Zu Besuch beim Bestatter: Wenn Abschied Raum für Neues lässt
Noch mehr Eindrücke von unserem Besuch gibt es in unserem Instagram-Reel: In der ersten Folge unserer neuen Video-Reihe „Blick hinter die Kulissen“ begleiten wir Janina und Niklas durch die Räumlichkeiten von Leuschen Trauerberatung und Bestattung. Hier geht´s zum Reel und unseren Instagram-Kanal.
von Julia Borsch
In der Trauerhalle von Bestattungen Leuschen in Bitburg fällt zuerst eines auf: Es ist warm. Sanftes Licht, helle Wände, elektrische Kerzen. Nichts erinnert an die kühle, dunkle Atmosphäre, die viele mit einem Abschied verbinden. Es wirkt ruhig, freundlich, fast tröstlich. Janina Dücker, geborene Leuschen, steht neben ihrem Bruder Niklas und blickt in den Raum, in dem Familien in Ruhe Abschied nehmen können. "Jede Bestattung ist individuell", sagt sie leise. "Da entwickelt sich kaum Routine."
Was vor über hundert Jahren als kleine Schreinerei im Eifeldorf Kalenborn begann, ist heute ein modernes Familienunternehmen in vierter Generation. Nikolaus Leuschen, geboren 1907 in der Eifel, übernahm als Schreiner nicht nur die Anfertigung des Sarges, sondern auch das Einsargen. Aus der Werkbank wurde ein Raum des Abschiednehmens, aus dem Handwerker sind Menschen geworden, die zuhören, begleiten und Trost spenden.
Mit Gefühl, statt mit Routine
Janina und Niklas führen das Unternehmen mit einer Mischung aus Tradition und Offenheit für Neues. "Die Branche hat sich von einem Handwerksbetrieb, dem Schreiner, zu einem Dienstleistungsberuf entwickelt", erzählt Janina. Für sie steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht die Formalität. "Wir begleiten Familien auf ihrem Weg der Trauer, natürlich nur ein vergleichsweise kurzes Stück, aber eines, das zählt."
Diese Nähe zum Tod verändere den Blick aufs Leben: "Es bringt tatsächlich viel Gutes mit sich. Man wird sich seines eigenen Glücks bewusst und lebt mit der Erkenntnis, dass es jeden Tag auch anders kommen kann", reflektiert Niklas. "Man lebt sehr bewusst", ergänzt Janina.
Ein Gesetz, das Abschiede verändert
Seit Oktober gilt in Rheinland-Pfalz ein neues Bestattungsgesetz und bringt frischen Wind in eine Branche, die lange Zeit von festen Regeln geprägt war. Die Sargpflicht entfällt, Tuchbestattungen sind nun auch für Menschen nichtmuslimischen Glaubens erlaubt. Auch Flussbestattungen in großen Gewässern wie Rhein, Mosel, Saar oder Lahn sind möglich.
Das Geschwisterpaar sieht die Gesetzesänderung mit gemischten Gefühlen: "Modernisierung ist super, das Bestattungsgesetz verdient Modernisierung. Aber es hätte in meinen Augen auch andere Ideen geben können." Ihr geht es um das große Ganze: "Man hätte mit Gemeinden sprechen können, um Möglichkeiten auszuarbeiten, damit Friedhöfe modernisiert werden können und ein Ort bleibt, an den Hinterbliebene gerne gehen – Orte des Lebens, nicht nur des Abschieds."
Zeitgleich mahnt Niklas: "Viele Details im neuen Gesetz sind nicht zu Ende gedacht." Ein Beispiel? "Wenn jemand festlegt, dass seine Urne zu Hause bleiben soll, es später aber keine Angehörigen mehr gibt – was passiert dann? Dafür gibt es keine Regelung." Und auch in der ländlichen Eifel, sagen beide, wird oft noch viel Wert auf den traditionellen Weg gelegt. "Ich kann mir vorstellen, dass viele Familien nach wie vor bewusst loslassen wollen und sich einen Ort wünschen, den sie jederzeit aufsuchen können", führt Janina aus.
Mit Empathie in die Zukunft
Trotz fortschreitender Digitalisierung, Social Media und künstlicher Intelligenz setzen Janina und Niklas auf das, was ihr Berufsbild immer ausgezeichnet hat: echtes Mitgefühl. "KI hilft nur bedingt weiter", sagen sie. "Beim Schreiben einer Trauerrede etwa steht das Zwischenmenschliche im Vordergrund. Das kann keine KI ersetzen."
"Den Traditionen verpflichtet und die Moderne gestalten" lautet das Credo des Unternehmens. Die Geschwister Leuschen führen die lange Familientradition fort und öffnen zugleich die Türen für Neues: moderne Bestattungsformen, offene Gespräche über Trauer und ein bewusster Umgang mit dem Leben selbst.
"Weitsicht ist das Wichtigste in unserem Beruf", ergänzt Janina im Gespräch. Janina und Niklas stehen stellvertretend für eine neue Generation von Bestattern, die den Tod nicht verdrängen, sondern ihm mit Respekt begegnen, und zeigen, dass auch in diesem Berufsbild Zukunft, Wandel und Menschlichkeit ihren festen Platz haben. Der Tod bleibt, aber wie wir Abschied nehmen, verändert sich.
Weitere Statements zum neuen Bestattungsgesetz finden Sie hier.
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