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Einmal Kuhmilch tanken, bitte!

Wer regional einkauft, lebt nachhaltiger: Die Wiersdorfer Milchtanke bietet frische Milch ab Hof zum »Selbertanken«. Auch andere Produkte aus umliegenden Dörfern gib es vor Ort.

Viele Menschen hegen schon länger den Wunsch, sich nachhaltiger zu ernähren. Geht es jedoch an die Umsetzung dieses Vorhabens, wird das schon schwieriger. Im Supermarktregal reihen sich etliche Produkte aneinander. Immer groß auf die Verpackungen gedruckt: Schlagworte wie "Bio", "aus der Region", "fair gehandelt" und "zertifizierte Qualität", die beim Verbaucher gut ankommen. Doch was bedeutet aus der Region? Herauszufinden, wo die Produkte herkommen, ist oft mühsame Recherche - die nicht selten im Sande verläuft. Welche langen Wege die Lebensmittel per Lkw zurückgelegt haben, kann oft nur erahnt werden. Denn: "Aus der Region" ist eben ein dehnbarer Begriff. Wer sichergehen will, dass die Lebensmittel tatsächlich aus der Region kommen, hat die Möglichkeit, bei diversen Hofläden einzukaufen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm bietet dabei zum Beispiel der Wiersdorfer Bauernhof "Hannenhof" mit seiner "Wiersdorfer Milchtanke" ein besonderes Konzept.

Regional und saisonal

Mit der Milchtankstelle hat sich die gebürtige Bitburgerin Christina Theisen einen Traum erfüllt. Bereits seit 16 Jahren lebt die 33-Jährige auf dem Hof im rund 250-Seelen-Dorf. Sie hat dort ihr 3. Lehrjahr in der Ausbildung absolviert, sich in Landwirt Christian Theisen verliebt und ist geblieben. Das Ehepaar hat viel zu tun, denn neben der Arbeit in der Landwirtschaft hat es drei Kinder. Trotzdem war der Wunsch da, den Menschen die Gelegenheit bieten zu wollen, regional und direkt auf dem Hof einzukaufen - und so auch die frische Kuhmilch ohne lange Transportwege direkt vor Ort anbieten zu können. Bis zu 10.000 Liter geben die Kühe jährlich. "Wir wollten aber nicht nur die Milch verkaufen, sondern auch Lebensmittel aus dem nahen Umfeld anbieten", berichtet Christina Theisen. Daher gibt es neben dem Milchautomaten, an dem man per Knopfdruck die Milch selbst in eine Glasflasche vom Hannenhof oder ein selbst mitgebrachtes Gefäß füllen kann, auch u. a. Honig aus Oberweiler, Hausmacher Nudeln aus Metterich, Naturjoghurt und Schnittkäse aus Kahren, Fruchtaufstrich aus Oberkail, Bauernschinken und Konservenwurst aus Nattenheim sowie Kartoffeln aus Prümzurlay. Ebenso im Portfolio: Eier aus eigener Haltung, denn vor Ort gibt es seit August 2020 einen Mobilstall mit rund 100 Hennen.

Viele Auflagen

Damit die Theisens überhaupt eine solche Milchtanke eröffnen durften, galt es einige Hürden zu meistern, berichtet Landwirt Christian Theisen. "Die Milchtanke muss beispielsweise auf demselben Grundstück sein, wie die Produktionsstätte. Das macht es einigen Landwirten unmöglich, so etwas anzubieten - wir konnten das glücklicherweise umsetzen." Auch die zahlreichen (Hygiene-)Auflagen mussten vorab erfüllt werden. "Wir produzieren nach hohem Hygienestandard und den neuesten Tierschutzverordnungen", sagt Theisen. Günstig für den Hannenhof sei der Standort an der Hauptstraße. "Müssten die Menschen weiter ins Dorf fahren, wüsste ich nicht, ob das Angebot so gut angenommen werden würde, wie es aktuell der Fall ist." Christina Theisen fügt hinzu: "Es ist natürlich eine Extra-Tour für die Kunden, die neben dem Supermarkt dann auch zu uns fahren müssen. Das muss man schon wollen." Viele würden das unter anderem aufgrund der guten Milchqualität gerne in Kauf nehmen: "Die Milch ist unbehandelt. Nach dem Melken per Melkroboter wird sie heruntergekühlt und ist dann wenig später in der Tanke verfügbar. Einen kürzeren Weg von der Kuh zum Verkauf gibt es nicht." Außerdem spare man durch die Möglichkeit des Milchtankens unzählige Umverpackungen - das sei vor allem Nachhaltig. Der Landwirt ergänzt: "Unbehandelte Milch ist zudem viel besser bekömmlich. Und der Geschmack unserer unbehandelten Milch ist auch ein völlig anderer, als der von homogenisierter Milch aus dem Supermarkt." Das komme nicht zuletzt daher, dass die Tiere viel Platz und Auslauf hätten und das Melken völlig stressfrei sei. Außerdem stelle man das Grundfutter selbst her. Alle Kühe seien zudem auf dem Hof aufgewachsen. Für ihn ist klar: Nur wenn es dem Tier gut geht, stimmt der Ertrag - und nur dann ist die Produktion wirtschaftlich.

Landwirte wären gerne transparenter

Der Gesetzgeber mache es Landwirten allerdings nicht immer einfach:"Wir wären in vielerlei Hinsicht gerne noch transparenter, aber etliche Vorgaben des Lebensmittelrechts regeln, wie wir uns zu verhalten haben. Auf der einen Seite will man, dass wir uns öffnen - und die Menschen fragen auch danach  - auf der anderen Seite gibt es enorme Auflagen, an die wir uns halten müssen. Das ist ein Widerspruch in sich und sehr schade." Dass Landwirte oft mit Vorurteilen zu kämpfen hätten - beispielsweise was das Düngen betrifft, sei vor allem auf Halbwahrheiten zurückzuführen, die in den Medien verbreitet würden. Christina Theisen ergänzt: "Viele Landwirte sind froh, dass wir Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Kunden und Menschen in der Region über die Landwirtschaft informieren." Denn nur weil man aus der Eifel komme, sei es nicht selbstverständlich, dass man schon "so nah an der Kuh war" und sich mit der Landwirtschaft auskenne ... Hintergrund: Hannenhof – Wiersdorfer Milchtanke
  • Seit Januar 2017 gibt es die Wiersdorfer Milchtanke auf dem  Bauernhof Hannenhof. Neben frischer Kuhmilch werden dort regionale und saisonale Produkte verkauft.
  • Der Bauernhof befindet sich seit seinem Bau 1729 im Familienbesitz und besteht aus ca. 60 ha Fläche,
  • Neben der Milchtanke  umfasst der Hof einen großen Stall, einen Mobilstall mit rund 100 Hennen, Ferienwohnungen, eine Schnapsbrennerei und eine Festscheune.
  • Seit Herbst 2014 übernimmt ein Melkroboter das Melken der Kühe.
  • Kontakt: Hannenhof, Hauptstraße 1, Wiersdorf; E-Mail: info@hannenhof.de, Tel. 06569 / 7180,
  • www.hannenhof.de

+++ Ein Video zum Artikel gibt es  hier +++


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