Meist kommt der Käse, der täglich auf dem Küchentisch landet, aus dem nächsten Supermarkt. Dabei gibt es eine heimische Käsekultur direkt vor der Haustür, die entdeckt werden will.
von Juliane Urban
Ein guter Wein, ein süßer Weinbergpfirsich oder ein Moselaal auf dem Teller – Besonderheiten der Region, die jeder kennt. Weniger bekannt ist, dass auch die Herstellung von Käse immer mehr an Bedeutung gewinnt. In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Käsekultur in der Großregion entwickelt (Rheinland-Pfalz, insbesondere Eifel und Hunsrück, Saarland, Luxemburg, Wallonie und Lothringen).
»Das liegt im Wesentlichen darin begründet, dass die in den 80er Jahren aufkommenden Biohöfe nach einer lohnenden Alternative zur Abgabe ihrer Biomilch unter Preis an die konventionellen Molkereien gesucht haben. Da lag dann die ,Veredelung der Milch mit einer eigenen Käserei sehr nahe«, erklärt Käsesommelier und Ingenieur für Milch- und Molkereiwirtschaft Wolfgang Fusenig aus Heidweiler.
Fernab von der Großindustrie sind dadurch viele kleine Hofkäsereien mit einer eigenen Produktion entstanden. Dazu gehört Milch von eigenen Tieren, eigene Rezepturen und die Herstellung per Hand.
Das Problem: Von der Öffentlichkeit, den Weingütern und den Brauereien blieb diese Entwicklung weitestgehend unbemerkt. Dabei gehen Käse und Getränke wie Wein, der hier längst etabliert ist, oft Hand in Hand.
Nachhaltig und regional
Für Wolfgang Fusenig Grund genug, dafür zu sorgen, dass die Hersteller zueinanderfinden und die Käsekultur als ein weiteres Merkmal der Region zu etablieren. Dazu gründete er 2020 die Genuss-Eventmanufaktur Mosel-Käse-Event. Hier bietet er Veranstaltungen an, um Getränkehersteller, Käsereien und Interessierte zusammenzubringen. Dazu gibt es unter anderem Käse-Wein-Tastings in Wittlich, Ürzig und Trier sowie Käse-Bier-Tasting. So können alle Seiten probieren, was zusammenpasst und was der Markt bietet. Besonders interessant für Konsumenten: Wanderungen durch die Weidelandschaft in der Eifel und dem Hunsrück, die den Weg der Käseherstellung aufzeigen. Wichtig ist Wolfgang Fusenig nämlich nicht nur, dass Winzer und Brauereien mit den Käsern zusammenarbeiten, sondern auch, dass die Bevölkerung die Bedeutung der Hofkäsereien erkennt. Viele überdenken ihr Kauf- und Essverhalten. Sie möchten sich bewusst ernähren und die Umwelt schonen. Darin sieht Fusenig eine Chance: »Hofkäsereien bieten eine artgerechte Tierhaltung und widmen sich der Haltung oder Zucht vom Aussterben bedrohter Milchtierrassen.« Außerdem komme die Milch oft von den eigenen Tieren, wodurch Lieferwege vermieden würden. Nicht zuletzt werde auch das Handwerk des Käsers unterstützt.
Es muss nicht immer Wein sein
Vielleicht kreieren diese Fachkräfte auch bald einen ganz eigenen Käse, für den die Großregion bekannt wird – denn so eine Spezialität gibt es laut Fusenig noch nicht.
Er selbst mag fast alle Sorten: »Es hängt von der Stimmung ab, ob ich momentan eher einen gereiften Weichkäse oder einen würzigen Hartkäse bevorzuge. Leider muss ich auch als Käsesommelier gestehen, dass mir alle Arten von Blaukulturkäse nicht sonderlich gut schmecken«. Er weiß auch: Die meisten mögen ihren Käse so wie ihren Wein: mild oder würzig-pikant. Aber es muss nicht immer Wein sein: »Zu Käse passen hervorragend auch Bier, Edelbrände – mein Geheimtipp und viele Arten von vergorenen Apfelprodukten (Viez, Cidre, Apfelweine und deren Spielarten) aber auch Säfte – insbesondere für Kinder sind spannend! Kirschsaft und Mozzarella oder für Erwachsene als Parallele Kirschbier und Burrata.«