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Es fährt ein Zug nach Adenau...?

Am 1. Juni 1985 um 16.15 Uhr verließ ein mit Trauerfloren versehener Zug unter großem Protest zum letzten Mal den Bahnhof in Adenau. Danach wurde die Teilstrecke stillgelegt und knapp ein Jahr später die Gleise entfernt. Jetzt gibt es Stimmen, die nach der Flutkatastrophe im Zuge des Wiederaufbaus der Ahrtalbahn fordern, die Bahnstrecke wieder bis nach Adenau weiter zu bauen.
Als sich am 1. Juni 1985 der letzte Zug vom Bahnhof  Adenau nach Kreuzberg in Bewegung setzte, standen hunderte Menschen dicht gedrängt am Bahnsteig. Foto: Archiv Manfred Korden

Als sich am 1. Juni 1985 der letzte Zug vom Bahnhof Adenau nach Kreuzberg in Bewegung setzte, standen hunderte Menschen dicht gedrängt am Bahnsteig. Foto: Archiv Manfred Korden

Zumindest fordert das Horst Gies (CDU), erster Kreisbeigeordneter im Kreis Ahrweiler und Landtagsabgeordneter jetzt in einem Brief an die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP): "Gerade aufgrund der durchgehenden Verbindungen der Ahrtalbahn nach Bonn ist eine solche Erweiterung für Pendler aus der Verbandsgemeinde Adenau besonders attraktiv. Gleiches gilt umgekehrt für Touristen aus dem angrenzenden Nordrhein-Westfalen, die so schnell in die Eifel gelangen können", heißt es in dem Schreiben von Horst Gies an das Verkehrsministerium von Rheinland-Pfalz. Ähnliches hatte kürzlich auch schon die Bürgermeisterin der VG Altenahr, Cornelia Weiland (parteilos), sowie die CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil angeregt. Horst Gies setzt sich gleichzeitig dafür ein, die gesamte Ahrtalbahn klimafreundlich auszubauen: "Die Verkehrswende erfordert umweltfreundliche Alternativen zu dieselbetriebenen Zügen. Wir müssen den Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Ahrtalbahn dazu nutzen, die Bahn zukünftig elektrizifiert zu betreiben. Wenn das aus technischen Gründen nicht möglich ist, könnte auch ein Einsatz von Batterie- oder Wasserstoffzügen sinnvoll sein", so Horst Gies in seinem Schreiben und fügt hinzu, dass die erforderlichen Planungsmaßnahmen sehr schnell vorangetrieben werden sollten. Volle Zustimmung erhält der erste Kreisbeigeordnete dafür von Arnold Hoffmann, dem Bürgermeister der Stadt Adenau: "Die Reaktivierung der zurückgebauten Ahrtalbahn zwischen Ahrbrück und Adenau wäre ein starkes Zeichen, dass nun mit der Energiewende ernst gemacht wird. Generationen von Schülerinnen und Schülern wurden bis 1985 mit dieser Bahn an der Ahrstrecke aufgesammelt und zu den Schulen in Adenau und der unteren Ahr gebracht. Anschließend wurde diese Strecke leider dem sogenannten Primat des Individualverkehrs geopfert, was aus heutiger Sicht völlig unverständlich erscheint. Eine Reaktivierung der Strecke in Verbindung mit einer sinnvollen Busverbindung zum Nürburgring, könnte auch zu einer erheblichen Reduktion der Verkehrsbelastung bei dortigen Großveranstaltungen beitragen", so Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann. Das Adenauer Kaufhaus Fabry ist seit 131 Jahren im Familienbesitz und wird jetzt in der vierten Generation von Hans-Hermann Radermacher und Ehefrau Rosemarie sowie Sohn Sebastian betrieben. Auch hier ist die Resonanz auf eine mögliche Reaktivierung der Ahrtalbahnstrecke bis nach Adenau äußerst positiv: "Ich kann mich gut an die alten Zeiten erinnern, als die Eisenbahn noch bis nach Adenau fuhr. Für Pendler und Schüler wäre es bestimmt angenehmer ohne umzusteigen mit dem Zug bis Ahrweiler beziehungsweise über Remagen an das gesamte Streckennetz der deutschen Bahn angebunden zu sein. Auch und gerade für die Tourismusregion Adenau wäre die Anbindung an das Netz der Deutschen Bahn sehr vorteilhaft. Je länger die Bahnstrecke ist, je mehr Leute benutzen sie. Man unternimmt als Wanderer oder Radfahrer eine sehr schöne touristische Fahrt durch das Ahrtal bis Adenau. Außerdem würde man den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern und ein Teil des Personenverkehrs von der stark befahren Bundesstraße nehmen. Es wäre auch ein Zeichen, dass man es ernst meint mit der Wiederbelebung des Ahrtals mittels klimaneutralen Investitionen und der Stärkung strukturschwacher Regionen", so Hans-Hermann Radermacher gegenüber dem WochenSpiegel. Grundsätzlich positiv sieht eine Bahnstrecke bis Adenau auch Manfred Korden, der sich seit vielen Jahren unter anderem auch intensiv mit der Geschichte von Adenau beschäftigt und dazu im Laufe der Jahre geschätzt mehr als eintausend historische Fotos in seinem Archiv gesammelt hat: "Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der ich als Lehrling beim Katasteramt Ahrweiler täglich mit dem Zug vom Adenauer Bahnhof nach Ahrweiler gefahren bin", so der gelernte Vermessungsingenieur, der bis zu seinem Ruhestand als Vermessungsamtsrat im Katasteramt Ahrweiler tätig war. Aufgrund der aktuell bebauten Flächen im Bereich Dümpelfeld könnte aber seiner Meinung dort ein Wiederaufbau von Gleisanlagen möglicherweise zu "Engpässen" führen: "Man müsste unter Umständen dort den Adenauer Bach überqueren", so Kordes. Haben Sie die letzte Bahnfahrt von Adenau am 1. Juni 1985 als Zeitzeuge miterlebt? Dann schicken Sie unserer WochenSpiegel-Redaktion gerne Ihre Erinnerungen per E-Mail an red-adenau@weiss-verlag.de.


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