Ein Dorfladen kämpft um seine Tradition

In diesem Jahr blickt der Konsum Eicherscheid auf 120 Jahre Dorfladen zurück. Ein stolzes Alter, wenn man bedenkt, wie viele kleinere Geschäfte in Folge der Super-Markt-Konzentrationen in den vergangenen Jahren geschlossen werden mussten. Doch selbst der Konsum hatte es zeitweise nicht leicht sein Bestehen zu sichern.
Sophie Förster und Hedwig Röhrlich, geb. Claßen, waren um das Jahr 1930 Angestellte des Konsums.

Sophie Förster und Hedwig Röhrlich, geb. Claßen, waren um das Jahr 1930 Angestellte des Konsums.

1896 wurde aufgrund der mangelhaften Versorgung in Eicherscheid ein genossenschaftsähnlicher Verband gegründet, dessen Geschäftsräume sich zunächst in einem Privathaus befanden. Aufgrund der guten Entwicklung wurde 1906 ein eigenes Gebäude gebaut. Während des 1. Weltkrieges war das Angebot im Laden sehr begrenzt, das Geschäft lief immer schlechter. Hinzu kam die nach dem Kriege beginnende desaströse Inflation, so dass der Konsum 1923 zunächst »praktisch« pleite war, in letzter Stunde jedoch durch einen neuen Kredit gerettet werden konnte.

Neuaufbau

Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 wurde das Geschäft immer schwieriger zu halten, bis es 1942, aufgrund von Hitlers Verfügung, in das Gemeinschaftswerk der Deutschen Arbeiter-Front eingegliedert werden musste. Das Geschäft wurde von diesem Versorgungsring bis zur Evakuierung im Oktober 1944 weiter betrieben. Doch nach dem Krieg wurde schnell deutlich, mit welchem Nachdruck die Eicherscheider Vorfahren für die Wiedereröffnung des Geschäftes sowie die Rückerstattung des enteigneten Gebäudes gekämpft haben. Mit Erfolg, denn der Dorfladen ist aus dem heutigen Dorfleben nicht mehr wegzudenken. Noch bis Ende der 1960er Jahre entwickelte sich der Konsum nach und nach für die landwirtschaftlich ausgerichteten Bewohner zum Vollsortimenter.

Heimat shoppen

Zur Jahrtausendwende machten es die Discounter den kleinen »Tante-Emma-Läden« immer schwerer. 2008 wurden Filialen in Rollesbroich und 2009 in Rott unter der Prämisse eröffnet, über die Größe und das Geschäftsvolumen die wirtschaftlichen Verhältnisse zu stabilisieren. Rollesbroich musste 2014 geschlossen werden. In Rott und Eicherscheid wurden jedoch Energiespar- und Sanierungsmaßnahmen ergriffen, das Sortiment erweitert und der Qualitätsstandard erhöht. Service, Qualität, Sauberkeit und Ordnung wurden beim QS-Audit in beiden Geschäften jeweils mit der Note »Sehr gut« bewertet. »Heimat shoppen« zahlt sich also täglich für die Kunden immer wieder aus.


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