Claudia Neumann

Die schönsten Jahre meines Lebens

Wittlich (ste). Was 1998 mit drei Pflanztischen und Terrakotta-Ware begann, hat sich zu einer Erfolgsstory entwickelt: das Wittlicher Gartenland Schmitt
Auch seinen großen, eigenen  Garten pflegt Uli Schmitt selbst.

Auch seinen großen, eigenen Garten pflegt Uli Schmitt selbst.

Bild: Stephanie Baumann

Mit Herzblut immer mitten drin ist Firmeninhaber Uli Schmitt. »Grün« um sich herum braucht der 55-Jährige wie die Luft zum Atmen. Täglich arbeitet er selbst im Betrieb mit. Dass aus seiner Idee »irgendwie von der Selbstständigkeit leben zu können« ein Unternehmen wurde, an dem Pflanzenfans kaum vorbei kommen, hat er nicht geahnt, als er die Firma gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Nicole Di Giovanni gründete. Kontinuierlich ist der Betrieb direkt an der L 141 gewachsen und mit ihm das Team. Markenzeichen: Kreativität wird hier großgeschrieben. Für seine Mitarbeiter ist Uli Schmitt dankbar. »Ohne meine engagierten Leute hätte ich das nicht geschafft.«

Auch der Standort spielte dem gebürtigen Rittersdorfer in die Hände. Zufall oder Glück? »1999, als die Franzosen aus Wittlich abzogen, hat die Stadt beschlossen, aus dem Konversionsgebiet ein Gewerbemischgebiet zu machen.« Zur guten Infrastruktur kam die optimale Verkehrsanbindung, die Pflanzenfreunde mittlerweile von weither nach Wittlich lockt, um Qualitätsgrün und ausgesuchte Accessories zu finden.

Bei allem Erfolg ist der Baumschulmeister »auf dem Teppich« geblieben. »Ich bin ein Junge aus dem Dorf und meiner Heimat sehr verbunden,« sagt er. Woanders zu leben, könne er sich nur schwer vorstellen. Seine persönliche Bilanz zum Firmenjubiläum passt in einen Satz: »Das waren die schönsten 25 Jahre meines Lebens!«

Meter hohe Toskana-Zypressen, stattliche Bananen, Kübel voller bunter Sommerblumen, Pflanzen soweit das Auge reicht. Dazwischen ausgesuchtes Eisen- und Terrakotta-Interieur, Sitzplätze, Feuerschalen. Außerdem: ein riesiger goldener Sessel, der zwischen Hängebegonien und Fächerblumen sein Dasein fristet. Ulli Schmitt lacht: »Das ist ein Relikt aus einer Adventsausstellung.«

Feste arbeiten Feste feiern

Heute hat er einige Tische und noch mehr Sitzgelegenheiten in seinem Garten verteilt. Der frischgebackene 55-Jährige hat Geburtstag und erwartet Gäste. Wie viele das sein werden, weiß er gar nicht so genau. »Wer kommt, der kommt. Das war hier immer schon so.« Seine Freunde sind ihm wichtig. Und das passende Lebensmotto hat er von seinem Vater übernommen: »Der hat immer gesagt, wer feste arbeitet, der muss auch feste feiern und das Leben genießen.«

Auf eigenen Füßen stehen

Feiern wird er am Verkaufsoffenen Sonntag in Wittlich auch sein 25-jähriges Firmenjubiläum. »Ich will mich dafür bedanken, dass das nicht nur 25 erfolgreiche, sondern auch die schönsten Jahre meines Lebens waren«, erklärt er schlicht. Ehe Uli Schmitt den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, arbeitete er in einer Groß-Gärtnerei am Niederrhein. »Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gerne auf eigenen Füßen stehen möchte.« Gemeinsam mit Nicole Di Giovanni, die sich heute um den Einkauf der Accessoires, Personal, Kasse und Bürokommunikation kümmert, legte er los. Außerdem pflegte der Baumschulmeister den Wittlicher Friedhof. Heute misst sein Gartenland rund 25.000 qm, eine Größe, die ausgesuchte Vielfalt erlaubt. Alleine im Stauden- und Kräuterbereich können Hobbygärtner unter mehreren 100 Arten und Sorten wählen und finden neben den Standards auch Mediterranes und Exotisches. Premium-Qualität, um die sich Uli Schmitt gerne persönlich kümmert. Bis heute erledigt er einen Großteil des Einkaufs selbst, zum Beispiel in Italien, wenngleich sich seit Corona auch in seiner Branche einiges verändert hat. »Früher hatte ich am Jahresende schnell mal 40.000 Kilometer auf dem Tacho. Mittlerweile arbeiten auch viele Pflanzenproduzenten mit Webshops. Das macht Vieles einfacher.« Seine Kunden nehmen nach wie vor weite Wege auf sich, um in Wittlich aus dem Vollen zu schöpfen. Sie kommen sogar aus Belgien. »Das freut mich unheimlich,« sagt Schmitt. »Es zeigt ja auch, dass ich einiges wohl richtig gemacht habe,« schiebt er schmunzelnd hinterher. »Richtig machen«, das heißt für ihn auch, selbst mitanzupacken.

