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Gefährliche Dürre für die Gastronomie

38 Tage lang hat es nicht mehr geregnet, wie Wetterfrosch Andy Holz von Hürtgenwaldwetter verkündete, ehe nun erste zaghafte Feuchtigkeit aus der Luft kam. Was die Landwirtschaft stört, freut den Tourismus. Doch ebenso lange hat Manuela Baier keine Gäste mehr empfangen können. Und ihre Durststrecke geht weiter.
Manuela Baier steht zwischen Hoffen und Bangen im leeren Restaurant ihres Landhotel Kallbach. Sie befürchtet erst zu den großen Ferien wieder den Hotelbetrieb richtig anlaufen lassen zu können. Ein erster Schritt sei die Öffnung der Außengastronomie... Foto: Privat

Manuela Baier steht zwischen Hoffen und Bangen im leeren Restaurant ihres Landhotel Kallbach. Sie befürchtet erst zu den großen Ferien wieder den Hotelbetrieb richtig anlaufen lassen zu können. Ein erster Schritt sei die Öffnung der Außengastronomie... Foto: Privat

»Der 20. März war der schlimmste Tag in meinem beruflichen Leben«, erinnert sich Manuela Baier. An diesem Freitag hat sie ihre letzten Gäste aus dem Landhotel Kallbach verabschiedet. Und seither ist es gespenstig still in Simonskall. Ein Ort, der ähnlich wie die Monschauer Altstadt oder die Orte am Rursee ganz besonders am Tourismus hängt. »Corona hat für das Kalltal ungeahnte Realitäten offenbart«, erleben Manuela Baier und ihre Kollegen in der Gastronomie nicht nur an der Kall ein Horro-Szenario. »Wir sind seit sechs Wochen komplett geschlossen und es gibt derzeit keinerlei Perspektive, wann wir wieder öffnen dürfen.« Dabei hatte alles so gut begonnen. Der Tourismus florierte in den ersten Wochen. Im Café Kern wurde durch den Leitungswechsel von Marita Heller an Christina Bungenberg in die Zukunft investiert und Manuela Baier lag mit der Herrichtung ihres »Herrenhauses« im Zeitplan. »Doch schon Aschermittwoch wurden die ersten fünf Tagungen storniert - so etwas haben wir noch nie erlebt«, erinnert sich Baier. Es folgten ein Dutzend Absagen von Kommunionfeiern und die ersten Urlaubsreisen ins beschauliche Simonskall wurden gecancelt. »Über 500 Stornierungen habe ich in den letzten Wochen bearbeitet, meine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, denen übrigens auch noch das Trinkgeld fehlt«, so Baier. Dies sei für die Mitarbeiter eine wichtige Einnahmequelle, wo doch das Gehaltsgefüge am unteren Ende angesiedelt sei. Und wenn dann anfangs doch unzählige Touristen den Ort säumen, aber nicht bewirtet werden dürften, dann blute der Gastronomin das Herz.

Drei-Gang-Menü von Azubis kreiert

»Und doch bin ich froh, dass wir diese Pandemie in Deutschland durchleben müssen - denn kaum ein Staat ist derart gut gerüstet«, unterstreicht die Unternehmerin, die bereits die SARS-Epidemie in Ostasien hautnah miterleben musste. Die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für die Gastronomen sei ein politisches Zeichen, die Hilfsmaßnahmen sehr unbürokratisch. »Und doch helfen sie nicht, wenn man bereits vor der Krise Probleme hatte«, so Baier. Wie viele andere Gastronomen in der Region will auch Manuela Baier in diesen schwierigen Zeiten auf sich aufmerksam machen und ein wenig Einnahmen generieren. Viele Restaurant-Betreiber bieten Liefer- und Abolservice von Speisen an, die dann daheim verzehrt werden können - auch wenn dafür seit Montag ebenfalls die Maskenpflicht gilt. »Gerade für unsere Auszubildenden, die nicht in Kurzarbeit sind und teilweise vor Prüfungen stehen, müssen wir den Betrieb zu Schulungszwecken aufrecht erhalten«, erklärt Baier. Und so wird von den Lehrlingen nicht nur der Rasen gemäht, Reinigungs- und Aufräumarbeiten vorgenommen oder der Speisesaal auf Vordermann gebracht, sondern auch Marketing-Konzepte entwickelt oder gekocht und das Zubereitete preislich kalkuliert. »Gemeinsam mit unserem Küchenchef werden zu bestimmten Terminen Drei-Gang-Menüs kreiert und zubereitet«, so Baier. In den Genuss kommen aber nicht nur Manuela Baier und ihre Mitarbeiter, sondern an Ostern, am Maifeiertag oder Muttertag können hungrige Gäste das Menü bestellen und mit nach Hause nehmen. Während nach zwischenzeitlicher Zwangspause - die Fliesen kamen aus Italien - die Ferienwohnungen im Herrenhaus Kallbach fertig gestellt werden, wird an der Rezeption des Hotels ein Spuckschutz angebracht, die Speisekarten abwaschbar laminiert, Masken und Desinfektionsmittel geordert. Und auf der Sonnenterrasse wurden die Tische auseinander geschoben, um den nötigen Abstand zwischen den potenziellen Gästen einzuhalten. »Wir wollen perfekt vorbereitet sein, wenn es wieder losgeht«, so Baier. Auf die Wiedereröffnung hofft sie zu Pfingsten, so richtig wird es ihrer Meinung nach jedoch erst zu den Sommerferien gehen. »Und wenn vielleicht ausländische Gäste nicht kommen können, dann freuen wir uns in Hotel und Ferienwohnung, Restaurant und auf dem Adventure-Golfplatz umso mehr über jeden Eifeler, der die schönste Zeit des Jahres daheim verbringt.«


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