Ein Kesselflicker bei der Arbeit
Bild: Archiv, Joachim Schröder
Wie ihre Berufskollegen - Scherenschleifer, Kupferschmiede, Besenbinder und andere Handwerker - zogen die Kesselflicker mit Wohnkarren und Familie von Ort zu Ort. Sie lagerten neben den Dörfern und richteten dort ihre Werk- und Feuerstätten ein.
Allgemein galten die Kesselflicker früher als "eine Art von Kupferschmieden, welche mit altem Kupfer und ihrem Handwerkszeuge auf dem Lande umher ziehen, und insonderheit den Landleuten, oder an solchen Oertern, wo keine ordentliche Kupferschmiede sich befinden, die schadhaft gewordenen Kessel und anderes dergleichen Geräth flicken oder ausbessern. Sie treiben sich gemeiniglich auch in den Städten auf den Straßen herum, und schreyen ihre Arbeit aus. Die rechten und zünftigen Kupferschmiede aber halten sie für Störer und Pfuscher".
Die gesellschaftliche Randstellung der migrierenden Flickhandwerker und die damit einhergehende Stigmatisierung spiegeln sich in Redewendungen wie: "Der schimpft wie ein Kesselflicker" oder "Die schlagen sich wie die Kesselflicker" wider. Beide wollen besagen, dass man besonders laut, vulgär oder exzessiv schimpft, säuft, schlägt oder streitet.
Ich selbst kann mich erinnern: Es war 1956, als mich "mein Pap" in die Lünebacher Straße gegenüber von "Millich Pitter" schickte, wo ich ein paar "Döppen" abzugeben hatte. Ich war damals sehr berührt von der Armut des armen Kesselflickers und seiner notleidenden Kinderschar. Auf der Erde brannte ein zartes Feuer, über dem eine dünne Suppe aus hiesigen Pflanzen köchelte. Das "Lager" befand sich direkt an der damals selten befahrenen Straße und war mehr als dürftig.
Als ich am nächsten Tag die geflickten Töpfe abholen ging, gab mir mein Vater ein Stück Speck und Eier mit. Das dankende Gesicht habe ich bis heute nicht vergessen.
Text: Joachim Schröder
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