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Eine halbe Milliarde Euro Verlust

Die Corona-Pandemie hat dem Tourismus in der Eifel 2020 stark zugesetzt. Die Bilder von Massen an Tagestouristen können nicht über die großen finanziellen Verluste hinwegtäuschen. Mit den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr starten die Touristiker in die neue Saison – wenn sie endlich beginnen dürfen.
Klaus Schäfer (l.), Geschäftsführer Eifel Tourismus GmbH, sein Stellvertreter Wolfgang Reh (r.) und der Aufsichtsratsvorsitzender Heinz-Peter Thiel (Landrat Vulkaneifelkreis) blickten auf das Tourismusjahr 2020 zurück. Foto: Eifel Tourismus

Klaus Schäfer (l.), Geschäftsführer Eifel Tourismus GmbH, sein Stellvertreter Wolfgang Reh (r.) und der Aufsichtsratsvorsitzender Heinz-Peter Thiel (Landrat Vulkaneifelkreis) blickten auf das Tourismusjahr 2020 zurück. Foto: Eifel Tourismus

Volle Parkplätze, unzählige Besucher aus den benachbarten Metropolregionen und die Bitten von Bürgermeistern und Landräten, die Eifel momentan nicht zu besuchen – zeitweise entdeckten so viele Besucher wie lang nicht die Eifel als wertes Reiseziel. Dennoch hat die Corona-Pandemie auch die Tourismusbranche in der Eifel im vergangenen Jahr tief getroffen. Das verdeutlichten die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat der Eifel Tourismus GmbH bei ihrer Pressekonferenz zum Saisonbeginn. Bei den Übernachtungen verbuchten die Touristiker in der rheinland-pfälzischen Eifel einen Rückgang von 33,4 Prozent, in Nordrhein-Westfalen sogar von rund 42 Prozent, wie Geschäftsführer Klaus Schäfer darlegte. Auf Basis einer deutschlandweiten Studie des Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr (DWIF) für 2020 und der Studie »Wirtschaftsfaktor Tourismus 2014« für die Eifel geht die Eifel Tourismus GmbH von einem Verlust von 412 Millionen Euro in 2020 aus. Dieser teilt sich auf in 248,8 Millionen Euro bei den Übernachtungen und 164 Millionen Euro im Tagestourismus auf. Für die ersten Monate dieses Jahres geht das DWIF deutschlandweit von einem durchschnittlichen Rückgang der Nachfrage von rund 18 Prozent bei den Übernachtungen aus. Für die Eifel entspräche das einem Verlust zusätzlicher Bruttoumsätze in Höhe von 121 Millionen Euro. »Insgesamt beträgt der Verlust für den Tourismus in der Eifel mehr als 500 Millionen Euro«, resümierte Schäfer. Besonders betroffen vom Wegbruch der Nachfrage seien Gruppenunterkünfte wie Jugendherbergen. Laut DWIF ging die Nachfrage hier 2020 deutschlandweit um 58,8 Prozent zurück. Beim Camping waren es 3,8 Prozent, bei Ferienwohnungen 14,2 Prozent und in der Hotellerie 43,5 Prozent, so Schäfer: »Grundlegend für eine erfolgreiche Öffnung des Tourismus ist jetzt auf keinen Fall ein ständiger Wechsel zwischen Öffnungen oder Schließungen aufgrund zu hoher Inzidenzwerte.« Von einem Ostergeschäft gingen Experten in diesem Jahr nicht aus, sagt Wolfgang Reh, stellvertretender Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH. Leichte Lockerungen abhängig vom Inzidenzwert haben die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen mit Kanzlerin Angela Merkel am gestrigen Mittwoch beschlossen. So soll die Außengastronomie frühestens ab dem 22. März wieder öffnen können, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz stabil bleibt. Von Übernachtungsbetrieben ist allerdings noch keine Rede. Wie sich das Tourismusjahr 2021 für die Eifel entwickeln wird, scheint noch unsicher. Noch sind die Gäste bei den Buchungen zaghaft. "Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass wir 2021 ein schweres touristisches Jahr bekommen", sagt Schäfer. So verzeichnet die Eifel Tourismus GmbH bei den Betrieben eifelweit ein Minus von 75 Prozent an Buchungen gegenüber dem gleichen Zeitpunkt 2020. Der Umsatz bei den Zimmerbuchungen liegt um 62 Prozent zurück, der Umsatz bei den Pauschalangeboten um 68 Prozent. Dem steht allerdings gegenüber, dass die Nachfrage nach Info-Material zur Eifel um 35 Prozent höher ist als vor einem Jahr. Die Zugriffe auf die Internetseite www.eifel.info liegen sogar um 48 Prozent höher – wobei hier auch die Schneetage im Februar eine Rolle spielen dürften. Die Nachfrage nach Wintersportgebieten, aber auch nach Wandertouren liegt um 46 Prozent höher als 2020, während Ausflugsziele aufgrund des Lockdowns bei minus 50 Prozent stehen. Mit den Erfahrungen von 2020 hat sich der Tourismus in der Eifel auf die anstehende Saison vorbereitet. Der Gesamtumsatz der Eifeler Tourismusbranche hat sich im Gegensatz zum Vorjahr massiv auf die Zeit zwischen Juni und September konzentriert. Vor allem Pauschalangebote zum Eifelsteig und zu Radtouren wurden nachgefragt. Dem voraus ging ein rasanter Anstieg der Aufrufe der Website www.eifel.info. Die Zugriffszahlen lagen um rund ein Drittel höher als 2019. Darauf hat die Eifel Tourismus GmbH reagiert. So wird die Internetseite 2021 zu Beginn jeder Jahreszeit neu gestaltet. Touristen sollen die jeweils relevanten Informationen so passgenau abrufen können. Wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes ist die Besucherlenkung, die die Eifel Tourismus GmbH als Daueraufgabe sieht. »Wir möchten nicht noch einmal die Situation erleben, dass wir Touristen ausladen«, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Heinz-Peter Thiel. Der Nationalpark und die Narzissenwiesen würden derzeit zum Beispiel nicht mehr beworben. Statt Verbote auszusprechen, sollen Alternativen aufgezeigt werden und beispielsweise unbekanntere Wandertouren hervorgehoben werden. Im Test sind derzeit drei WiFi-Tacker an Besucherhotspots, um mehr zum Besucheraufkommen zu erfahren.

Eine langfristige Perspektive lohnt sich. Denn in der Studie „Destination Brand 20“, einer Markenstudie zu 200 deutschen Reisezielen mit 19.000 Teilnehmern aus dem In-und Ausland, stieg die Zahl der Personen, die die Eifel für eine längere Urlaubsreise besuchen würden, von 2015 bis 2020 von 23 auf 32 Prozent. Bei kürzeren Reisen stieg die Besuchsbereitschaft von 33 auf 41 Prozent. So wird derzeit in zwei Projekten an der »Tourismusstrategie Eifel 2025« gearbeitet. Einerseits beteiligt sich die Eifel mit elf weiteren Regionen in NRW an einem Projekt, das alle touristisch relevanten Daten zusammenführt und die Reichweite erhöht. Im zweiten Projekt wird ein Radkonzept entwickelt mit dem Ziel, die Übernachtungen zu steigern.


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