»Das Büro ist nicht meine Welt«

Jeden Tag und bei allem, was eben anfällt. Jetzt, im Sommer, am liebsten ganz früh. »Morgens um 6 Uhr draußen zu sein, wenn alles noch ruhig ist, das ist für mich die schönste Entspannung.« Das Büro sei da eher nicht so seine Welt, gibt er augenzwinkernd zu. »Lieber lade ich in aller Ruhe einen Lkw aus und überlege mir, wie wir die Pflanzen schön präsentieren können.« Fachwissen und Kreativität, die seine Kunden zu schätzen wissen. Manche kommen regelmäßig, nur um einmal übers Gelände zu laufen, weil es ihnen so gut gefällt. »Ein sehr schönes Kompliment«.

Gedanken über die Zukunft

Erweitern möchte Uli Schmitt seinen Betrieb nicht mehr. Die Größe sei für den Standort definitiv ausreichend. »Was aber nicht heißt, dass ich nicht noch über die eine oder andere Umbaumaßnahme nachdenke,« sagt er. Noch Zukunftsmusik sind auch Überlegungen, wer sein Gartenland irgendwann einmal weiterführt. »Ich würde mich sehr freuen, wenn sich meine 23-jährige Tochter dazu entschließen könnte«, sagt Schmitt. »Gesprochen haben wir schon darüber. Lena ist im Betrieb groß geworden, sie könnte eigene Ideen mit einbringen, das wäre optimal, hat aber auch noch Zeit. Bis jetzt macht mir die Arbeit noch unheimlich viel Spaß und Freude«, unterstreicht er, sinniert aber weiter: Körperlich sei er ja auch noch fit, trotzdem werde man ja älter. . .

Von Schlafbäumen und Klimawandel

 Veränderungen wird in Zukunft auch der Klimawandel mit sich bringen. Eine Herausforderung für die gesamte Branche. »Ja, es ist schon so, dass man sich bis vor zehn Jahren kaum vorstellen konnte, dass mediterrane Pflanzen bei uns gedeihen,« sagt Schmitt und zeigt auf eine riesige Albizia, die sich gerade in einen Traum von rosa Blüten hüllt. Ein Seidenbaum, der auch Schlafbaum heißt, weil sich seine Blätter in der Nacht oder bei Trockenheit zusammenfalten. Mit einem speziellen Sortiment hat sich Schmitt auch im Betrieb auf die steigende Nachfrage nach trockenheitsresistenten Pflanzen eingestellt und den nahen Kreisel an der Landesstraße - eine Hommage an die Stadt - so gestaltet, dass kaum gegossen werden muss. Was rät er Hobbygärtnern vor dem Hintergrund immer heißerer Sommer mit zu wenig Niederschlag? »Man sollte schon überlegen, was man pflanzt. Es gibt ja auch viele einheimische Gehölze wie z.B. Hainbuchen, die noch sehr gut mit diesen Verhältnissen klar kommen, Pflanzen die tiefgründiger wurzeln. Natürlich spielt auch der Boden eine wichtige Rolle. Und bei verdichteten Flächen mit einer dünnen Humusauflage wird es schnell schwierig.« Das gelte auch für schnelllebige Trends in der Gartenbranche zulasten von Vögeln oder Insekten: »Manchmal haben die mit Vernunft wenig zu tun. . .«


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