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Soziale Schere beginnt bei Bildung

Der Arbeitsmarkt boomt ungebrochen. Betriebe klagen jedoch über Fachkräftemangel. Da wird es immer schwieriger, ungelernte Langzeitarbeitslose zu integrieren.
Andrea Günzl-Kaever (Controlling), Stefan Graaf (Geschäftsführung) und Christian Neuss (Pressesprecher) präsentierten positive Zahlen des Jobcenters in der Städtereguion Aachen. Zugleich baten sie aber auch Arbeitgeber, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben, wenn diese ernsthaft an Arbeit interessiert sind. Foto: T. Förster

Andrea Günzl-Kaever (Controlling), Stefan Graaf (Geschäftsführung) und Christian Neuss (Pressesprecher) präsentierten positive Zahlen des Jobcenters in der Städtereguion Aachen. Zugleich baten sie aber auch Arbeitgeber, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben, wenn diese ernsthaft an Arbeit interessiert sind. Foto: T. Förster

Mit 9.362 integrierten Personen und 24,4 Prozent steht das Jobcenter in der Städteregion Aachen sehr gut da. »Absolute Zahl und Integrationsquote befinden sich auf einem Rekordniveau«, freut sich Geschäftsführer Stefan Graaf. Gleichwohl weiß er, dass es immer schwieriger werde, Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. »Denn die, die immer noch keinen Job haben, sind zu einem großen Teil tatsächlich sehr schwer vermittelbar.« Dies macht Graaf an einer markanten Zahl fest: Drei Viertel der Arbeitslosen, die Kunden des Jobcenters sind, verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. »Die soziale Schere setzt bei der Bildung an«, versichert er. Daher sei es wichtig, möglichst jeden so zu qualifizieren, dass er einen Job findet. »Übrigens ist das nicht nur für den Arbeitslosen selbst wichtig, sondern auch für sein familiäres Umfeld«, unterstreicht Graaf. Eine Langzeitstudie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung belege, dass Kinder, deren Eltern lange Zeit ohne feste Arbeit waren, selbst erheblich gefährdeter sind, dauerhaft ohne Job zu bleiben.

Arbeit reicht zum Leben nicht

»Die Digitalisierung führt zudem dazu, dass der so genannte Helfer-Arbeitsmarkt immer kleiner wird«, weiß Graaf. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen konnte in der Städteregion Aachen im Jahre 2018 erstmals unter 8000 gesenkt werden (7.946). Gleichzeitig stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 213.831 - ein Plus von 10 Prozent seit 2012. 27.811 Bedarfsgemeinschaften mit 54.096 Personen - darunter 13.773 Kinder unter 15 Jahren - zählt das Jobcenter der Städteregion zum Jahresende. Ebenfalls deutlich rückläufige Zahlen. »Viele Aufstocker sind darunter, die von ihrem Gehalt alleine nicht leben können«, weiß Graaf. Gründe sind gesundheitliche Beeinträchtigungen oder alleinerziehend zu sein, wodurch man nicht in Vollzeit arbeiten kann. Aber auch der zunehmende Anteil des Niedriglohnsektors sei für viele Menschen, die in Lohn und Brot stünden, ein Problem. In so genannten Förderzentren werden Langzeitarbeitslose fit gemacht, um eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Ein solches Förderzentrum gibt es seit Oktober auch auf dem Gelände des Berufsbildungszentrums BGZ in Simmerath. 27,67 Millionen Euro hat das Jobcenter in 2018 für Förderungen wie die Förderzentren, berufliche Weiterbildung, Einstiegsgeld oder Zuschüsse für Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslosen eine Chance geben, in die Hand genommen. 2019 stellt der Bund für die Städteregion Aachen 40,9 Millionen Euro zur Verfügung. »So können wir die soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt noch intensiver fördern«, freut sich Graaf. Ein neues Gesetz habe binnen weniger Tage zu 99 neuen Arbeitsverträgen geführt - 500 Integrationen durch diese Maßnahme sind für 2019 das Ziel. Seit rund zehn Jahren ist das Jobcenter Städteregion Aachen in der Eifel mit einer Geschäftsstelle vertreten. Seit Sommer ist das Jobcenter in einem neuen Gebäude an der Ecke Hauptstraße 95 / Friedhofsweg am Ortsausgang Simmeraths Richtung Witzerath beheimatet.

Kundenstruktur in der Eifel

Aktuell werden 1.025 Menschen in 532 sogenannten Bedarfsgemeinschaften betreut. »Wir beraten die Arbeitslosen, suchen gemeinsam mit ihnen nach einer neuen Beschäftigung und steigen ins Fallmanagement ein«, zählt Stefan Graaf auf.
293 der Kunden sind arbeitslos, davon 138 schon seit langer Zeit.
180 Kunden gehen einer Beschäftigung nach, müssen ihren Lohn jedoch mit Arbeitslosengeld II aufstocken.


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