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Große Hitze - kleine Knolle

Durch Trockenheit verhärtete Böden, kaum noch frisches Grün und ein Mangel an Stroh sind Auswirkungen des Supersommers in der Region.
Sie schrumpft, die Kartoffel: Die Hitze hat enorme Auswirkungen auf das Wachstum der beliebten Knolle.     Foto:  Imago/Uwe Steinert

Sie schrumpft, die Kartoffel: Die Hitze hat enorme Auswirkungen auf das Wachstum der beliebten Knolle. Foto: Imago/Uwe Steinert

Wer bei diesen Temperaturen auf dem Feld arbeiten muss, hat eine schweißtreibende Tätigkeit gewählt. Doch nicht nur den Landwirten ist die seit Wochen anhaltende Wärme und Trockenheit mittlerweile eher lästig, auch ihren Tieren. »Die Kühe geben jetzt weniger Milch, es ist echter Stress für sie und sie sind anfälliger für Infektionen«, schildert Kreisbauernverbandsvorsitzender Manfred Zelder die Lage. »Man sollte sie, wenn es draußen keinen Schatten gibt, im Stall halten. Und auf jeden Fall die Tränkebecken akribisch säubern.« Eine Milchkuh benötigt pro Tag bis zu 100 Liter Wasser, Pferde 60 Liter und Mutterschafe etwa 20 Liter.

Heu und Stroh bald Mangelware


Nicht nur erhöhter Krankheitsdruck macht den Tierhaltern zu schaffen, auch schauen sie mit Sorge auf die Tatsache, dass Heu und Stroh Mangelware werden. Das Stroh wird nicht nur als Einstreu für die Ställe benötigt, sondern auch als Ballaststoff für die Fütterung. Doch das Getreide entwickelte nur kurze Halme. »Wer keine Vorräte aus dem vergangenen Jahr hat, muss zukaufen.“ Aber in Moselland und Eifel sei man bislang recht glimpflich davon gekommen, in anderen Regionen habe es bereits Notschlachtungen gegeben. »Dadurch sinkt wiederum der Fleischpreis. Denn ganz Europa leidet unter der Hitze«. Alles in allem war die Getreideernte nur mittelmäßig, wobei allerdings die Qualität und der Trocknungsgrad nichts zu wünschen übrig ließen. Aber die Mengen. »Die Wintergerste war ganz gut, der Weizen geht so, bei Raps haben wir Abschläge«, resümiert Zelder. Vor allem auf sandigen Böden sei der Ertrag nicht zufriedenstellend. Und der Ackerbau – allen voran die Kartoffeln – leiden unter verfestigten und verhärteten Böden. „Die Kartoffeln sind dann zu klein, beim Tabak gibt es weniger Blätter.«

»Die Frage ist, wie lange die Hitze noch anhält«


Die Frage sei, wie lange die Hitze noch anhalte. Wenn es noch wochenlang so weitergeht, müssen die Wintervorräte angebrochen werden. »Und das kann für einige Betriebe existenzbedrohend werden.«
Michael Horper, Bauernpräsident Rheinland-Nassau und zugleich Kreisbauernverbandsvorsitzender des Eifelkreises, will den »Katastrophenausruf für unsere Region« ebenfalls noch nicht wagen. Es seien je nach Standort ein bis zwei gute Grünland-Schnitte als Futter eingefahren worden. Aber auch er konstatiert, dass Grünland und Mais dringend Niederschlag brauchen. Mais benötigt laut DLR Eifel mindestens zwei bis drei Liter Regen pro Tag.  
Kritiker der intensiven Maisbebauung sehen sich in diesem Sommer wie bereits 2015 bestätigt. Denn da vielfach Grünland dem Mais weichen musste, wird die Futternot verschärft. Bei zu viel Hitze vergärt die Milchsäure im Silomais und führt zur Schimmelbildung, so dass er nicht mehr als Futter taugt. Noch schlimmer betroffen ist Körnermais, der gar nicht erst richtige Kolben ausbildet.
Wegen der Trockenheit sei, so Horper, der Pilzbefall beim Wein zum Glück weniger ein Problem, aber gerade junge Reben, die noch nicht tief verwurzelt sind, leiden deutlich. »Jedoch darf es nicht zu erneuten Starkregenereignissen mit Überschwemmungen kommen!«

Nach den Unwettern: Viele Flächen nicht mehr brauchbar


 Viele von Unwettern betroffene Flächen seien nach wie vor unbrauchbar, da von tonnenweise Geröll verschüttet. »An eine Bewirtschaftung ist nicht zu denken. Auch sind nach wie vor viele zerstörte Wege unbefahrbar oder nur notdürftig repariert.«
Beim diesjährigen Erntegespräch am 31. Juli, welches im Westerwald stattfindet, will der Bauernpräsident detaillierter informieren. »Aber in der Regel wird man erst im Oktober sagen können, wie gut oder schlecht das Erntejahr 2018 war.« Es bleibt also noch etwas Zeit für Hoffnung auf satte schöne Landregen. (ako)


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