Zukunftsregion Ahr e.V. erkundet Agri-Photovoltaik im Weinbau
Kreis/Geisenheim/Freiburg. Die Zukunftsregion Ahr e.V. unternahm eine Exkursion nach Geisenheim und Freiburg, bei der der Vorstandsvorsitzende Guido Mombauer, Geschäftsführer David Bongart und Julia Baltes vom Weingut Bertram-Baltes Einblicke in die zukunftsweisende Agri-Photovoltaik (Agri-PV) gewannen.
In Geisenheim präsentierte Prof. Dr. Stoll von der renommierten Hochschule Geisenheim zwei Anlagen: Die erste, eine feste Anlage mit beweglichen, halbtransparenten Modulen (96 kWp), speist Strom in die Gebäude der Hochschule ein und lädt Maschinen sowie den Fuhrpark. Unter den Modulen wachsen die Trauben gesünder, der Lesezeitpunkt verschiebt sich um zehn bis 14 Tage, was die Reife und Qualität verbessert. Gleichzeitig reduziert sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, während Hagel, Starkregen und intensive Sonneneinstrahlung abgefangen werden.
Die zweite Anlage ist kompakt und flexibel: Dünne Module lassen sich wie Rollläden über die Reben, insbesondere Junganlagen, spannen und speisen einen Batterieschrank, der Geräte und Maschinen direkt im Weinberg lädt. Zusätzliche Innovationen im Wassermanagement verbessern die Speicherung und verhindern Bodenerosion.
David Bongart sagte: „Die Anlagen zeigen eindrucksvoll, wie man zwei Vorteile miteinander verbinden kann und gleichzeitig sogar die Qualität des Leseguts, trotz geringerem Aufwand, beibehält und teilweise sogar steigert.“
In Freiburg besuchte die Gruppe Winzer und Solarpionier Edgar Gimbel, der in seinem Spätburgunder-Weinberg eine Pilot-Agri-PV-Anlage betreibt. Die halbtransparenten Module spannen sich über die Reben, die Trauben gedeihen problemlos und behalten ihre hohe Qualität. Den erzeugten Strom speist Gimbel über den Zugang zum nächsten Trafo ins örtliche Netz ein. Die Anlage diente als praxisnahes Beispiel für die doppelte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen und lieferte wertvolle Erkenntnisse zu Ertrags und Qualitätsstabilität, Pflanzenschutzreduktion und Energieintegration. Auch hier bestätigte der Winzer Gimbel, dass es keinerlei Qualitätseinbußen gibt und die Arbeit im Vergleich zur Referenzanlage ohne PV Anlage sogar geringer ausfällt. „Die Kombination von nachhaltigem Weinbau und erneuerbarer Energie eröffnet nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern könnte auch die Identität unserer Region als innovativer und umweltbewusster Standort stärken“, resümierte Guido Mombauer.
Die Exkursion zeigte die Chancen von Agri-PV: doppelte Flächennutzung, Schutz vor Extremwetter, geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Energieautonomie und wirtschaftliche Vorteile. Agri-PV sollte sensibel in die Landschaft integriert werden, bevorzugt auf Flächen abseits touristischer Sichtachsen, und eröffnet gleichzeitig eine klare Storytelling- und Marketingstrategie: Klimaneutralen Wein genießen, nachhaltige Regionalität vermitteln und Innovationskraft sichtbar machen.