Regenpause«. Und diese nutzt Dominik Puhl, Koordinator des Drohnenteams zur Jungwildrettung im Süden der Städteregion Aachen, um eine Bilanz zu ziehen.
Eifel (Fö). In diesen Wochen steht für viele Landwirte die Grasmahd an. Diese kann für Rehkitze und andere Tiere, die sich im Grünland verstecken, tödlich enden. Ricken legen ihre Kitze oft im hohen Gras ab. Bei Gefahr flüchten die Jungtiere jedoch nicht aus dem Feld, sondern geben ihrem »Duckreflex« nach und verharren auf der Stelle. Landwirte und Jäger in der Region setzen daher verstärkt gemeinsam auf verschiedene Wege, das Risiko für die Tiere zu minimieren. Neben klassischen Methoden, wie dem fußläufigen Absuchen der Wiesen, oder sogenannten Vergrämungsmethoden durch Duftstoffe, Scheuchen oder akustische oder visuelle Signale, kommt zunehmend auch moderne Drohnentechnik mit Wärmebildkameras zum Einsatz, wie sie die Kreisjägerschaft Aachen Stadt und Land seit einigen Jahren nutzt.
»Wir sehen die Rehkitzrettung per Drohne als Mittel der Wahl. Es ist zwar nicht die alleinige Methode, aber die zeitsparendste«, betont Dominik Puhl, passionierter Jäger und Verfechter der Technologie, für die man 2020 eine große Spendenaktion erfolgreich durchführte. Auf private Initiative hatte Dominik Puhl, der seit rund acht Jahren als Jäger tätig ist, mit dem zuständigen Jagdpächter eine solche Drohne für den Bereich Kesternich/Strauch/Steckenborn beschafft. Mittlerweile hat auch die Kreisjägerschaft Aachen Stadt und Land e.V. vier fliegende Wärmebildkameras gekauft, wovon eine in der Nordeifel eingesetzt wird. Etwa 60 Prozent Förderungen von Land und Bund haben die Anschaffungen ermöglicht.
»Natürlich bleibt es den Landwirten überlassen, welche Methode sie vor der geplanten Grasmahd anwenden, aber die Drohnentechnik hat die größte Flächenwirkung«, führt Puhl aus. »Wir wollen diese Tiere retten, aber auch den Landwirten helfen, sein eigenes Vieh nicht durch verdorbenes Futter zu gefährden«, sieht er Vorteile für alle Beteiligten.
Kostenloses Angebot - einfach melden
Den Ablauf schildert er folgendermaßen: »Wir müssen am Abend vorher bis etwa 18 Uhr wissen, wo am nächsten Tag gemäht wird. Der Landwirt kann uns für die entsprechende Fläche kontaktieren. Wir stellen dann ein Team aus einen Drohnenpiloten und mehreren Helfern zusammen. Findet der Pilot die Wärmesignatur eines Rehkitzes in der zu mähenden Fläche, lotst er die Helfer dorthin«. Das Tier wird dann mit Handschuhen, damit dem Tier keine menschlichen Geruchsspuren anhaften, behutsam mit frischem Gras in eine verschließbare Box gelegt und für die Dauer der Mahd am Wald- oder Wegesrand »abgestellt« und nach Abschluss der Mäharbeiten wieder freigelassen. »Ricke und Kitz finden durch bestimmte Rufe auch nach Stunden wieder zueinander«, sagt Puhl.
114 geortete Rehkitze hat das Drohnenteam so im vergangenen Jahr per Drohnentechnik retten können. Hinzu kommen 17 Junghasen. Denn nicht nur Rehwild, sondern auch Bodenbru¨ter wie Feldlerche, Rebhuhn, Wachtelkönig, Braunkehlchen, Kiebitz aber auch Junghasen sind betroffen. »Ich habe bereits in 22 Einsätzen knapp 500 Hektar abgeflogen - 80 mehr als im gesamten Vorjahr - und dabei mit dem Team sechs Rehkitze und ein Rotwildkalb sichern können«. Über 30 Reviere mit einer Gesamtfläche von 1,342 Hektar haben die Ehrenamtler 2023 abgeflogen. »In 15 Wochen haben alleine die Piloten 1132 Stunden Zeit investiert und 125 Einsätze geflogen - aber diese nehmen wir uns gerne«, unterstreicht Puhl. Allerdings sei die Truppe mit ihren drei Drohnenteams und den Helfern personell und technisch an seine Grenzen gestoßen. »Leider wird es immer schwieriger alle Anfragen anzunehmen«. Gerade in diesem verregneten Frühjahr sei es ein großes Problem, da die Mähzeit noch konzentrierter erfolgt und man einfach nicht überall gleichzeitig sein kann.
Wenn man bedenkt, dass in den Jahren zuvor nur ein Drittel an Fläche beflogen, an Einsätzen getätigt und Tieren in Sicherheit gebracht wurden, zeigt sich, dass sich etwas tut und die Arbeit auch Wirkung zeigt. »In diesem Jahr habe ich schon 488 Hektar abgeflogen und damit 80 mehr als im gesamten Vorjahr«, sieht Puhl den wachsenden Bedarf. Kontakt via Telefon 0176/20763450 oder E-Mail an d.puhl@kjs-aachen.de
Spenden für die Lebensretter
Das lebensrettende Angebot der Drohnenteams kostet die Landwirte und Flächenbesitzer nichts. »Natürlich steht eine Spendenbox bereit, denn wir müssen unser Equipment immer wieder erneuern«, so Puhl. Wer die Arbeit des Drohnenteams unterstützen möchte, spendet an: Kreisjägerschaft Aachen Stadt und Land e.V., Stichwort »Kitzrettung«, IBAN DE39 3905 0000 0000 0124 92
Weitere Infos gibt es unter https://aachen.ljv-nrw.de/drohnenteam/