Seitenlogo
Michael Nielen

Jeder vierte Anrufer ist einsam

Eifel. Alleine zwischen Heiligabend und Silvester verzeichnete die Telefonseelsorge Aachen-Eifel über 250 Kontakte.

Das Team der Telefonseelsorge um Leiter Frank Ertel (2.v.l.) und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Martina, Hülya und Nicole (v.l.) freuten sich über eine 5000 Euro-Spende der Sparkasse Aachen, die Vorstandsvorsitzender Norbert Laufs (r.) vorbeibrachte.

Das Team der Telefonseelsorge um Leiter Frank Ertel (2.v.l.) und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Martina, Hülya und Nicole (v.l.) freuten sich über eine 5000 Euro-Spende der Sparkasse Aachen, die Vorstandsvorsitzender Norbert Laufs (r.) vorbeibrachte.

Bild: Andreas Steindl

Die Bilanz für das Jahr 2022 fällt noch deutlicher aus: 8399 Gespräche am Telefon haben die rund 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonseelsorge Aachen-Eifel geführt, sind in 1590 Chats und 1776 Mails seelsorglich aktiv gewesen. Insgesamt hatten sie 11.765 Seelsorgekontakte. Bundesweit waren es 1,2 Millionen.

»Die Pandemie, Kontaktbeschränkungen, ein Krieg mitten in Europa, steigende Lebenshaltungskosten und Energiepreise – das macht vielen Menschen Angst«, betont Frank Ertel, Bundesvorsitzender der Telefonseelsorge Deutschland und Leiter der Telefonseelsorge Aachen-Eifel.

Depressionen, Ängste, Schwierigkeiten in Partnerschaft und Beziehungen, Suizidgedanken und Einsamkeit – in all diesen Lebenssituationen stehen die Telefonseelsorger rund um die Uhr den Menschen bei, hören zu und vermitteln Hilfe.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sei es vor allen Dingen das Thema Einsamkeit, das die Menschen zum Hörer greifen lasse – mehr als jeder vierte Kontakt drehe sich darum, Tendenz weiter steigend.

»Einsamkeit betrifft viele Menschen, das beobachten wir auch in unserer Gesellschaft. Vor allem wieder Anschluss zu finden, scheint schwer zu sein«, sagt Frank Ertel. »Es ist wichtig, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Aus Einsamkeit heraus resultieren viele Krankheiten. Deswegen ist es notwendig, auf diese Tendenz immer wieder hinzuweisen.«

Auffallend sei dabei eben auch, dass das Thema (Zukunfts-)Angst gestiegen ist. Die Zahl der Anrufe von Menschen über 80 Jahre ist gestiegen, sie fühlten sich durch den Krieg in der Ukraine an ihre eigenen Kriegserfahrungen des Zweiten Weltkriegs erinnert. »Diese Menschen haben bereits leidvoll erlebt, was Krieg bedeutet. Und sie haben Angst davor, es noch einmal erleben zu müssen«, so Frank Ertel.

Die Zahl der Kontakte sei vergleichbar hoch wie 2021. Dabei seien die Kontakte am Telefon mehr geworden und in der Onlineberatung (Mail und Chat) leicht gesunken. Die Nachfrage ist seit Beginn der Pandemie hoch geblieben. »Wir brauchen ehrenamtliche Mitarbeiter, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Bei uns ist bürgerschaftliches Engagement auch ein Engagement für die Gesundheit von Menschen«, sagt Frank Ertel und wirbt dafür, sich als Telefonseelsorger zu engagieren. »Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, sollte gerne zuhören und Interesse an Menschen mitbringen.« Getragen wird das Angebot der Telefonseelsorge Aachen-Eifel von der katholischen und evangelischen Kirche. Mittlerweile erreichen über 30 Prozent der Ratsuchenden die Telefonseelsorge online über Chat oder über Email.

So erreicht man die Telefonseelsorge:

Hilfe per Telefon: 0800 111 0 111 .

Hilfe per Chat oder Mail: www.telefonseelsorge-aachen.de

Im Februar beginnt eine neue Ausbildungsgruppe. Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, erhält weitere Informationen per E-Mail unter: info@telefonseelsorge-aachen.de


Meistgelesen