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Letzte Chance für das »Musikfest«

»Wenn das Musikfest einmal nicht ausgerichtet wird, ist es tot.« Drastische Worte von Gerd Förster, Geschäftsführer des Musikverbandes Aachen und Vorsitzender der Höfener »Lyra«. Vorbei dann die Zeiten der farbenfrohen Festzüge durch Eifeler Orte, des Zusammenspiels von vielen hundert Musikern und des abwechslungsreichen Konzertreigens in den Festsälen der Region. Gründe dafür kann man viele suchen - Stein des Anstoßes ist jedoch die Weigerung der Städteregion Aachen, das Traditionstreffen von Blasmusikern und Spielleuten weiter finanziell zu fördern.
Einmalig in 61 Jahren »Musikfest der Städteregion Aachen«: Ein gemeinsames Konzert vieler Blasmusikvereine hier 2013 in Eicherscheid. Nun könnte das traditionsreiche Musikertreffen komplett ein Ende haben. Foto: Fö

Einmalig in 61 Jahren »Musikfest der Städteregion Aachen«: Ein gemeinsames Konzert vieler Blasmusikvereine hier 2013 in Eicherscheid. Nun könnte das traditionsreiche Musikertreffen komplett ein Ende haben. Foto: Fö

Mehr als 6000 Euro steckt die Städteregion Aachen alljährlich in das Musikfest. Und schon länger musste sich Städteregionsrat Helmut Etschenberg den Vorwurf aus dem Nordkreis und der Kaiserstadt gefallen lassen, zu viel und unnütz Geld in die Eifel zu pumpen. »Das Ziel, ein Gemeinschaftsgefühl möglichst vieler Musikvereine herzustellen, ist in den vergangenen Jahren nicht mehr erreicht worden«, stellte Pressesprecher Detlef Funken nach dem 61. Musikfest in Kalterherberg im vergangenen August fest. »Sicherlich ist es schon viele Jahre so, dass kaum ein Verein außerhalb der Eifel am Musikfest teilgenommen hat und es auch fast immer in den Südkreis-Kommunen ausgerichtet wurde«, gibt Gerd Förster zu. So waren es meist »nur« 15 bis 20 der 53 Mitgliedsvereine des Musikverbandes Aachen, die zum musikalischen Treffen kamen. Und doch könne von fehlender Akzeptanz nur bedingt die Rede sein. »Es wird keine Fortsetzung in der jetzigem Form geben«, mutmaßt Detlef Funken. Auch wenn die endgültige politische Entscheidung noch aussteht.

Wettstreit

In einem Gespräch im Haus der Städteregion haben Förster und seine Mitstreiter des Musikverbandes Aachen dennoch neue Hoffnung geschöpft. Förster: »Wir wollen dem Musikfest einen bildenden Charakter geben - dann könnten auch weiter Fördergelder fließen«. So wurden Ideen entwickelt, ähnlich der Wettstreite auf Bundes- und Landesbene auch in der Städteregion Wertungsspiele anzubieten. Unter dem Schlagwort »Musik in der Bewegung« könnte es Marschier-Wettbewerbe geben, wie sie bei den Spielmannszügen erfolgreich praktiziert werden und beliebt sind. Fachmännische Dozenten und Juroren könnten dann über den Volksmusikerbund finanziert werden. Aber auch ein Jugendmusikfestival oder Bewertungen von kleinen Musikgruppen fanden bei Etschenberg eine wohlwollende Beurteilung. »Schon jetzt kann sich kaum ein Verein die Ausrichtung des Musikfestes mehr erlauben, wenn er keine Vereinshalle im Rücken hat«, weiß Gerd Förster. Falle der städteregionale Zuschuss ganz weg, gebe es auch kein Musikfest mehr. Ähnlich sieht dies Roland Kaspar, Vorsitzender des Verbandes der Vereinigten Spielmannszüge Nordeifel. Trommler und Pfeifer aus 15 Vereinen gehören diesem Verband an. »Der finanzielle Reiz ist längst verloren gegangen - einzig die Tradition hält das Verbandsfest, oft mit Jubiläen des Ausrichters verbunden, am Leben.« Doch stetig schrumpfende Mitgliederzahlen machten es den Spielleuten schwer, ihre Freunde einzuladen.

Aachener Süden

»Trotzdem kann es nicht sein, dass wegen des Desinteresses der Nordkreis-Vereine die Eifel bluten soll«, erklärt Kaspar. Zieht die Mehrheit der Vereine mit, will der Musikverband Aachen die Ausrichtung des »neuen« Musikfestes übernehmen - der 15. Oktober in Kornelimünster ist bereits angedacht. Man habe bewusst den Aachener Süden als Austragungsort gewählt, um auch Vereine aus den Nordkreis-Kommunen für das neue Konzept zu begeistern. »Für 2018 gibt es schon wieder einen interessierten Verein... aus der Eifel«, klammern sich Förster und viele hundert Musiker an den vielleicht letzten Strohhalm.

Beratung

Am Sonntag, 22. Januar, sind die 53 musiktreibenden Vereine des Musikverbandes Aachen um 10 Uhr zur Delegiertenversammlung ins Musik- und Kulturzentrum Konzen geladen. Dann soll über das neue Konzept für das »Musikfest« beraten werden. Zwar werden auch dann wohl fast nur Vertreter aus der Eifel vor Ort sein, denen eines klar ist: »Es ist die letzte Chance, das Musikfest nicht sterben zu lassen!« www.musikverband-aachen.de


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