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Thomas Förster

Energiewende gelingt nur gemeinsam

Städteregion. Industrie- und Handelskammer Aachen gründet Netzwerk für Energie und Klimaschutz

Raphael Jonas (links), BET-Geschäftsführer Dr. Olaf Unruh (mitte) und Gerd Schmitz, Umweltmanagementbeauftragter bei der Theo Hillers GmbH.

Raphael Jonas (links), BET-Geschäftsführer Dr. Olaf Unruh (mitte) und Gerd Schmitz, Umweltmanagementbeauftragter bei der Theo Hillers GmbH.

Bild: IHK Aachen

»Wir müssen die Energiewende schaffen ohne Deutschland zu deindustrialiseren«. Mahnende Worte findet Gerd Schmitz von der Theo Hillers GmbH in Kall. Denn jeder wolle den Wandel, aber die Kunden seien nicht bereit dafür zu bezahlen.

Region (Fö). Die Wirtschaft in der Region will Energie sparen und klimaneutral werden. Um diese Ziele zu erreichen, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen mehr als 3.000 Unternehmen aus energieintensiven Branchen nach deren Energiebedarf gefragt und ein Energienetzwerk ins Leben gerufen. »Wir haben einen Energiebedarf wie 3500 Bürger«, weiß Gerd Schmitz, Er ist Umweltmanagementbeauftragter bei der Theo Hillers GmbH in Kall. Seit über 40 Jahren stellt man Filter, Präzisionsteile und Baugruppen aus Metall und Kunststoff her - ihre Erzeugnisse finden weltweit Anwendung in den Produkten namhafter Unternehmen aus der Automobil-, Elektro- und Pharmaindustrie sowie dem Maschinenbau.

»Wenn wir 32 Cent für die Kilowattstunde Strom bezahlen, Südkorea aber nur 9 Cent - dann verzerrt das deutlich die Wettbewerbsfähigkeit«, weiß Schmitz. Und da helfe es auch nur teilweise, dass man mit einer Photovoltaikanlage knapp 10 Prozent des Stromverbrauchs selbst produziere. »Wir speisen für 7 Cent ein und kaufen es für 32 Cent zurück - das sind Mehrkosten von 80.000 Euro.

»Damit bei unseren 84.000 Mitgliedsunternehmen durch die Abschaltung konventioneller Kraftwerke und die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland nicht das Licht ausgeht, müssen schon heute energetische Vorarbeiten geleistet und energiepolitische Entscheidungen getroffen werden«, sagt Raphael Jonas, IHK-Geschäftsführer für Innovation, Umwelt und Standort und zugleich fachpolitischer Sprecher aller 16 IHKs in Nordrhein-Westfalen für den Bereich Energie.

Mit ihrer Umfrage hat die IHK Aachen den Status quo des Energieverbrauchs, Möglichkeiten der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen und Zukunftsperspektiven für die Unternehmen erfasst. 76 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich heute schon mit Klimaneutralität beschäftigen. 75 Prozent dieser Unternehmen streben Klimaneutralität aus Überzeugung an. Kostensenkung und Image folgen erst auf den Plätzen zwei und drei. Mehr denn je von Bedeutung für die Unternehmen ist die Kooperation bei der Energieversorgung und auch bei der Herstellung von erneuerbarer Energie.

Auf die Landkarte der Pipelinebetreiber

Für die Befragung hat die IHK das Beratungsunternehmen BET aus Aachen beauftragt. »Eine Rücklaufquote von rund 30 Prozent aus der besonders relevanten produzierenden Industrie zeigt, wie wichtig das Thema für die Betriebe ist«, sagt Dr. Olaf Unruh, Geschäftsführer von BET, und empfiehlt: »Damit auch in Zukunft eine sichere Energieversorgung gewährleistet ist, sollten Unternehmen und Kommunen auf erneuerbare Energie aus der Region setzen.« Darüber hinaus muss die Energie-Infrastruktur in der Region ausgebaut werden. »Die künftige Elektrifizierung vieler Prozesse erfordert einen Ausbau der Stromnetze«, unterstreicht Jonas. »Die perspektivisch anstehende Umstellung von Erdas auf Wasserstoff muss bereits heute berücksichtigt werden und die Region auf die Landkarte der Pipelinebetreiber kommen. Denn diese entscheiden heute schon, wo in Zukunft Wasserstoff verfügbar sein wird und wo nicht.« Nur 45 Unternehmen im IHK-Bezirk Aachen sind für 96 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich.

»Entscheidend ist für uns, dass die Unternehmen und deren Arbeitsplätze trotz hoher Energiepreise in der Region bleiben«, betont Jonas. Der Energieexperte appelliert an Unternehmen, Netzbetreiber, Energieversorger, Politik und Verwaltung, sich gemeinsam dieser Aufgabe zu stellen, damit »unsere Region auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze und Lebensbedingungen bietet.«

»In der Eifel wird deutlixh mehr Energie erzeugt als gebraucht - und trotzdem zahlen wir die teuren Preise«, kritisiert Gerd Schmitz. Beim Abwasser hingegen wird kommunal abgerechnet - zum Nachteil des ländlichen Raumes.

Die IHK Aachen hat das Netzwerk »Energie und Klimaschutz« initiiert, in dem sich energieintensive Betriebe, Netzbetreiber und Energieversorger über aktuelle Herausforderungen austauschen und die Weichen für eine sichere, bezahlbare und grüne Energieversorgung in der Region stellen. Auch Vertreter der Kommunen und deren Wirtschaftsförderungen und Planungsämter nehmen an der IHK-Initiative teil.

»Wir bringen alle für das Thema relevanten Akteure an einen Tisch. Denn wir wollen, dass unser IHK-Bezirk eine Vorreiterregion für erneuerbare Energien wird«, bekräftigt Jonas und verweist auf die 2022 gestartete IHK-Initiative für klimaneutrale Gewerbegebiete.

www.aachen.ihk.de


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