Wasserversorgung in der Krise gewährleisten
Krisenhafte Ereignisse wie Hochwasser, Hitzeperioden, Pandemien oder eine Unterbrechung der Wasser- und Energieversorgung betreffen die Kommunen unmittelbar. Wie können sie sich besser darauf vorbereiten und ihre Infrastruktur schützen? »Antworten darauf gibt ein Modellvorhaben des Bundes, das aus der Perspektive der Raumplanung Lösungen entwickelt«, erklärt Dr. Matthias Furkert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn. Die Stadt Monschau bildet mit Roetgen und Simmerath als »Nordeifel« eine von bundesweit sechs Modellregionen, in denen untersucht wird, wie ein flächendeckender Versorgungsgrad mit Infrastruktursystemen und Daseinsvorsorgeeinrichtungen erreicht werden kann, der sich auch im Falle krisenhafter Ereignisse resilient zeigt. Monschaus Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer hatte die Fühler zum gebürtigen Höfener ausgestreckt,
Der Fokus liegt dabei auf
einer zukunftsfesten Wasserversorgung. Im deutsch-belgischen Grenzgebiet versorgt das Wasserwerk des Wasserversorgungszweckverbandes Perlenbach (WVZVP) rund 50.000 Einwohner mit Wasser. Dieses kommt vor allem aus der verbandseigenen Perlenbachtalsperre. Das relativ kleine Speichervolumen der Perlenbachtalsperre reicht in trockenen Jahren jedoch nicht mehr aus, so dass eine Notversorgungsleitung eingerichtet wurde. »Die Notleitung musste 2003, 2018, 2019, 2020, 2022 und auch in diesem Jahr anlässlich des jeweiligen Trockenfalls der Talsperre beansprucht werden, obwohl über das jeweilige Jahr gerechnet ein Talsperrenzufluss vom 13-fachen des Bedarfs vorliegt«, zählt der Bürgermeister der Gemeinde Simmerath, Bernd Goffart, auf. Er hat derzeit auch das Amt des Verbandsvorstehers des WVZVP inne. Daher arbeitet man intensiv daran, die Talsperre aufstocken zu können.
Meilenstein für Mammut-Projekt?
»Wir sind froh, den Workshop ausrichten und unser Projekt voran bringen zu können«, erklärt Wasserwerk-Betriebsleiter Gerhard Schmitz. Der »Wasserreichtum« des aus dem Hohen Venn gespeisten Perlenbachs fließt in sdas Rurtalsperrensystem ab. »Von dort müssen wir dann wieder teuer Wasser einkaufen«, moniert Goffart. Es ist den regionalen Verantwortungsträgern daher besonders wichtig, dass die Versorgung auf eine breite und sichere Grundlage gestellt wird.
Die Talsperre dient aber auch dem Hochwasserschutz. »Sie ist als einzige bei der Flutkatastrophe nicht ausgefallen«, weiß Bernd Goffart.
Vertreter der Anrainer-Kommunen der Perlenbachtalsperre waren ebenso gekommen wie Fachleute der Bezirksregierung Köln und belgischer Partner, wo das Wasser naturgemäß herfließt. Und sie zeigten sich bei einer Wanderung von der Höfener Mühle zurück zur Dammkrone beeindruckt, dass relativ wenig Einfluss auf die Natur genommen werden muss, um die Perlenbachtalsperre um 12 Hektar zu erweitern. »Die B399 in zwischen Perlenau und Kalterherberg muss auf einer Länge von rund 350 Metern um bis zu vier Metern angehoben werden«, erklärt Schmitz. Der Wanderweg wird hangseits Richtung Höfen versetzt oder auf Stelzen gehoben. »Wir brauchen oft nur einen Meter mehr Breite, um das Stauvolumen immens zu erhöhen«, versichert Goffart. »Und 850 Meter des bisherigen Flussbettes des Perlenbachs werden Teil der Talsperre«, so Schmitz.
»Für das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung ist es neben diesen konkreten Ergebnissen für die Region auch immer wichtig, durch die Arbeit mit Modellvorhaben zu zeigen: Die Lösungen taugen auch als Blaupause für die Umsetzung in anderen Regionen«, sagt BBSR-Projektleiter Dr. Matthias Furkert.
»Wir haben hier wichtige Erkenntnisse erlangt, welch große Bedeutung einer Aufstockung der Perlenbachtalsperre hat - das kann das Projekt deutlich voran bringen«, prophezeit Prof. Dr.-Ing. Stefan Greiving, der eine Ingenieurgesellschaft für Raumplanung und Umweltforschung betreibt. Das hören Bernd Goffart und Gerhard Schmitz gerne: »Es ist der einzig sinnvolle Weg. Und den werden wir weiter engagiert beschreiten.«
n Die Perlenbachtalsperre, die derzeit ein Fassungsvermögen von 800.000 Kubikmetern aufweist, soll deutlich vergrößert werden. 2,3 Millionen Kubikmeter soll sie aufstauen können.
n Die Höfener Mühle wurde vom WVZV erworben, wo die Flussperlmuschel in Kooperation mit der Biologischen Station gezüchtet wird. Die Staustufe bei einem hundertjährigen Hochwasser würde aber das Bauwerk nicht beeinträchtigen.