Gutachten: Ist das Wittlicher Vitelliusbad noch zu retten?
Viele Diskussionen um den Erhalt des Vitellius-Freibads Wittlich haben dazu geführt, dass die Stadt eine Alternativplanung in Erwägung zieht, um das Bad erhalten zu können (wir berichteten). Ursprünglich sollten Hallen- und Freibad zu einem Kombi-Bad vereint werden. Die »Bürgerinitiative zum Erhalt des Freibades in Wittlich« (BI) wehrte sich gegen die Pläne, insbesondere die Reduktion der Wasserfläche. Ihr Ziel: Zumindest das Freibad solle erhalten bleiben.
Im September 2019 kam es zu einer Versammlung, in deren Zuge die Neuplanung angestoßen wurde. Auch das Innenministerium würde grünes Licht geben, »wenn der Schwimmbadbetrieb unter Beibehaltung des Freibades in der jetzigen Form wirtschaftlich darstellbar sei«, so Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich. Um das Projekt objektiv weiterentwickeln zu können, wurde die Materialprüfungs- und Versuchsanstalt Neuwied GmbH mit der Untersuchung des Freibads beauftragt.
Mängelflut im Wasserbecken
Im Fokus des Gutachtens standen die Fragen nach dem Zustand des Freibades, der technischen Restnutzungsdauer sowie der materialtechnischen Eigenschaften.Gutachter Manuel Krautkrämer zeigt u. a. auf, dass sich in allen Freibadbeckenbereichen Hohllagen im Fliesenbelag befinden. Einerseits zwischen dem Estrich und dem Konstruktionsbeton als auch zwischen dem Fliesenkleber und dem Estrich. Zusätzlich weisen die Fliesen Frostschäden und Risse auf. Auch das Mörtelbett ist teilweise zerstört. Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass durch die Hohllagen in der Fliesenauskleidung und die dadurch entstandenen Schäden keine Restnutzungsdauer der Konstruktion mehr vorhanden ist. Konkret: die Beckenauskleidungen müssen erneuert werden – z.B. durch neue Fliesenbeläge und Folienauskleidung.
Beton weiterhin nutzbar
Allerdings gibt es auch eine positive Nachricht: Im Bereich des Konstruktionsbetons sei die Dauerhaftigkeit aktuell langfristig nicht beeinträchtigt, sofern die Schäden in der Fliesenauskleidung zeitnah beseitigt werden würden.Für die BI kein großes Problem: »Der wichtigste Punkt ist, dass der Beton in Ordnung ist. Es war absehbar, dass Fliesen und Estrich nach 30 Jahren sanierungsbedürftig sind. Entscheidend ist, dass die Betonwannen wieder für einen neuen Aufbau genutzt werden können!«, so Jörg Krames von der BI.
In einem nächsten Schritt sollen die Kosten der Beckensanierung ermittelt und den Gremien vorgelegt werden. Für die Stadt heißt das, dass neben der Planung für das neue Hallenbad nun auch die Planung für die Sanierung hinzukommen könnte, falls das Freibad erhalten bleibt.
Die BI ist davon weiterhin überzeugt: »Wir sollten einen Kompromiss finden, mit dem alle Interessengruppen leben können«, so Krames.
Um einen Schritt in genau diese Richtung zu gehen, veranstaltet die Stadt eine weitere Bürgerversammlung. Sie wird voraussichtlich im April stattfinden.
(ju)