

Hoscheit/Eifel (Fö). »Immer mehr Landwirte arbeiten mit uns zusammen, denn ihnen wie uns liegt das Tierwohl am Herzen und gerade die Bauern wollen verhindern, dass ihr Vieh verdorbenes Futter bekommt«, weiß Dominik Puhl. Er seit rund zehn Jahren als Jäger tätig und hat bereits 2020 mit dem zuständigen Jagdpächter eine Drohne für den Bereich Kesternich/Strauch/Steckenborn beschafft. Mittlerweile hat auch die Kreisjägerschaft Aachen Stadt und Land e.V. vier fliegende Wärmebildkameras gekauft, wovon eine in der Nordeifel eingesetzt wird. Kürzlich kam eine Powerbank hinzu, damit das Drohnenteam die Geräte auf dem Weg von einer Wiese zur nächsten aufladen kann. »Die Drohne hält etwa 45 Minuten – in dieser Zeit kann ich rund 40 Hektar abfliegen, wenn wir kein Rehkitz aufspähen, dass es genau zu orten und einzufangen gilt«, weiß Puhl.
Bei Gefahr flüchten die Jungtiere nämlich nicht aus dem Feld, sondern geben ihrem »Duckreflex« nach und verharren auf der Stelle. Landwirte und Jäger in der Region setzen daher verstärkt gemeinsam auf verschiedene Wege, das Risiko für die Tiere zu minimieren. Neben klassischen Methoden, wie dem fußläufigen Absuchen der Wiesen, oder Vergrämungsmethoden durch Duftstoffe, Scheuchen oder akustische oder visuelle Signale, kommt zunehmend auch moderne Drohnentechnik mit Wärmebildkameras zum Einsatz.
»Die Zusammenarbeit klappt super«, ist Diplom-Agrarbetriebswirt Marco Palm, der mit seinen Eltern einen Hof in Hoscheit bewirtschaftet, begeistert. »Kurz vor dem Mähen rückt das Team aus, um die Jungtiere aufzuspüren, ehe es womöglich ins Mähwerk geraten.« 65 Hektar Grünfläche mäht er in diesen Tagen, die kann man nicht zu Fuß ablaufen.
In diesen Tagen, wo der erste Schnitt des Jahres ansteht, ist Dominik Puhl im täglichen Austausch mit den Landwirten. Diese versehen die Freiflächen mit Flatterband, um das Reh fern zu halten. »Das ist gut, aber nicht 100 Prozent sicher - nur das Abfliegen unmittelbar vor dem Mähen gibt Gewissheit«, unterstreicht Dominik Puhl. Und beim morgendlichen Streifzug erspäht die Wärmebildkamera aus luftiger Höhe rasch die kleinen Tiere. Rehkitze, manchmal auch Hasen werden dann von den Helfern - diese tragen Handschuhe, damit dem Tier keine menschlichen Geruchsspuren anhaften - behutsam mit langem, frischem Gras in eine verschließbare Box gelegt und für die Dauer der Mahd samt Box am Wald- oder Wegesrand abgestellt. »Wir appellieren an Wanderer oder andere, die eine Box auffinden, sie nicht zu berühren oder zu öffnen«, so Puhl. Nach der Mahd wird das Tier wieder freigelassen. »Ricke und Kitz haben einen Geruchsband, das sie auch nach Stunden wieder zusammenfinden lassen«, erklärt Rehkitzretter Puhl.
Auch die Landwirte gehen beim Mähen behutsam vor: »Wir mähen von innen nach außen oder in eine Richtung, damit dem Wild stets eine Schneise durch das hochgewachsene Gras zur Flucht bleibt«, unterstreicht Rolf Funken, zweiter Vorsitzender der Kreisbauernschaft Aachen und selbst Landwirt aus Mützenich. Auch hat man mehr und mehr die Biodiversität im Auge. So werden kleinere Flächen nicht gemäht - das wechselnde Aussparen von Streifen bei der Schnittnutzung bietet Insekten Nährraum und Fluchttieren Schutz.
Weitere Infos und Kontakt zum »Drohnenteam zur Jungwildrettung« gibt es auf https://aachen.ljv-nrw.de/drohnenteam/