Pflegebedürftige dürfen zu Hause bleiben

Unverständnis und Sorge wich purer Erleichterung: Die Senioren in der Simmerather Stadtresidenz müssen ihr »zu Hause« nicht verlassen. Nur zwei Tage, nachdem die Heimaufsicht die Schließung des Seniorenzentrums verkündt hatte, konnte mit der »Itertalklinik Seniorenzentrum« ein neuer Betreiber gefunden werden.

Anhaltende pflegerische Mängel und eine akute Gefährdung der Bewohner hatten die Städteregion Aachen als Aufsichtsbehörde zu einem unerwarteten und drastischen Schritt gezwungen. »Am 4. Oktober wird die Stadtresidenz geschlossen«, hatte Stefan Xhonneux verkündet - die erste Schließung in seiner 20-jährigen Amtszeit bei der Heimaufsicht. Nur eine Woche Aufschub gewährten er und seine Mitstreiter Bewohnern und Angehörigen, um sich eine neue Bleibe zu suchen. Nach zwei intensiven Verhandlungstagen haben Vertreter der Alloheim GmbH, die die Stadtresidenz seit ihrer Gründung im Jahr 2008 betreibt, der Pflegekassen und der städteregionalen Heimaufsicht einen neuen Betreiber für die Senioren-Residenz präsentiert. Das »Itertalklinik-Seniorenzentrum« übernimmt die Einrichtung. Der Geschäftsführer, Dr. med. Christoph M. Kösters, betreibt bereits fünf Häuser in der StädteRegion, unter anderem in Roetgen, an denen auch betreutes Wohnen angeschlossen ist. »Für die 58 Heimbewohner gibt es damit eine verlässliche Perspektive«, verkündete der städteregionale Pressesprecher, Detlef Funken, erleichtert. »Sie können in der Einrichtung bleiben.«

Qualität herstellen

Auch Städteregionsrat Helmut Etschenberg ist froh, dass eine Lösung zum Wohle der Menschen gefunden werden konnte. In zahlreichen persönlichen Gesprächen hatten ihn Bewohner und deren Angehörige gebeten, sich für eine ortsnahe Lösung in Simmerath stark zu machen. »Mit Dr. Christoph Kösters konnte ein erfahrener Fachmann gefunden werden. Ich erwarte, dass er die Missstände, die mich zur Schließung des Alloheim-Hauses gezwungen haben, unverzüglich ausräumt und eine angemessene Qualität der Betreuung der Bewohner langfristig sicherstellt«, fordert er den zügige Wiederherstellung pflegerisch einwandfreier Qualität.

Pflegemängel

Die Heimaufsicht musste in der Vergangenheit zahlreichen Beschwerden von Angehörigen und Bewohnern nachgehen, die immer wieder von massiven Mängeln in der Pflegequalität berichtet hatten. Trotz mehrerer Gespräche mit dem Betreiber wurden im Februar dieses Jahres im Rahmen einer Regelprüfung erneut erhebliche Mängel festgestellt. Im Kern ging es darum, dass zu wenig Stammpersonal vorgehalten wurde und dadurch die vorgeschriebene Versorgungsqualität nicht zu jeder Zeit gewährleistet werden konnte. Im Juli wurde deshalb schon die Neuaufnahme weiterer Bewohner untersagt. Zeitweise war nur eine Pflegefachkraft vor Ort. Der neue Betreiber signalisierte bereits seine Bereitschaft, das vorhandene Personal zu übernehmen und an den defizitären Stellen aufzustocken. Sofern Angehörige in der Zwischenzeit bereits anderweitig Verträge zur Unterbringung der Bewohner geschlossen haben und diese nun rückgängig machen wollen, hat auch der stellvertretende Regionaldirektor der AOK, Bernd Claßen, als Vertreter der Pflegekassen seine Unterstützung zugesagt.


Meistgelesen