gepostet von Nikolas Leube

+++ Update +++ St.-Joseph-Krankenhaus Prüm stellt Insolvenzantrag – die Stimmen aus der Politik

Prüm. Die überraschende Insolvenzantragstellung des St.-Joseph-Krankenhauses Prüm sorgt für breite politische Reaktionen. Vertreter aus Kommune und Land verlangen schnelle Maßnahmen für den Erhalt des Standorts.
Symbolbild

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Bild: Pixabay

Die unerwartete Ankündigung der Insolvenzantragstellung für das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm sorgt in der Region für deutliche Reaktionen. Neben Landrat Andreas Kruppert haben sich bereits der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, Dr. Johannes Reuschen, der SPD-Landtagsabgeordnete Nico Steinbach sowie die CDU-Politiker Torsten Welling und Michael Ludwig geäußert. Auch der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch hat Stellung genommen.

Krankenhaus Prüm beantragt Sanierung in Eigenverwaltung

Das St.-Joseph-Krankenhaus Prüm wird noch diese Woche ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Das hat die Geschäftsführung angekündigt. Die Einrichtung verfügt über 150 Planbetten und beschäftigt aktuell 453 Mitarbeitende.

Als Gründe nennt das Unternehmen die zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, darunter steigende Personal-, Energie- und Sachkosten sowie die strukturellen Herausforderungen eines ländlichen Standorts.

Geschäftsführer Michael Wilke erklärte, der Insolvenzantrag solle unter dem Schutz der Insolvenzordnung eine dauerhafte Sanierung ermöglichen und die Gesundheitsversorgung in der Region sichern. Unterstützt wird die Geschäftsführung von den Sanierungsexperten Dr. Christoph Niering, André Dobiey und Kristina Wessing als Generalbevollmächtigte. Ein vom Amtsgericht Bitburg zu bestimmender vorläufiger Sachwalter soll zusätzlich die Interessen der Gläubiger überwachen.

Die Belegschaft wurde am 19. November 2025 über das weitere Vorgehen informiert. Die Löhne sind bis Ende Januar 2026 durch eine Vorfinanzierung des Insolvenzgelds der Agentur für Arbeit gesichert. Ab Februar soll das Krankenhaus die Zahlungen wieder selbst übernehmen. Der laufende Betrieb bleibt laut Träger ohne Einschränkungen.

Landrat Andreas Kruppert (CDU) fordert schnelle Gespräche

Die Ankündigung des Insolvenzantrags hat Landrat Andreas Kruppert nach eigener Aussage „völlig überraschend“ erreicht. Er betonte die zentrale Rolle des Krankenhauses für die medizinische Grundversorgung im Eifelkreis Bitburg-Prüm und erklärte, eine Schließung dürfe „unter keinen Umständen eine Option sein“.

Kruppert erwartet von allen Verantwortlichen, dass sie nun alles daransetzen, den Standort zu sichern. Die medizinische Versorgung dürfe nicht „zum Spielball wirtschaftlicher Zwänge“ werden. Der Kreis stehe bereits in engem Austausch mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium; der Landrat fordert kurzfristige Gespräche mit allen Beteiligten.

Seine Unterstützung gelte insbesondere den Mitarbeitenden des Hauses, die „Verlässlichkeit, Klarheit und eine Perspektive“ bräuchten.

Verbandsgemeindebürgermeister Dr. Johannes Reuschen (Freie Wähler) betont Dringlichkeit

Die überraschende Nachricht über den Insolvenzantrag des Prümer Krankenhauses erreichte den Prümer Verbandsbürgermeister völlig überraschend: „Ich bin tief getroffen über diese unerwartete Nachricht. Unser St. Juppes ist unverzichtbar! Besonders betroffen sind hierbei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Krankenhauses.“ In seiner Stellungnahme betont Reuschen zudem, dass erste Gespräche mit der Mitarbeitervertretung des Krankenhauses bereits stattgefunden haben.

Weiterhin heißt es in Reuschens Stellungnahme: „Die kommunal- und landespolitischen Verantwortlichen werden nun unverzüglich gemeinsam nach Lösungen für den Erhalt unseres Krankenhauses suchen.“

MdL Steinbach (SPD) fordert Perspektive für das Krankenhaus Prüm

Der SPD-Landtagsabgeordnete Nico Steinbach hat die angekündigte Insolvenz des St.-Joseph-Krankenhauses in Prüm als „schweren Schlag“ bezeichnet. Die Nachricht erfülle ihn „mit großer Sorge um unsere Mitarbeitenden, unsere Patientinnen und Patienten sowie die gesamte Region“.

