

Herr Dr. Zierden, Sie übernehmen das Festival in einer emotional besonderen Situation. Wie erleben Sie diesen Übergang?
Dr. Johannes Zierden: »Die Durchführung des Festivals ist für mich in diesem Jahr ein ambivalentes Ereignis. Einerseits überwiegt die Vorfreude, gemeinsam mit meinem Vater geplante Ideen für das 17. Eifel-Literatur-Festival 2026 zu verwirklichen. Andererseits ist sein plötzlicher Tod Anfang Oktober eine tiefe Zäsur – für das Festival und für mein Leben. Trotzdem bin ich sicher, dass ich seinem Willen entsprechend handle, wenn ich dieses Programm umsetze, das klar seine Handschrift trägt.«
Was war das Wichtigste, das Sie von Ihrem Vater gelernt haben – als Mensch und als Veranstalter?
»Sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – auch bei Gegenwind. Das gilt für das Leben genauso wie für das Festival. Die Grundidee des Eifel-Literatur-Festivals war für meinen Vater, neben seinem Lehrerberuf etwas Eigenes zu schaffen, seine Vision aus eigener Kraft umzusetzen. Und er hat sich nie abbringen lassen: Jahrzehntelang hat er zum Beispiel dafür gekämpft, Günter Grass in die Eifel zu holen – und 2011 hat es geklappt. Er hat ihn sogar ‚eifelsüchtig‘ gemacht.«
Bis zuletzt hat Ihr Vater am Programm für das Eifel-Literatur-Festival 2026 mitgearbeitet, das nun zum ersten Mal ohne ihn stattfinden wird. Wird es 2026 einen besonderen Moment des Gedenkens geben?
»Für mich ist das Festival untrennbar mit meinem Vater verbunden. Ich bin damit aufgewachsen – erinnere mich an die gemeinsamen Fahrten zu den Buchmessen nach Leipzig und Frankfurt. Jede Beschäftigung mit dem Festival ist für mich ein persönlicher Moment des Gedenkens: ob am Laptop oder vor Hunderten lesebegeisterten Gästen. Außerdem entsteht gerade ein Sonderheft, in dem Wegbegleiter meinen Vater und sein Engagement für die Kulturlandschaft würdigen. Es wird zu Beginn der Lesungen erscheinen.«
Wird sich das Programm konzeptionell verändern – oder bleibt der bewährte Charakter erhalten?
»Ja, das Eifel-Literatur-Festival wird bei seinem bewährten Erfolgsrezept bleiben: einer tollen Autoren-Mischung aus den Bereichen Belletristik und Sachbuch, aus anspruchsvoller wie kurzweiliger Literatur, die möglichst viele Leser anspricht und zu überzeugen weiß. Mein Vater und ich haben besonderen Wert darauf gelegt, `Sternstunden für Leser` für ein breites Publikum zu ermöglichen. Dieser Markenkern des Festivals bleibt erhalten.«
Das Programm wird am 7. November vorgestellt. Können Sie uns schon verraten, welche Leitidee oder thematische Klammer es geben wird – und auf welche Autorinnen und Autoren sich die Besucherinnen und Besucher freuen dürfen?
»Wir wollen die Eifel erneut in ein ‚Mekka für Literatur‘ verwandeln. Alle sechs Autorinnen und Autoren sind herausragend in ihrem Bereich: von Caroline Wahl, dem Shootingstar der Literaturszene, bis zu Herfried Münkler, einem der profiliertesten Politik-Erklärer Deutschlands. Ganz besonders freue ich mich auf Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff – den Lieblingsautor meines Vaters für diese Festival-Ausgabe. Schon lange wollten wir ihn in die Eifel holen. 2021 war er zugesagt, doch Corona kam dazwischen. Jetzt wird der Traum endlich wahr.«
Und ganz persönlich: Gibt es ein Buch, das Sie mit Ihrem Vater verbindet?
»Bei der Masse an Literatur, die mein Vater konsumiert hat, ist dies tatsächlich eine besonders schwierige Frage. Spontan in den Sinn kommt mir insoweit aber `Effi Briest` von Theodor Fontane. Mein Vater mochte diesen Roman seit seinem Germanistikstudium sehr. Als wir das Buch im Gymnasium behandelten, hat er mir mit viel Herzblut seine Interpretationen über diesen berühmten Gesellschaftsroman vermittelt. Das werde ich nie vergessen . . . «
Interview: Stephanie Baumann
Vorverkauf startet
Der Vorverkauf zum Eifel-Literatur-Festival 2026 startet am Freitag, 7. November, um 11 Uhr. Wieder sind »Sternstunden für Leser« angesagt, die die Festivalorte Bitburg, Gerolstein und Prüm jeweils in ein »Mekka für Literatur« verwandeln werden.
www.eifel-literatur-festival.de



