

Schon am Samstagmorgen rollten die ersten Maschinen an, und bald reihten sich mehrere Hundert Motorräder entlang der Uferpromenade auf. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: strahlender Sonnenschein ließ den Chrom glänzen und brachte den satten Lack der Bikes zum Leuchten. Die Besucher flanierten zwischen den imposanten Maschinen, hielten inne, um an Trittbrettern, individuellen Airbrush-Lackierungen oder technisch aufgerüsteten Cockpits zu verweilen – einige Harleys verfügten sogar über eingebaute Radios und Lautsprecheranlagen, die sanft Rockklassiker über die Mosel trugen.
Buntes Treiben auf der Promenade
Entlang der Promenade herrschte eine Atmosphäre, die man sonst nur von großen Stadtfesten kennt: An zahlreichen Ständen wurden regionale Weine, deftige Speisen und süße Leckereien aber auch zahlreiche Harley-Davidson Fan-Artikel angeboten. Für viele Besucher gehörte ein Glas Moselriesling ebenso zum Erlebnis wie das Fachsimpeln über Motorleistung, Umbauten oder lange Touren. Mehr als 30 sogenannte „Chapter“ – organisierte Harley-Fahrergruppen – aus ganz Deutschland waren angereist. Dazu gesellten sich Gäste aus England, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden und weiteren Ländern der Benelux-Region. „Man kennt sich seit Jahren, und jedes Treffen fühlt sich ein bisschen wie ein Familientreffen an“, schwärmte ein Teilnehmer aus Aachen.
Der große Korso – Herzstück des Treffens
Am Samstag stand der unumstrittene Höhepunkt bevor: der große Korso. Hunderte Motorräder setzten sich mit sonorem Grollen in Bewegung, zogen von Ürzig aus durch Zeltingen, Bernkastel-Kues und Wittlich. Entlang der gesamten Strecke hatten sich Menschen versammelt – Familien mit Kindern, ältere Anwohner, Urlauber, Fotografen.
Als der Korso Wittlich erreichte, empfing Bürgermeister Joachim Rodenkirch die Biker persönlich. In seiner kurzen, aber herzlichen Ansprache betonte er: „Gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, solche Veranstaltungen zu bewahren. Sie bringen Freude, Gemeinschaft und ein Stück Normalität.“ Rodenkirch stellte klar, dass er sich jedes Jahr darauf freue, die Ausfahrt in Wittlich begrüßen zu dürfen.
Ehrenamt als Fundament
Auch der Bürgermeister von Ürzig, der seit Jahren zu den treibenden Kräften des Events zählt, war beim Korso und auf der Promenade präsent. Er unterstrich, welch große Bedeutung „Harley und Wein“ für die Ortsgemeinde habe: „Dieses Event ist zu hundert Prozent ehrenamtlich organisiert. Ohne die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre das undenkbar. Da stecken unzählige Stunden Arbeit drin, und das Engagement verdient höchsten Respekt.“
Tatsächlich ist die Organisation ein komplexes Unterfangen: Genehmigungen, Straßensperrungen, Sicherheitsdienste, Gastronomie, Bühnenprogramm und natürlich die Koordination mit den zahlreichen Chapters – all das wird von einem eingespielten Team und vielen Unterstützern gestemmt.
Von der Weinprobe zum Kulttreffen
Die Anfänge von „Harley und Wein“ reichen ins Jahr 1999 zurück. Damals entstand die Idee bei einer Weinprobe in Ürzig, als sich Vertreter des Frankfurter „Mainhattan Chapter“ und der damalige Ortsbürgermeister Arno Simon spontan einig wurden: Die Mischung aus Harley-Davidson-Kult und Moselwein könnte eine einzigartige Veranstaltung hervorbringen. Gemeinsam mit Eberhard Nauheim, dem damaligen Präsidenten des Chapters, wurde die erste Auflage organisiert – klein, familiär, aber schon mit großem Herzblut. Seitdem hat sich das Treffen zu einem Magneten entwickelt, der jedes Jahr Hunderte Maschinen und Besucher anzieht.
Mehr als nur ein Bikertreffen
Was „Harley und Wein“ von anderen Motorradevents unterscheidet, ist die Mischung aus spektakulärer Technik, landschaftlicher Schönheit und gelebter Gemeinschaft. Zwischen den donnernden Motoren und dem leisen Plätschern der Mosel entsteht eine besondere Atmosphäre – gesellig, offen und zugleich familiär. Für viele Teilnehmer ist es nicht nur ein Event, sondern eine Art Wiedersehen mit Freunden aus ganz Europa.
So endete auch die 26. Auflage mit viel Applaus, zufriedenen Gesichtern und dem Versprechen: Im nächsten Jahr gibt es ein Wiedersehen. . .