Steinbach betonte, er stehe weiterhin klar hinter der Einrichtung und wolle „alles daransetzen, eine gute und stabile Zukunft für unseren Standort zu sichern“. Er kündigte an, kurzfristig Gespräche mit Mitarbeitenden, der Mitarbeitervertretung sowie mit Landkreis, Gesundheitsministerium, Kommunen und dem Träger beziehungsweise Insolvenzverwalter zu führen.

Das Krankenhaus sei für die regionale Versorgung unverzichtbar. „Für die Menschen in der Region ist es ein zentraler Pfeiler der medizinischen Versorgung – und das muss so bleiben“, so Steinbach. Zugleich forderte er eine auskömmliche Finanzierung, zumal die jüngsten Reformänderungen „dies leider nicht einfacher“ machten.

Für die kommenden Verhandlungen kündigte Steinbach an, sich dafür einzusetzen, dass Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze und eine tragfähige Perspektive Priorität haben. Zum aktuellen Stand erklärte er, „die Gehälter der Beschäftigten sind zunächst abgesichert und der Betrieb … geht ganz regulär weiter“.

MDLs Welling und Ludwig (CDU): "Klinik-Krise in Rheinland-Pfalz geht weiter"

„Das sind wirklich schlechte Nachrichten für die Patienten, Beschäftigten und die gesamte Westeifel“, bedauern der lokale CDU-Landtagsabgeordnete Michael Ludwig und der Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Kliniken, Torsten Welling, nach Bekanntwerden der bevorstehenden Insolvenz.

Torsten Welling kritisierte die Landesregierung scharf: „Diese Insolvenz geht zweifelsohne auf das Konto der Ampel-Regierung. Sie ist das Ergebnis einer mangelnden Krankenhausfinanzierung und unzureichenden Krankenhausplanung. Seit Jahren kommt das Land seiner Pflicht einer auskömmlichen Finanzierung der Investitionskosten der Krankenhäuser sowie der Pflicht der vernünftigen Krankenhausplanung nicht nach. Auch für das Krankenhaus in Boppard sieht es düster aus, von der Schieflage des Landeskrankenhauses ganz zu schweigen. Doch was macht Gesundheitsminister Hoch? Der reitet die Welle des Kliniksterbens und inszeniert sich als Retter am Runden Tisch wie heute in Koblenz. Das reicht nicht! Herr Hoch ist getrieben, wirkt überfordert und ist offensichtlich längst nicht mehr in der Lage, den Klinik-Kahlschlag in Rheinland-Pfalz zu bremsen.“

Michael Ludwig fürchtet einen „zunehmenden Überlebenskampf weiterer rheinland-pfälzischer Kliniken“. „Wir brauchen eine dauerhafte, wohnortnahe Versorgung mit Krankenhäusern – im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz ist das (überlebens)wichtig. Das gelingt aber nur, wenn die Landesregierung ein solides finanzielles Fundament schafft. Als CDU-Landtagsfraktion wollen wir das unkontrollierte Kliniksterben verhindern und haben deshalb die Auflage eines ‚Lebende Krankenhäuser-Fonds‘ mit jeweils 150 Millionen Euro für die Jahre 2025 und 2026 für Rheinland-Pfalz beantragt.“ Ludwig betont abschließend, die Betroffenen in und um Prüm nun nicht alleine zu lassen. „Die geplante Klinik-Schließung akzeptieren wir nicht – die Menschen haben ein Recht auf eine flächendeckende Versorgung mit Gesundheitsleistungen.“

Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD): „Medizinische Versorgung in Prüm geht weiter“

Gesundheitsminister Clemens Hoch erklärte, man habe die Insolvenzankündigung „mit Bedauern“ zur Kenntnis genommen. Das St.-Joseph-Krankenhaus sei als Grundversorger „eine wichtige Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten in der Eifelregion“. Hoch betonte, dass die Versorgung in Prüm auch während des Verfahrens gewährleistet bleibe: „Die medizinische Versorgung in Prüm geht weiter.“

Zugleich kündigte der Minister an, das Land werde gemeinsam mit Träger, Insolvenzverwaltung und den Kommunen an Konzepten für die zukünftige Versorgung arbeiten. Der Eifelkreis werde dabei eng eingebunden. „Wir werden kurzfristig den Träger, die betroffenen Kommunen und die am Insolvenzverfahren Beteiligten zu einem Runden Tisch nach Mainz einladen“, so Hoch.


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