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Ein »Kind der Gemeinde« tritt nicht mehr an

»Dieser Entschluss ist mir nicht einfach gefallen«, sagte Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht. Man sah ihm an, dass diese Feststellung der Wahrheit entsprach.
Der Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht wird bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr antreten. mn-Foto

Der Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht wird bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr antreten. mn-Foto

Der Entschluss, den Pracht gemeinsam mit seiner Familie fasste, betraf nicht nur ihn selbst, sondern eigentlich auch die gesamte Gemeinde. Denn Wilfried Pracht wird bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 nicht mehr als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen. In seinem Fall darf man wohl getrost vom Ende einer Ära sprechen. Am 1. Juli 1972 begann um 7.25 Uhr die fast 48-jährige Laufbahn von Wilfried Pracht in der Verwaltung der Gemeinde Nettersheim. Seit 2004 ist er Bürgermeister der Kommune und hätte sich wohl auch Stand jetzt noch eine vierte Wahlperiode zugetraut. »Ich fühle mich fit, habe noch viele Ideen und mache meinen Beruf nach wie vor sehr gerne«, sagt der Bürgermeister - auch wenn die 70-Stunden-Woche bei ihm die Regel ist. Eigentlich beste Voraussetzungen, weiterzumachen. Doch der 64-jährige Wilfried Pracht merkt auch, »dass mir die Dinge nicht mehr so leicht fallen wie mit 45. Bei einer Wiederwahl wäre ich zum Amtsende fast 70 Jahre alt.« Überlegungen, sich zur Wahl zu stellen und womöglich in der Mitte der Amtszeit zu gehen, seien für ihn nie eine Option gewesen.

Ehrenamtliches Engagement

Er sei zwar »ein Kind der Gemeinde«, aber schließlich müsse man auch irgendwann einmal Platz für jüngere Menschen machen. Auch die Familie habe ihm schon länger signalisert, sich etwas mehr Ruhe zu gönnen. »Meine Frau«, schmunzelt Wilfried Pracht, »ist vor kurzem in den Ruhestand gegangen. Man könnte also etwas mehr Zeit miteinander verbringen.« Wobei sich Pracht wohl nicht in die Sonne legen wird. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, mich nach meinem Ruhestand weiter ehrenamtlich für rund 30 Stunden in der Woche für die Eifel zu engagieren«, benennt er mit Umwelt und Sozialem mögliche Tätigkeitsfelder. Konkretes gebe es aber noch nicht. Die Betroffenheit in der Belegschaft war groß, verriet Uschi Mießeler. Sie hatte Pracht im Ratssaal von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt. »Da ist das ein oder andere Tränchen geflossen«, so Uschi Mießeler, »denn viele haben damit gerechnet, dass Wilfried Pracht weitermacht.« Am Ende gab es Standing Ovations für den Chef - »ein sehr bewegender Moment«, bekannte Pracht.


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