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Gemeinsam für den Amphibienschutz

Laubfrosch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte geht es schlecht. Ohne Unterstützung durch den Menschen werden viele Amphibienarten bei uns nicht überleben können. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord will dieser Entwicklung als Obere Naturschutzbehörde entgegenwirken und arbeitet im Kampf um den Erhalt bedrohter Arten eng mit der Wissenschaft zusammen. Wie die Situation derzeit aussieht und was getan wird, um diese zu verbessern, darum ging es bei der jüngsten Auflage der Veranstaltungsreihe „Verwaltung trifft Wissenschaft“ im Hauptgebäude der SGD Nord in Koblenz.

„Sind Sie noch zu retten? Amphibienschutz am Beispiel der Gelbbauchunke“ – so lautete der Titel der Veranstaltung, zu der SGD-Präsident Dr. Ulrich Kleemann zwei Referenten eingeladen hatte: Im großen Sitzungssaal der Behörde gaben Stefan Backes von der SGD Nord und Alena Hantzschmann von der Universität Koblenz-Landau den zahlreich erschienenen Gästen Einblicke in ihre Arbeit. Dr. Kleemann verwies auf den jüngsten Bericht des Biodiversitätsrats, wonach weltweit 40 Prozent aller Amphibienarten bedroht sind. „Wir tragen in Deutschland einen sehr großen Teil der Verantwortung für den Erhalt von Amphibien“, betonte er. Dass die Situation ernst ist, machten Backes und Hantzschmann klar: „Die Gelbbauchunke hängt sozusagen schon am Tropf, ohne unsere Hilfe wird die Art bei uns nicht überleben können“, erklärte Backes. „Dort, wo Panzer oder Bagger verschwunden sind, haben für die Gelbbauchunken und andere Pionierarten die Problem angefangen.“ Soll heißen: Amphibien wie der Gelbbauchunke sind im nördlichen Rheinland-Pfalz in den vergangenen 40 Jahren viele Lebensräume beziehungsweise die von ihnen benötigten Laich- und Aufenthaltsgewässer verlorengegangen. Geeignete Habitate fanden sie oft nur noch auf militärischen Übungsplätzen wie etwa der Schmidtenhöhe in Koblenz oder in Abbaugebieten. Da diese Nutzung nun ebenfalls zurückgegangen ist und viele Gewässer durch den Klimawandel ausgetrocknet sind, haben es Gelbbauchunken und Co. schwer, einen geeigneten Raum zum Leben zu finden.       Aufgeben will man den Patienten aber natürlich nicht. So werden Laich- und Aufenthaltsgewässer unter Mithilfe der Biotopbetreuer zum Beispiel regelmäßig neu angelegt oder revitalisiert. Im Projektraum Westerwald gibt es zudem ein mehrjähriges Amphibienschutzprojekt der SGD Nord, das mit EU-Mitteln gefördert wird. Um die Schutzmaßnahmen zu optimieren, greifen die Mitarbeitenden der SGD Nord zudem regelmäßig auf Forschungsergebnisse zurück. „Durch die Erkenntnisse, die uns von den Universitäten Koblenz und Trier zur Verfügung gestellt werden, können wir den Amphibienschutz in der Praxis besser machen“, sagte Backes. Forschungsergebnisse liefert zum Beispiel Alena Hantzschmann. Die Biogeowissenschaftlerin promoviert an der Universität Koblenz-Landau derzeit zur Populationsökologie der Gelbbauchunke. Den Besuchern von „Verwaltung trifft Wissenschaft“ erklärte sie beispielsweise, dass die Populationsdynamik der Tiere stark vom Wetter abhängt, dass die Gelbbauchunken-Populationen im Westerwald voneinander isoliert leben, dass die hier heimischen Tiere eine vergleichsweise geringe Lebenserwartung haben und dass die Unken insgesamt nur wenige Möglichkeiten haben, sich auszubreiten. „Schutzmaßnahmen müssen in kurzen Intervallen erfolgen und der zunehmenden Trockenheit im Sommer angepasst sein“, erklärte Alena Hantzschmann und sprach von einem Drei-Jahres-Zyklus. SGD-Präsident Dr. Ulrich Kleemann hält die Zusammenarbeit von Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft für sehr wichtig. „Wenn es um den Schutz von Umwelt und Natur geht, sollten alle an einem Strang ziehen. Nur so werden wir das bestmögliche Ergebnis erzielen“, sagte Kleemann. Es sei aber wichtig, dass die Fäden irgendwo zusammenlaufen. Und in dieser Hinsicht sehe er die SGD Nord in der Pflicht – damit es Laubfrosch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte vielleicht bald wieder etwas besser geht.


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