Nachkriegs-Eifel wird zum Tatort - Ralf Lano stellt dritten Band seiner historischen Krimis vor
2023 erschien sein erster historischer Kriminalroman »Ein Echo aus stählerner Zeit« (KBV-Verlag Hillesheim) – der Auftakt einer mehrbändigen Eifelkrimi-Reihe rund um den Dorfschmied Karl Bermes.
Mit »Ein Schwur aus kaltem Zorn« setzt Ralf Lano seine Reihe fort und öffnet das nächste Kapitel einer Zeit, in der die Südeifel noch tief von den Narben der Nachkriegsjahre geprägt war. Der Autor verbindet erneut packende Spannung mit einer historischen Kulisse, die sich überraschend nah anfühlt.
Darum geht es im neuen Band:
Herbst 1947: Nach Missernte und Besatzungsdruck kämpfen die Menschen ums tägliche Überleben. Im fiktiven Dorf Disselbach in der Nähe von Bitburg steht ein hoher geistlicher Würdenträger auf der Durchreise an – und bringt ein wertvolles Geschenk für den Papst mit. Der Kölner Bandenchef Wolfgang Henkel wittert seine Chance: Er hat noch eine alte Rechnung mit Karl Bermes offen und schickt Schläger aus Bitburg, um sowohl den Dorfschmied zu bedrohen als auch das Geschenk zu stehlen. Das Dorf wird zum Schauplatz eines gefährlichen Spiels, in dem Karl und wenige Verbündete ihr Zuhause selbst verteidigen müssen.
Der Autor über seine Eifelkrimis:
Für Ralf Lano ist die Eifel mehr als Kulisse – sie ist Ursprung und Antrieb seiner Geschichten. »Ich bin im Süden der Eifel geboren und aufgewachsen«, sagt er. »Die Region wird oft als provinziell abgestempelt, doch hier mussten die Menschen nach dem Krieg genauso wie überall sonst grundlegende Veränderungen und existentielle Not bewältigen. In lebensbedrohlichen Situationen spielt es keine Rolle, wo man lebt. Entscheidend ist, einen Weg durch die Schwierigkeiten zu finden.«
Auch die rechtliche Unsicherheit in der Nachkriegszeit ist zentrales Thema des neuen Romans: »Karl muss sich, unterstützt von einigen Freunden, Verbrechern stellen, die aus Köln angereist sind, einen geistlichen Würdenträger um dessen Wertsachen erleichtern wollen, und noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen haben. Aufgrund der unklaren Verhältnisse in Rheinland-Pfalz ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, an den Behörden vorbei nach eigenen Vorstellungen zu handeln. . .« (Ein Schwur aus kaltem Zorn, Ralf Lano Taschenbuch, 408 Seiten, ISBN 978-3-95441-736-0, 15 Euro).
N A C H G E F R A G T
Wie bereits beim ersten Band angekündigt, geht es in Teil drei weiter mit den Nachkriegsabenteuern und Kriminalfällen von Dorfschmied Karl Bermes. Der Dorfschmied aus dem fiktiven Örtchen Disselbach bei Bitburg tauchte im Vorgängerband Ihrer historischen Eifelkrimi-Reihe ins Schmugglermilieu ein. Mit welchem Nachkriegsthema konfrontieren Sie Ihren Helden im neuen Fall?
Ralf Lano: "Die Eifel liegt weit im Westen Deutschlands, die Zeiten kurz nach dem Krieg hatten viel von einem Wild-West-Szenario. Karl muss sich, unterstützt von einigen Freunden, Verbrechern stellen, die aus Köln angereist sind, einen geistlichen Würdenträger um dessen Wertsachen erleichtern wollen, und noch eine alte Rechnung mit Karl zu erledigen haben. Aufgrund der nach wie vor unklaren Verhältnisse und Zuständigkeiten im neu gegründeten Rheinland-Pfalz ergeben sich für entschlossene Männer immer wieder Möglichkeiten, an den Behörden vorbei nach ihren Vorstellungen zu agieren. Das grundlegende Thema meines Romans ist die mit dieser Gemengelage einhergehende Gesetzlosigkeit."
Können Sie Ihren Helden Karl Bermes und die Hauptfiguren Ihrer Romanreihe für alle, die nun neu einsteigen, nochmals kurz skizzieren? Wer spielt im Team Karl mit? Und wer dagegen?
"Karl ist ein ruhiger Zeitgenosse, der nach den unfreiwilligen Jahren als Soldat eigentlich nichts anderes tun möchte als die väterliche Dorfschmiede zu modernisieren. Dabei kommen ihm Ereignisse in die Quere, die von seinem besten Freund Werner verursacht werden. In den ersten beiden Romanen hat er sich zudem mit dem Polizisten Severin Peters angefreundet, der gelegentlich Karls Leben durcheinanderwirbelt. An Karls unfreiwillig aufregendem Leben ist seine große Liebe Pauline, ein Flüchtlingsmädchen, das gerne eigene Wege geht, nicht ganz unschuldig. Als Mentorin steht ihm seine ehemalige Lehrerin Fräulein Schneebach zur Seite. Ohne dass er es weiß, hat er sich einen mächtigen Verbrecher aus Köln zum Gegner gemacht. Der macht ihm in dieser Geschichte das Leben schwer und wird in den Jahren danach immer wieder einen Einfluss auf Karl und das Dorf haben."
Wie und wo haben Sie für den dritten Teil Ihrer historischen Eifelkrimi-Reihe recherchiert? Wo findet man Informationen darüber, wie die Menschen in der Südeifel im Jahr 1947 gelebt haben?
"Es ist so ähnlich wie bei den ersten zwei Romanen. Es gibt Informationen im Netz. Allerdings ist der Zeitraum 1945 bis 1948 ziemlich dürftig dokumentiert. Da ist die Eifel vermutlich tatsächlich noch weniger präsent als andere Regionen. Ich kann auf viele Geschichten und Erzählungen zurückgreifen, die meine Eltern und Großeltern zu berichten wussten. Zudem habe ich mich mit Verwandten und Nachbarn unterhalten, die ihre Kindheit in der Zeit erlebt haben, über die ich schreibe. Aus all dem ergibt sich ein Panorama, auf dem man aufbauen kann. Einiges ist allerdings schriftstellerische Freiheit."
Gemäß dem Motto „Die Zeiten ändern sich“ dürfen wir uns im nächsten Band auf welche Neuerungen oder historische Entwicklungen in der Eifel freuen?
"Deutschland war nach dem Krieg jahrelang in Besatzungszonen aufgeteilt. Die Verwaltung wurde dann langsam wieder an zivile deutsche Behörden abgegeben. Trotzdem musste die Zustimmung der französischen Kommandanturen zu allen möglichen Vorhaben eingeholt werden. Zeitgleich gab es in Bitburg, Trier und Wittlich viele Besatzungssoldaten. Dies wiederum bot die Gelegenheit, Geschäfte mit den Besatzern zu machen, die nicht immer ganz legal gewesen sind. Die Dinge laufen aus dem Ruder, als sich herausstellt, wer hinter dem illegalen Handel steckt. Zeitgleich wird im Westen Deutschlands aus der Amerikanisch-Britischen Bi-Zone durch Integration der französischen Besatzungszone die Tri-Zone. Es ist die Vorbereitung auf die Währungsreform im Sommer 1948. Diese Entwicklungen laufen im Hintergrund und werden dann einen wesentlich größeren Raum in Band fünf erhalten."

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