Von einem, der wegging, um zu bleiben
Er ist gekommen, um zu bleiben. Jetzt, mehr als fünf Jahrzehnte später, nachdem er seine Heimatstadt Prüm unfreiwillig verlassen hatte. »Ich bin mit 14 von der Schule geflogen«, erzählt er im Gespräch mit dem WochenSpiegel. »Wegen einer 6 in Latein ... Was für ein Glück. Sonst wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin.«
Das Internat Schloss Hagerhof wird sein Zuhause, später ist es Aachen, wo er BWL studiert und mit dem Diplom abschließt. Die Recherchen für seine Diplomarbeit zum »Urheberrecht in der Musik« bringen ihn mit großen Künstlern und Plattenfirmen zusammen. »Electrola« erkennt sein Potenzial und stellt ihn als Promoter ein. Von den Künstlerkontakten profitiert er, als er sich 1988 mit seinem Musikverlag »GAM« selbstständig macht. Er ist die Schnittstelle zwischen Künstler und Autor und übernimmt zudem noch die Promotion. Im großen Stil vermarktet er Musiker und Bands national, europaweit und international. »Ich war immer ein Netzwerker, hatte immer gut mit Presse, Funk und TV zusammengearbeitet«, sagt er von sich.
»Die Eifel ist kein Armenhaus der Kunst«
Doch wo ist Horst Hültenschmidt heute? »Bei meiner großen Liebe, der Eifel«, sagt er und wird nicht müde, sein Herzensprojekt »Eifelgefühl« vorzustellen. Um es vorwegzunehmen: Für sein Engagement, Kunst und Kultur als verbindendes Element in der Gesamtregion Eifel zu vereinen, wurde er 2019 mit dem »Zukunftspreis Eifel« ausgezeichnet. Eine Anerkennung, die ihn ganz besonders berührt. »Die Eifel ist kein Armenhaus der Kunst«, sagt er leidenschaftlich und hat mit seinem Projekt »Eifelgefühl« schon längst den Beweis angetreten.
Die Eifel - mehr als ein Gefühl
Seit zehn Jahren gibt es das »Eifelgefühl«, ein von Ehepaar Horst und Barbara Hültenschmidt ursprünglich als Musiksampler gegründetes Unternehmen, das seit einem Jahr als Marke eingetragen ist und nun lizensiert werden soll. Es ist eine Marke, in der sich mittlerweile alles, was in der Eifel Rang und Namen in Kunst, Kultur und Musik hat, wie in einem großen Sammelbecken wiederfindet. Die erste Lizensierung ist im Übrigen bereits mit »Eifelgefühl Gin« erfolgt, weitere stehen in den Startlöchern.
Entstanden ist die Idee aus vielen Gesprächen heraus mit Wolfgang Niedecken, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbindet. Er ist mit der Ideengeber hinter den beiden Samplern, die einen Querschnitt aktueller und erfolgreicher Musiker mit einer emotionalen Bindung zur Eifel repräsentieren. BAP und Brings gehören ebenso dazu wie auch Achim Weinzen, Wibbelstetz und die Mundartikone Sylvia Nels. Sie hatte gemeinsam mit Achim Weinzen die Eifelhymne komponiert und produziert. »Ein Knaller«, wie Horst Hültenschmidt die Dynamik der Eifelhymne beschreibt, die auch heute noch bei Spielen der Trierer Eintracht Einzug hält.
Nun eine Kulturtafel
Aber auch Bücher, eine Modelinie und Accessoires hat er mit seiner Marke verlegt und Kunst- und Kulturevents in der Region veranstaltet. Das jüngste, ein Benefizkonzert zugunsten der Prümer Tafel, hat vor einigen Wochen stattgefunden - und es soll nicht das letzte gewesen sein. Denn Hültenschmidt hat für die gute Sache Großes im Sinn: Er will eine Kulturtafel gründen, denn, so seine Überzeugung: »Kunst und Kultur sind die Basis der Demokratie und gehören ins Grundgesetz.« So müsse auch der Kulturetat neu überdacht werden: »Der ist erschreckend gering und auf Großprojekte gemünzt«, kritisiert Hültenschmidt. Ohne Unterstützung könnten sich viele Menschen kein Kino, Theater oder Vernissagen leisten. Horsts Leben ist viel mehr als nur Eifelliebe. Es ist das Leben eines Jet-Set-Reisenden, der im Zeitraffer die Welt der Promis durchlebt hat.
Einst ein Jet-Setter
Da tauchen Namen wie Dieter Bohlen, Grönemeyer, Wolfgang Petry, Bon Jovi, Metallica und die Scorpions auf, aber auch Stefan Raab und Jürgen von der Lippe. Da ist von einem Millionenpublikum die Rede, von ausverkauften Häusern und ganz viel nächtelangen Produktionen. Montags in Stockholm, dienstags in München - das Leben gönnt ihm keine Pause, dafür aber große Erfolge.
Und heute? Da fühlt sich Horst in der Eifel wohl, in seinem Haus in Prüm mit dem von Barbara liebevoll gestalteten Garten mit exotischen Pflanzen, buddhistischen Skulpturen und der Stupa aus Eifler Steinen. Jedes Wochenende besuchen sie Vernissagen, betreiben auch eine eigene Kunstsammlung. Das hektische Leben gehört längst der Vergangenheit an: »Hier gibt es keine Ampel, keinen Flugverkehr, nur Ruhe«, sagt er und begibt sich mit Mariechen auf die tägliche Gassi-Tour durch den Wald.