Opfern der Zwangsarbeit ein Gesicht geben
Vogelsang. Rund 13 Millionen Menschen hat das NS-Regime zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Hinzu kommt ein großer Personenkreis, der in den besetzten Gebieten zur Arbeit gezwungen wurde. Dies unter menschenunwürdigen Bedingungen, die die Zwangsarbeiter zu einer der größten Opfergruppen des Zweiten Weltkriegs werden ließen.
André Kuper, NRW-Landtagspräsident, eröffnet am Donnerstag, 8. September, in Vogelsang eine Sonderausstellung, mit der Vogelsang IP und der Kreis Euskirchen bis zum 16. April 2023 die Umstände, Zusammenhänge und Auswüchse der Zwangsarbeit in der Region zeigen. Die Ausstellung beleuchtet zugleich die Rolle der in Vogelsang ausgebildeten »Ordensjunker« bei diesem beispiellosen Verbrechen des NS-Regimes in den Gebietskommissariaten hinter der Ostfront nach dem Überfall auf die ehemalige Sowjetunion. Die Aufarbeitung gilt den verschleppten Zivilisten ebenso wie den Kriegsgefangenen aus den besetzten Gebieten. Sie betrifft den Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft genauso wie in der Industrie oder der Öffentlichen Verwaltung. Aber sie stellt auch die Frage nach dem Gedenken an diese Opfer der NS-Gewaltherrschaft und den Ableitungen für das Zusammenleben im heutigen Europa.
Dr. Lenzen und Schöllers sind dabei
Die Ausstellung mit über 50 Medientafeln und Vitrinen mit Original-Fotos und Dokumenten ist ab dem 8. September täglich von 10 bis 17 Uhr für alle Gäste zu sehen. Der Eintritt ist frei. Weiter gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Präsentationen, Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen und Exkursionen - unter anderem mit den beiden Ausstellungsverantwortlichen Heike Pütz, Leiterin des Kreisarchivs und der Historischen Kreisbibliothek Euskirchen, und Franz Albert Heinen, Journalist und Autor. Beide haben sich intensiv der Zwangsarbeit in den Altkreisen Euskirchen bzw. Schleiden gewidmet.
Hinzu kommen Dr. Dieter Lenzen aus Kesternich, der zum gleichen Thema im ehemaligen Monschauer Land geforscht und publiziert hat, sowie Konrad und Benedikt Schöller mit ihren Arbeiten zur regionalen Erinnerungskultur rund um Schmidt und Hürtgenwald. Zudem kooperiert Vogelsang IP während der Ausstellungsdauer mit Mira Moroz, Nachfahrin eines polnischen Zwangsarbeiters mit bewegendem Familienschicksal. Die konkreten Termine der Veranstaltungen wird Vogelsang jeweils vorher ankündigen.