gepostet von Nikolas Leube

Die Eifel als Glücksregion für Kinder, die Schlimmes erlebt haben - dank „Talisland“

Eifelkreis. Mit „Talisland“ bringt Thomas Konder im Eifelkreis Bitburg-Prüm Licht in das Leben benachteiligter Kinder – durch kostenfreie Erlebnisse voller Freude und Unbeschwertheit.

Der Bitburger Thomas Konder hat das Ehrenamtsprojekt "Talisland" gegründet.

Der Bitburger Thomas Konder hat das Ehrenamtsprojekt "Talisland" gegründet.

Bild: Privat

„Talisland“ ist der Name eines neuen Ehrenamtsprojekts, das im Eifelkreis Bitburg-Prüm ins Leben gerufen wurde, um Kindern und Jugendlichen, die schwierige Lebenserfahrungen gemacht haben, unbeschwerte Erlebnisse zu ermöglichen. Die Initiative ist eine Herzenssache des Projektgründers Thomas Konder mit dem Ansatz, gerade diesen jungen Menschen Freude und positive Erinnerungen zu schenken – als kleines Stück Kindheit, das vielleicht an anderer Stelle gefehlt hat.

Abgeleitet vom Begriff „Talisman“, einem Glücksbringer, bedeutet „Talisland“ so viel wie Glücksort oder Glücksregion. Ausgedacht hat sich der Bitburger den Namen bei der Suche nach einer ehrenamtlichen Aufgabe. „Irgendwann stand für mich fest: Ich möchte ein Ehrenamtsprojekt mit eigener Handschrift aufbauen – zur Unterstützung junger Menschen, die im Leben nicht viel Glück hatten.“

Aus der Region - für die Region

Konder ist in der Region unter anderem durch frühere Veranstaltungsformate und Musikprojekte bekannt, wie beispielsweise Innuendo oder Herzlichter. „Dass ich mich immer kreativ entfalten konnte, verdanke ich sicher einer soliden Kindheit mit einem starken Gemeinschaftssinn“, sagt er. In seinem Beruf als Leiter der Pressestelle der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm stieß Konder schließlich auf die Zielgruppe, die sein Herz ansprach: Kinder und Jugendliche, die vom Pflegekinderdienst des Jugendamts betreut werden – junge Menschen, die oft mit Gewalt, Vernachlässigung oder traumatischen Erfahrungen konfrontiert waren. „Wenn man in der Presse von Missbrauch oder Verwahrlosung erfährt, ist das erschütternd. Doch zu begreifen, dass solche Schicksale nur wenige Kilometer entfernt geschehen können – das trifft noch einmal auf ganz andere Weise“, so Konder. Die bittere Realität: Aktuell betreut das Jugendamt des Eifelkreises rund 150 solcher Fälle.

Geschichten, die betroffen machen

Einige dieser Geschichten gehen besonders nahe. So zum Beispiel die von Milena (Name geändert). Die Achtjährige hat panische Angst vor der Dunkelheit – eine Folge ihrer Vergangenheit. Sie und ihr Bruder wurden oft in ein dunkles Zimmer gesperrt, wenn die Eltern stritten. Mit eineinhalb Jahren wog Milena nur sechs Kilo – so viel wie ein wenige Monate altes Baby. Erst eine Magensonde half ihr, an Gewicht zuzulegen. Heute ist sie ein fröhliches Kind – doch die Angst ist geblieben. Erst ihre Pflegeeltern konnten ihr Lebenswillen und Zuversicht zurückgegeben.

Oder die Zwillinge Nils und Lukas (ebenfalls Namen geändert): Nach dem Tod der Mutter lebten sie beim Vater, der mit ihrer Erziehung bald überfordert war. Mit zwei Jahren waren sie auffällig distanzlos und zeigten sexualisiertes Verhalten. Der Vater wurde wenig später wegen Übergriffen auf Minderjährige inhaftiert. Ob auch seine eigenen Kinder betroffen waren, ist bis heute unklar. Sicher ist: Beide Jungen sind entwicklungsverzögert – aber sie leben jetzt in einer Pflegefamilie, die ihnen Zuwendung und Sicherheit gibt. „Man fragt sich, was man als Einzelner mit seinen Möglichkeiten tun kann, um Milena, Nils, Lukas und die vielen anderen zu unterstützen und zumindest für einen Tag Glücksmomente zu ermöglichen“, erklärt Konder.

Glücksmomente, die bleiben

Seine Antwort: Er kontaktierte Freizeitbetriebe in der Region – und stieß auf große Hilfsbereitschaft. Fünf Betriebe ganz unterschiedlicher Ausprägung erklärten sich bereit, insgesamt 150 Kindern kostenfreie Besuche zu ermöglichen: der Dinopark Teufelsschlucht, das Erlebnisbad Cascade, der Eifel-Zoo, die Lasertagarena Bitburg und das Kreismuseum Bitburg-Prüm.

150 Sets mit je fünf Freikarten wurden an den Pflegekinderdienst übergeben – zur diskreten Weitergabe an die Familien. Welche persönlichen Geschichten sich hinter den Namen verbergen, bleibt vertraulich; sämtliche Daten verbleiben beim Jugendamt. „Das ist ein starker Anfang, der vor allem durch das Engagement der Betriebe ermöglicht wurde“, freut sich der Projektgründer – und trifft damit bei seinem Chef, Landrat Andreas Kruppert, der die Initiative als Projektbotschafter unterstützt, auf Begeisterung: „Ich freue mich sehr, dass wir hier im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit Talisland jungen Menschen, die viel durchgemacht haben, ein Lächeln schenken können“, betont er.

Seit dem 1. Juni – ein Datum, das in vielen Ländern als Weltkindertag gefeiert wird – werden die insgesamt 750 kleinen Erlebnisgeschenke im Gesamtwert von fast 8.000 Euro eingelöst. Zum Besuch von Orten, an denen man Staunen, Toben, Entdecken, Lachen oder einfach Kind sein kann. Denn genau darum geht es bei Talisland: um Glücksmomente, die bleiben.


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