ste

Verzögerung beim Straßenausbau: Unternehmer in Bengel in Sorge

Bengel. Eigentlich sollte die Baumaßnahme in Bengel bereits Ende August abgeschlossen sein. Doch nun sorgt ein aktualisiertes Verkehrsschild für Ernüchterung: Die Vollsperrung der Bundesstraße 49 im Ortskern wird sich bis November hinziehen. Für viele Verkehrsteilnehmer bedeutet das weitere Umwege, für Anwohner zusätzlichen Lärm – und für örtliche Betriebe massive Umsatzeinbußen.

Bild: Kevin Schössler

Baustelle sorgt für Verkehrschaos

Seit Juni wird die B49 im Bereich von Bengel saniert. Ursprünglich war geplant, die Arbeiten innerhalb von drei Monaten abzuschließen. Doch wie sich nun herausstellt, verlängert sich die Maßnahme um mindestens weitere drei Monate.

„Wir hatten uns darauf eingestellt, dass die Einschränkungen im August vorbei sind. Jetzt sollen wir bis November durchhalten – das ist ein harter Schlag“, erklärt die Familie Becker, Betreiber einer Tankstelle mit angeschlossenem Fachmarkt im Ortskern, direkt an der Baustelle.

Tankstelle und Baumarkt mitten im Baustellenbereich

Das Geschäft der Familie Becker liegt direkt an der B49 – und damit mitten im gesperrten Abschnitt. Zwar können Kundinnen und Kunden den Betrieb noch erreichen, doch der Weg führt über abgefrästen Asphalt durch die Baustelle. Das schreckt offenbar viele ab. „Unsere Umsätze sind massiv eingebrochen. Bei der Tankstelle rechnen wir mit rund 50 Prozent weniger Einnahmen, im Fachmarkt sogar mit 80 Prozent Rückgang“, berichtete die Familie Becker.

Während Pkw-Fahrer den Ort immerhin noch als Umleitung passieren können, ist dies für Lastwagen unmöglich. Immer wieder kommt es vor, dass Lkw-Fahrer die Durchfahrt dennoch versuchen – mit fatalen Folgen: „Die bleiben dann stecken und müssen mühsam rückwärts aus dem Ort herausrangieren“, so eine ältere Anwohnerin aus Bengel.

Emotionale Belastung und organisatorische Probleme

Für die Geschäftsbetreiber ist die Situation nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional extrem belastend. „Es ist frustrierend, weil wir organisatorisch kaum Möglichkeiten haben, etwas zu verbessern. Wir können den Verkehr nicht schneller machen, wir können die Baustelle nicht ändern – und dadurch fühlen wir uns ohnmächtig“, schildert die Familie.Die Betreiber geben offen zu, dass die Situation an den Nerven zehrt: „Man schläft schlechter, die Existenzängste sind groß. Das ist kein Zustand, den man einfach ignorieren kann.“

Kritik an Kommunikation mit den Behörden

Besonders ärgerlich empfinden die Betroffenen die Kommunikation mit den zuständigen Behörden. „Wir haben vor Wochen um eine Stellungnahme gebeten. Zunächst hieß es, der zuständige Bauleiter sei im Urlaub. Passiert ist aber lange gar nichts“, berichtet die Familie Becker. Erst auf Nachfrage bei einem Mitarbeiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) wurde bestätigt, dass die Bauzeit tatsächlich verlängert wurde.

Zusätzlich sei bekannt geworden, dass die Bauarbeiten nicht nur Bengel betreffen: Ab September soll die B49 auch zwischen Bauesdorf und Kinderbeuern voll gesperrt werden, anschließend folgt der Abschnitt von Bauesdorf Richtung Neuerburg.

Verständnis gefordert – aber auch mehr Rücksicht

Neben den wirtschaftlichen Sorgen appelliert Becker auch an die Anwohner: „Wir würden uns etwas mehr Verständnis wünschen, was das Verkehrschaos betrifft. Wir sind heilfroh, dass wir überhaupt noch über die Umleitung durchs Dorf erreichbar sind. Dass dadurch der Autolärm steigt, ist uns bewusst. Aber wenn der Verkehr fließt, ist es deutlich ruhiger, als wenn die Autos irgendwo blockiert werden.“

Gleichzeitig betonten sie, dass es unverantwortlich sei, wenn sich Lastkraftwagen durch die enge Ortsdurchfahrt zwängen: „Für Autos ist es machbar, aber große Laster haben hier nichts verloren.“

Reaktionen der Anwohner

Während die Betriebe unter ausbleibenden Kunden leiden, klagen viele Anwohner über zusätzlichen Verkehrslärm und Staus im Ort. Nicht jeder zeigt Verständnis für die schwierige Lage der Geschäftsleute. „Viele Stammkunden bleiben uns treu – aber natürlich meiden einige die Fahrt durch die Baustelle, was wir verstehen können“, so die Familie weiter.

Ob die Sperrung tatsächlich im November aufgehoben wird, bleibt abzuwarten.

Text/Fotos: Kevin Schössler


Weitere Nachrichten aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich
Meistgelesen