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Thomas Förster

»Jule hat mir die Sicherheit zurückgegeben«

Kalterherberg. Barbara Goffart hat eine posttraumatische Belastungsstörung - mit ihrem Golden Retriever kann sie den Alltag meistern.

Barbara Goffart und ihre Jule: Seit einem Jahr begleitet der Golden Retriever die 55-Jährige, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, durch den Alltag. Ausgebildet wird der Servicehund in der Hundeschule von Erik Kersting an Fringshaus.

Barbara Goffart und ihre Jule: Seit einem Jahr begleitet der Golden Retriever die 55-Jährige, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, durch den Alltag. Ausgebildet wird der Servicehund in der Hundeschule von Erik Kersting an Fringshaus.

Bild: Hundeschule Kersting

»Früher habe ich manchmal fünf Anläufe gebraucht, einen Supermarkt zu betreten. Mit Jule fühle ich mich sicher und ich weiß, dass ich mich im Notfall auf meine treue Begleiterin verlassen kann.« Barbara Goffart hat eine posttraumatische Belastungsstörung - mit ihrem Golden Retriever kann sie den Alltag meistern.

Kalterherberg/Fringshaus (Fö). »Hunde sind sensibel und feinfühlig, sie erfassen die Situation längst, ehe wir das Problem erkannt haben - und sie behalten den Überblick.« Faktoren, die es Barbara Goffart ermöglichen, am Alltag teilzuhaben. Die 55-Jährige leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Angst vor gewissen Situationen kann Panikattacken oder Albträume auslösen. »Jule ist seit gut einem Jahr bei mir - sie spürt meinen Stresspegel und führt mich in Sicherheit«, erklärt die Kalterherbergerin. Damit auch Außenstehende erkennen, das Jule keine ganz normale Hündin ist, trägt sie eine Kenndecke.

Ausgebildet wird sie in der Hundeschule von Erik Kersting an Fringshaus. Dieser hat den »Förderverein I-L-e-Servicehunde für Menschen mit Behinderung e.V.« gegründet. »Denn die Kosten für die Ausbildung trägt die Krankenkasse nicht, obwohl Servicehunde als Heilmittel anerkannt sind«.

»Der Hund muss sozialorientiert sein - erste Tests werden schon 24 Stunden nach der Geburt durchgeführt«, weiß Erik Kersting. Er trägt das Gütesiegel »Tierschutzqualifizierter Hundetrainer« und ist Dozent an der VetMed-Uni Wien, angewandte Kynologie, Bereich Assistenzhunde Dozent und Berater der Regierung Taiwans für den Bereich Assistenzhunde und hundegestützte Intervention.

Mit Konsequenz, Geduld und Geradlinigkeit wird der Hündin binnen zwei Jahren beigebracht, was sie als Servicehündin können muss. Jule muss Licht anschalten können und Barbara Goffart bei Alpträumen aufwecken; sie kann aber auch das leere Haus durchsuchen und anzeigen, dass kein Fremder anwesend ist. Bei Panikattacken in der Stadt oder an belebten Orten führt sie die Betroffene an einen sicheren Ort. »Sie darf mich auch in Geschäfte begleiten, wo eigentlich Hunde verboten sind - ich bitte Betreiber und andere Kunden um Verständnis«, wirbt Goffart um Toleranz ihrer Mitmenschen.

»Sie hält Fremde auf Distanz, deshalb sollte man sie auch nicht streicheln - Jule arbeitet schließlich«, weiß Kersting. Dass dies die Hündin stresst, ständig auf der Hut sein zu müssen, verneint der Fachbuchexperte, der »Helfer auf vier Pfoten« geschrieben hat. »Servicehunde haben weniger Stresshormone und leben länger«, weiß Kersting.

»Jule hat meine Lebensqualität deutlich verbessert«, ist Barbara Goffart glücklich. Ein perfektes Team, das vom ersten Tag an unzertrennlich ist.

Servicehunde für Gehandicapte

Ein Servicehund ist ein Hund, der als Welpe speziell für sein zukünftiges Aufgabengebiet ausgesucht worden ist. Er hat den Nachweis der erforderlichen Gesundheit und seiner wesensmäßigen Eignung.
Servicehunde, auch Assistenzhunde genannt, unterstützen ihre Bezugsperson mit Behinderung bei ihrer Erweiterung eines selbstbestimmten Lebens und können in der Teilhabe in allen Lebensbereichen eingesetzt werden. Sie leben dauerhaft bei ihrer Bezugsperson mit Behinderung.
Weitere Infos gibt es unter www.ile-servicehunde.de


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