Simone Wunder

Die flächendeckende Versorgung durch Apotheken vor Ort ist gefährdet

Zum “Tag der Apotheke” informierte sich auch Landrätin Anke Beilstein in der Kreuzbergapotheke von Ursula Porten-Bergmann über den aktuellen Sachstand vor Ort.

Zum “Tag der Apotheke” informierte sich auch Landrätin Anke Beilstein in der Kreuzbergapotheke von Ursula Porten-Bergmann über den aktuellen Sachstand vor Ort.

Bild: Thomas Esser

Cochem/Kreis (te). »Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke«, lautet die allgegenwärtige Endansage im Werbeblock für Arzneimittel. Aktuell sieht es jedoch so aus, dass man mit der Apotheke den letzten Teil dieser Ansage in absehbarer Zeit weglassen kann. Grund hierfür ist deren permanenter Schwund, dem in Deutschland tagtäglich eine dieser Institutionen zum Opfer fällt. Allein im vergangenen Jahr waren es deutschlandweit 500 Apotheken, die schließen mussten. Gründe hierfür sind unter anderem Personal- und Lieferengpässe, Überbürokratisierung sowie eine längst überfällige Honoraranpassung seit 20 Jahren.
Die Kosten für die Betreiber sind in dieser Zeit überdimensional gestiegen und so wird für viele eine Weiterführung ihrer Apotheke unrentabel. So betragen die Apothekenausgaben im GKV-Bereich gerade einmal 1,9 Prozent, während die Krankenkassen für sich selbst mehr als das Doppelte ausgeben. Leider ist für die Kundschaft nicht sichtbar, was Apotheken leisten. Das waren in 2023 neben 420.000 Nacht- und Notdiensten ebenso die Herstellung von elf Millionen verordneten Rezepturen. Diesbezüglich finden es die Apotheken schade, dass diese Leistungen keine Wertschätzung, geschweige denn angemessene Vergütung, erfahren.
Der Kreis Cochem-Zell verfügte einmal über 19 Apotheken. Mittlerweile sind es nur noch 13, wobei bereits zwei weitere eine Schließung signalisiert haben. Demnach erweisen sich die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach für eine adäquate Versorgung als fatal. Er bezieht künftig flächendeckend eine »Apotheke light« in seine Planung ein. Diese wird dann, von einer Pharmazeutisch-Technischen-Assistentin (PTA) besetzt, zu einer Medikamenten-Ausgabestelle degradiert, wo eine Beratung und die Herstellung von Rezepturen auf der Strecke bleiben. Denn die Light-Version stellt selbst nichts mehr her und gibt nur noch ab. Dahingehend torpedieren die gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen die Arbeit der niedergelassenen Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie der Apothekerinnen und Apotheker, sagt auch Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV).
Zum bundesweiten »Tag der Apotheke« hatte auch Ursula Porten-Bergmann örtliche Kommunalpolitiker in ihre Cochemer Kreuz-bergapotheke eingeladen, um ihnen vor Ort einen Einblick in die missliche Lage zu geben. Dabei zeigte sie unter anderem auf, dass die knapp 160.000 Beschäftigten in den noch rund 17.500 verbliebenen Apotheken täglich drei Millionen Menschen versorgen und zur Anwendung, Wirksamkeit, Verträglichkeit und Wechselwirkungen der Medikation genau beraten.
Laut Stiftung Warentest konnten dagegen die Online-Versender in Sachen Beratung »fachlich selten überzeugen«. So bieten Apotheken überdies kostenlose pharmazeutische Dienstleistungen an: Beispielsweise wenn Patienten gegen Bluthochdruck oder einer Lungenerkrankung Arzneimittel verordnet bekommen oder fünf und mehr verschiedene rezeptpflichtige Medikamente benötigen.
Infotag-Resümee: »Nur die Apotheke vor Ort kann eine flächendeckende, niedrigschwellige und vor allem kompetente Arzneimittelversorgung gewährleisten!«

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