Nikolas Leube

Landwirtschaftsschule feiert 150 Jahre

Bitburg. Die Landwirtschaftsschule Bitburg zeigt einen Querschnitt durch ihre Geschichte.

Die Betriebe sind klein und wenig mechanisiert und die Düngung erfolgt vorwiegend durch natürliche Mittel wie Mist. Aber auch landwirtschaftliche Neuerungen und technische Entwicklungen beginnen eine größere Rolle zu spielen. Die Einführung neuer Geräte und Methoden erfordern aber eine entsprechende Ausbildung der Landwirte, um die Effizienz und Produktivität zu steigern. Landwirtschaftliche Schulen werden deutschlandweit gegründet, um den Bedarf an Wissen über verbesserte Anbautechniken, Düngung, Viehhaltung und andere landwirtschaftliche Themen zu decken.

Landwirtschaftsschule

1873 - das ist auch das Gründungsjahr der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Bitburg, aus der 1941 das St. Willibrord-Gymnasium und die heutige Berufsbildende Schule Agrarwirtschaft am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel - diese mit häufig geänderter Namensgebung - hervorgegangen sind. Im Volksmund war es wohl immer "Die Landwirtschaftsschule", die nun ihr 150-jähriges Jubiläum feiert. Ab Mitte des 19. Jahrhundert entwickelte sich insbesondere in den bäuerlich geprägten Landkreisen zudem das System der landwirtschaftlichen Winterschulen. Die theoretische Ausbildung erfolgte in zwei Winterhalbjahren und galt u.a. als gute Vorbereitung für die Meisterprüfung. Auch an die Landwirtschaftsschule Bitburg wurde eine solche Winterschule angegliedert. Weitere entstanden z.B. in Prüm, Neuerburg, Hillesheim, Daun, Arzfeld, die aber ab den 60er bis in die 90er Jahre parallel zum landwirtschaftlichen Strukturwandel wieder aufgelöst werden. So gab es 1949 in RP noch 211.017 Betriebe, aktuell sind es noch 15.700. Und so gibt es heute für die Aus- und Fortbildung des landwirtschaftlichen Berufsnachwuchses in RLP nur noch zwei Standorte, einer davon in Bitburg mit aktuell 70 Berufsschülern und 48 Fachschülern.

Nachwuchs willkommen

Der Nachwuchs kommt zum großen Teil aus landwirtschaftlichen Betrieben. Tendenziell wächst der Anteil derer, die keinen direkten landwirtschaftlichen Background haben. "Und das ist gut so", sagt Schulleiterin Anja Stumpe. "Die landwirtschaftlichen Betriebe werden größer und trotz aller Technisierung und Steigerung der Arbeitseffizienz: Nachwuchs wird dringend gesucht." Das gelte auch für den vor- und nachgelagerten Bereich wie Futtermittel- und Düngemittelfirmen oder Molkereien. Die meisten Studierenden, die von landwirtschaftlichen Betrieben stammen, möchten auch nach ihrem Abschluss den Betrieb übernehmen. "Unsere Schüler brennen für ihren Beruf", sagt Anja Stumpe. "Sie haben Spaß an der Natur, Tieren und Maschinen", bestätigt auch Andrea Höller, Lehrerin für die Fächer Tierhaltung und Unternehmensführung und zuständig für die Organisation der Schule. Auf die Aufgaben auf Höfen und anderen landwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen werden die Studierenden umfassend vorbereitet, angefangen in der Berufsschule über die Fachschule mit Fortbildung zum Wirtschafter Landbau und schließlich zum Techniker Landbau. Vor allem die Umsetzung des theoretischen Wissens in die Praxis spielt eine sehr große Rolle bei den Lehrern und Lehrerinnen der Landwirtschaftsschule am DLR. Sie übernehmen neben ihrer Lehrtätigkeit auch Aufgaben in der Wissensgenerierung und -aufbereitung sowie -weitergabe an die Landwirte und sind so immer am Puls der Praxis.

Theorie & Praxis

Diese Einheit aus Schule, Versuchswesen, Weiterbildung/Beratung gibt es in Rheinland-Pfalz seit den 70er Jahren und ist bundesweit einmalig. Man hatte erkannt, dass eigene Berufsbildende Schulen für die Agrarberufe in direkter Anbindung an das landwirtschaftliche Versuchswesen und die Beratung die Qualität der Ausbildung deutlich verbessern können. Seit dieser Zeit ist das Landwirtschaftsministerium Trägerin der Berufsbildenden Schulen Agrarwirtschaft in Rheinland-Pfalz. Geht es in der Berufsschule neben allgemeinbildenden Fächern noch um Grundlagen in Pflanzenbau und Tierhaltung, steht in der Fachschule die Vertiefung und Anwendung des Wissens auf den Praxisbetrieben im Vordergrund. Vor allem aber werden die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen des eigenen Planens und Handelns herausgearbeitet. Auch viele außerschulische Lernorte sind in diese Zielsetzung eingebunden. So werden Lehrgänge für Klauenpflege und Herdenmanagement sowie Projektwochen für Jungviehaufzucht und Eutergesundheit auf Praxisbetrieben durchgeführt. Auf Zuchtbetrieben werden Zuchtstrategien vor Ort diskutiert und beurteilt. Fachreferenten aus ganz Deutschland werden per Videokonferenz in den Unterricht dazugeschaltet. So ist sichergestellt, dass das aktuelle Wissen ohne Verzögerung den Weg in die Praxis findet.

 


Weitere Nachrichten aus Eifelkreis Bitburg-Prüm
Meistgelesen