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Rolf A. Kluenter verwandelt den Schlachthof

Noch bis 6. September ist die spannende Ausstellung von Rolf A. Kluenter im Rahmen der Aktion »Kunst im Rathaus Euskirchen« zu sehen.
Rolf A. Kluenter stellt seine Arbeit mit dem Euskirchener Schlachthof im Rathaus Euskirchen aus. Foto: Wolfgang M.Boer

Rolf A. Kluenter stellt seine Arbeit mit dem Euskirchener Schlachthof im Rathaus Euskirchen aus. Foto: Wolfgang M.Boer

Der Künstler Rolf A. Kluenter aus Bürvenich in der Eifel, der seit vielen Jahren in Shanghai lebt und arbeitet, hat sich seit November 2017 sehr intensiv mit diesem düsteren Ort der Euskirchener Stadtgeschichte beschäftigt. Akribisch fotografierte und filmte er jeden Winkel des Schlachthofs, in dessen Innenräumen noch alle Instrumente unversehrt erhalten sind. Während der 20 Tage, die er auf dem stillgelegten Terrain verbrachte, sei er wie ein Forensiker vorgegangen, berichtet der Künstler. Ohne auch nur ein winziges Detail oder Stäubchen zu entfernen, lässt er die Details ihre eigene Geschichte erzählen. Momentaufnahmen einer perfekten Tötungsmaschinerie, die meisten von ihnen in schwarz-weiß, im Stil des Film Noir.  

Katalog über 168 Seiten


Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein 168 Seiten starker Katalog mit dem Titel Schlacht.Meister. An der »narrativen Schnittstelle zwischen Fiktion und Realität« versteht der Künstler seine Arbeit als eine Hommage an die Menschen, die hier seit 1903 gearbeitet haben und tagtäglich Lebewesen töten mussten.
»Den Begriff Schlachtmeister gibt es eigentlich nicht«, erklärt Rolf A. Kluenter: »Er ist eine Neukomposition aus den Wörtern Schlachthof und Metzgermeister«.
Die Vollendung dieser langwierigen und fordernden Arbeit verband Kluenter mit einer Marathon-Kunstaktion mit dem Titel »Animal Liberaton«, die er gemeinsam mit seinem Freund Kunzang Rangdol ausführte, der eigens für dieses Projekt aus Indien angereist war. Am Tag der Katalogpräsentation malte der ladakhische Künstler, der in seinem Land bereits einige der größten buddhistischen Tempel ausgemalt hat, 168 Tiere auf eine geflieste Wand des stillgelegten Schlachthofs: In der Mitte, vor dem Hintergrund eines Ofens, gequälte, angstvolle Tierköpfe mit schmerzvoll geweiteten Augen und Mäulern. Rechts davon traditionell buddhistische Tiere und Figuren, die den bedrohten Kreaturen zu Hilfe eilen. Auf der linken Seite schließlich die glücklichen, geretteten Tiere in einem paradiesischen Zustand. Bis zum späten Abend wurden alle in symbolträchtigen Farben koloriert. Metaphorisch weisen diese verfolgten Kreaturen weit über die Tierwelt hinaus, erklärt Kluenter, sie erzählen die Geschichte der Menschheit, ihr Leid, ihre Angst, ihre Verfolgung, ihre Rettung und Erlösung. Am 9. September 2018, dem Tag des offenen Denkmals, wurde dieses Kunstwerk erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Transformation ist notwendig

Zu der weiteren Nutzung des stillgelegten Schlachthofs befragt, sagte EUGEBAU-Geschäftsführer Oliver Knuth: »Für eine neue Nutzung ist vorab eine Art Transformationsprozess notwendig«. Man sei froh, für diese »Lossprechung« in Form von Rolf A. Kluenters Kunstprojekt das geeignete Mittel gefunden zu haben. Im Rahmen von »Kunst im Rathaus« sind 29 seiner insgesamt 190 Fotoaufnahmen aus dem Buch „Schlacht.Meister“, der Dokumentation des stillgelegten Schlachthofs Euskirchen, im Rathaus ine Euskirchen ausgestellt. Die Ausstellung läuft bis zum 6. September.


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