Erinnerungskultur ist eine Verpflichtung
Roetgen (BST). Es waren die »Elbe Days« – eine emotionale Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs auch im Osten Deutschlands. Roetgen konnte schon gut sieben Monate vor dem berühmten Handschlag von US-Militärs mit sowjetischen Soldaten an der Elbe im Norden Sachsens am 25. April 1945 wieder die Freiheit genießen – sofern man dies in dem kriegszerstörten Land und nach dem zwölfjährigen Terrorregime der Nationalsozialisten sagen kann. Am kommenden Donnerstag, 8. Mai, jährt sich der historische Tag des Kriegsendes zum 80. Mal.
Diese Erinnerungskultur zu pflegen ist für den Bürgermeister sehr wichtig, »eine Verpflichtung«, wie er sagt – eben auch, weil es sich um ein Alleinstellungsmerkmal für Roetgen handele, das der Verwaltungschef auch touristisch stärker in den Fokus rücken möchte. Die Gemeinde Roetgen ist Teil der »Liberation Route Germany«, der Route der Befreiung Deutschlands.
Route der Befreiung und Radschleife
Damit sollen »interessante Stellen dokumentiert und miteinander vernetzt werden«, macht Jorma Klauss deutlich. Es sei der damalige Geschäftsführer der Rureifel-Touristik, Gotthard Kirch aus dem belgischen Hauset, gewesen, der die NRW-Abteilung der Liberation Route begründet habe, erinnert der Bürgermeister. Dies vor dem Hintergrund der schlimmen, verlustreichen Kämpfe im Hürtgenwald.
Zu einem wesentlichen Bestandteil der Erinnerung an den Schrecken des Zweiten Weltkriegs in der Region gehören die mehrsprachigen »Hörsteine«. Einer davon steht seit Dezember 2020 in Rott direkt neben dem Saal Hütten. Mit Hilfe eines QR-Codes und eines Smartphones kann die Kriegsgeschichte in der Region in Form eines fünfminütigen Hörspiels nachvollzogen werden. Fotos aus der damaligen Zeit und textliche Dokumentationen unterstreichen die Abläufe im Ort zur damaligen Zeit. Dazu gehört auch, dass der US-General und spätere amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower am 9. November 1944 nach Rott in die Gaststätte »Zur Maus« kam, um mit seinen Kommandeuren die dramatischen Folgen der Hürtgenwaldschlacht zu besprechen.
Trotz der Schwere dieses Themas »muss die Erinnerungskultur nicht dumpf, trocken, nüchtern und traurig sein: Wir sollten dankbar dafür sein, dass wir damals von einer großen Bürde befreit worden sind«, wie Klauss sagt. »Das ist nicht selbstverständlich.«
Jorma Klauss ist als Beisitzer im Vorstand der Liberation Route Germany tätig, welche die »Elbe Days« vor Kurzem ausgerichtet hatte. Deswegen nahm er an der dortigen Veranstaltungsreihe teil.
Eine besondere Erinnerungsstätte an den Zweiten Weltkrieg wird derzeit neu hergerichtet. Es ist der kleine Platz neben der Landstraße 238 zwischen Roetgen und der Dreilägerbach-Talsperre. Dort, wo es noch relativ gut erhaltene Teilstücke der moosbewachsenen Höckerlinie des Westwalls mit einer Überbauung der Vicht gibt, soll von der Städteregion Aachen ein Teil der geplanten »Radschleifen« bis zur Stolberger Burg entwickelt werden. Dazu gehört etwa auch die Anlage einer Sitzgruppe. Klauss ist dankbar dafür, dass es der Heimat- und Geschichtsverein Roetgen gewesen sei, der dieses Gelände erworben und damit »aus dem Dornröschenschlaf geweckt« habe. Jetzt gehört es der Gemeinde.
Wie an dieser Stelle soll es auch an der Bundesstraße 258, wo die Straße vom belgischen Raeren-Petergensfeld einmündet, eine vereinfachte Version der »Hörsteine« geben, einen »Vektor«: Hier überschritten die amerikanischen Soldaten im September 1944 erstmals die Grenze zum Deutschen Reich. Davon, so Bürgermeister Jorma Klauss, gebe es ein Foto, das damals auch in der New York Times veröffentlicht worden ist.

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