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Julia Borsch

Waschen, Bleichen und Zinsen in der Eifel

Region. Der Eifelautor Joachim Schröder über das "Eifeler Frauenhandwerk" in der Reihe "Eefeler Verzellcher"

Wäschetrockung in der historischen Eifel, um 1938

Wäschetrockung in der historischen Eifel, um 1938

Bild: Archiv, Joachim Schröder

In der gesamten Eifel besorgten die Frauen eines Hofes das Waschen für die ganze Familie, Knechte und Mägde. Die Anzahl der Waschtage hing von der Menge der vorhandenen Leib- und Bettwäsche ab, in der Regel geschah dies drei- bis viermal im Jahr. War ein Haushalt knapp mit Vorrat, wurde alle vier bis sechs Wochen gewaschen. Dies geschah auf dem Lande zumeist am nahen Bach oder in einem Waschhaus. Hierbei handelte es sich um einen kleinen Vierkantbau mit einfacher Überdachung und einer Waschbank. Immerhin gab es hier fließendes Wasser und Schutz vor schlechter Witterung. Meist geschah der Wasch- und Bleichvorgang jedoch an einem fließenden Gewässer im Freien.

Eine frühe Art der Wäschereinigung war das Ausschlagen der Wäsche auf einem großen Stein, nachdem sie zuvor eingeweicht und "gebaucht" worden war. Darunter verstand man früher die mehrmalige Behandlung mit selbstgefertigter Lauge aus Wasser und Buchenholzasche. "Richtig eingeweicht ist halb gewaschen", sagte hierzu ein Sprichwort. Mit einem Holzbrett, auch Pleuel genannt, wurde sie geschlagen, bis sich der Schmutz gelöst und die Lauge ihn herausgespült hatte. Auch halfen Waschbürsten bei grobem Leinen, der diese "Strapazen" aushielt, während bei feineren Geweben mit der bloßen Hand gerieben wurde. Dies geschah an einem hölzernen Waschtrog, an dessen Innenseite das Waschbrett schräg angelehnt war. Der später aufkommende Wäschestampfer aus Blech oder Kupfer half bei besonders hartnäckigen Flecken zusätzlich.

Nach diesem sehr mühsamen Arbeitsvorgang, der von Frauen neben Geschick auch viel Körperkraft verlangte, wurde die Wäsche gründlich mit klarem Wasser ausgespült. Befand sich dess Waschplatz am Fluss oder Brunnen, war die Tätigkeit leicht zu verrichten, ansonsten musste eine große Menge Frischwasser herbeibefördert werden. Nach dem Auswringen wurde die Wäsche gebleicht und getrocknet. Dies geschah auf der grünen Wiese, um zum einen viel Sauerstoff aus dem Gras zu erhalten und zweitens das Sonnenlicht voll ausnutzen zu können.

Während des Bleichvorgangs musste die Wäsche immer wieder mit Wasser besprengt werden, eine Aufgabe, die die Kinder verrichten durften. Waren nun noch Restflecken vorhanden, wiederholte sich der gesamte Wasch- und Bleichvorgang. Ansonsten wurden die Stoffe im Freien oder in Dachräumen zum Trocknen aufgehängt. Der Volksglaube rund um den Waschtag, der auch ein besonderer "Tratschtag" war ("Altes Waschweib!") brachte oftmals kuriose Praktiken zutage: so hängte man, um Wind zu bekommen, eine Männerhose als erstes Wäschestück auf oder man verschaffte ihr einen erhöhten Platz.

Wenngleich man an Wasser und Seifenlaugen sparen wollte, so ließ die Frau dennoch schmutzige Wäsche nicht zu lange liegen. "Waschen, zinsen und beichten soll man nicht aufschieben", sagte hierzu der Volksmund.

Waschtage legte man besonders gerne auf einen Montag, weil man an diesem Tag mit den Essensresten des Sonntags auskam, da es keine Zeit zum Kochen gab. Kaffee und nicht selten Alkohol hoben den Waschtag vom grauen Alltag der Hausfrau und Bäuerin besonders ab, meist herrschte gute Laune, Scherze und Witze machten im Waschhaus die Runde. Für das soziale Gefüge im Dorf und das gesellschaftliche Leben war er immer von großer Bedeutung.

Waschverbote gab es an allen Sonn- und Feiertagen, auch in der ersten Mainacht, am Johannistag und in der gesamten Karwoche. In den Raunächten, also zwischen Weihnachten und Dreikönig, durfte keine Wäsche auf der Leine hängen, man vermutete abergläubisch, Gespenster und Geister würden sich darin verfangen. Andererseits waren besonders geeignete Waschtage an Fastnacht, dann würde die Wäsche besonders rein und weiß.

 

Text: Joachim Schröder


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