

Der Busfahrer aus Höfen verkürzt mit seinem Intermezzo im Bus nicht nur die Wartezeit, sondern lässt auch in Zeiten von Corona Freude aufkommen. Das kleine Ding ist es, das ihn fasziniert und in seinen Bann zieht. Anfang der 1980er Jahre bekam er eine Piccolo-Mundharmonika von seinem Onkel geschenkt. »Die ist so klein, da habe ich schnell die Lust verloren, darauf zu spielen«, erzählt er. Seine Mundharmonika verschwand in irgendeiner Schublade seines Bürotisches.
Aber 2015: »Ich fuhr mit dem Bus nach Südfrankreich zum 40. Jubiläum Städtepartnerschaft Monschau-Bourg St. Andeol. Dort lernte ich Günter Hochgürtel, den Frontmann der Band Wibbel-stetz kennen.« Was der auf der Mundharmonika gespielt habe, sei für ihn Inspiration gewesen, sich für einen Grundkurs bei der Volkshochschule anzumelden. Doch erst, als er sich 2019 bei einem Online-Kurs angemeldet habe, sei der Knoten geplatzt. »Von nun an ging es bergauf.« Plötzlich spielte er Lieder, an die er im Traum nie gedacht hätte. »Das Üben ist das A und O«, weiß er nur allzu gut.
Da er als Linienbusfahrer häufig Pausen einlegen muss, die er auf einem Waldparkplatz verbringt, habe er sich gedacht, nimm das Ding mit, übe, übe, übe. »Sobald sich jemand dem Bus näherte, hörte ich auf zu spielen, legte die Mundharmonika beiseite und dachte, das alles ist noch nicht gut genug.«
Musizieren nach Zahlen statt Noten
Sein Repertoire ist vielseitig, die Palette reicht über Volksmusik, Schlager, Balladen. »Wenn ich im Radio ein schönes Lied höre, schaue ich auf im Internet, ob es davon Noten oder ein Zahlensystem gibt, weil ich keine Noten lesen kann«, gesteht er. Es gibt aber viele Instrumente, die man nach Zahlen spielen könne. »Louis Armstrong konnte auch keine Noten lesen, war aber sehr erfolgreich.« Soll nicht heißen, dass der 60-Jährige nun auch so berühmt wie »Onkel Satchmo« werden will. »Ich spiele für den Hausgebrauch. Wem es gefällt, ist es gut, wem nicht, ist es dann auch gut.«
Sein Spiel ist erfolgreich, die Resonanz bei den Zuhörern durchaus positiv. »Manchmal denke ich, haben die nun Mitleid mit dir oder gefällt es ihnen wirklich.« Vor dem vierten Advent hatte der Musikus aus Höfen ein sehr schönes Erlebnis am Gymnasium in Monschau. »Ich spielte einige Lieder, als eine Lehrerin auf mich aufmerksam wurde und mich fragte, ob sie eine Video-Aufnahme machen dürfe.« Natürlich war Sundermann einverstanden, er gab gar noch Zugaben und ist sich sicher, dass es der Dame gut gefallen habe und sie vom Spiel begeistert gewesen sei. »Dieses Erlebnis gab mir neues Selbstvertrauen auch zu spielen, wenn jemand zuhört.«
Und für die Zukunft? »Ich möchte gerne Blues Harp (Stradivari unter den Mundharmonikas) spielen. Dazu muss man Bending können.« Dies sei für Anfänger schwierig. Man arbeite viel mit der Zunge, bekomme am Ende gar Muskelkater in der selbigen. Er hofft, dass sich Leute finden werden, die ihm zeigen können, wie es geht. Er bedauert, dass es in der Nordeifel keine Mundharmonika-Gruppe gibt, wie man sie aus Bayern oder Baden-Württemberg her kenne. „Was soll‘s, ich spiele ja sowieso nur für den Hausgebrauch“, sagt er. Und das nicht mal schlecht, denn mit seinem engagierten Spiel hat er bereits vielen Menschen eine große Freude bereitet. Das stimmt ihn zufrieden.