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Polizisten verletzt, Verdächtige frei

Zu einem Gewaltexzess, mit mutmaßlicher Gefangenenbefreiung sowie gefährlicher Körperverletzung soll es in der Nacht zum Sonntag gekommen sein. Am Ende des Einsatzes in Hauroth sind sechs Polizeibeamte verletzt, einer von ihnen schwer. Und die mutmaßlichen Täter durften nach der Personalien-Feststellung weiterfeiern. Ein unglaublicher Vorgang, insbesondere nach der Ankündigung von Politik und Justiz, die eigentlich härter bei Angriffen gegen Polizisten vorgehen wollten.

Alles hatte mit einer Routinekontrolle gegen Mitternacht im Eifelort Hauroth begonnen. Dort war einer Polizeistreife am Wochenende ein Wagen aufgefallen, der in Schlangenlinien auf einen sogenannten "Promilleweg" Richtung Masburg einbog. Als die Beamten den Fahrer kontrollieren wollten, gab dieser Gas. Die Polizisten verfolgten ihn bis zu einer Sackgasse. Dort sprang er aus seinem Wangen und flüchtete zu Fuß. Offenbar dorthin, wo er zuvor den Abend lang gefeiert hatte, in einer gaststättenähnlichen Hütte am Ortsrand von Hauroth. Kurz vor dem Gebäude konnten die Beamten den Flüchtigen stellen. Das bekamen offenbar auch dessen Freunde mit, die dort noch am Feiern waren. Äußerst aggressiv soll die etwa zehnköpfige Gruppe gegen die beiden Beamten vorgegangen sein, verbunden mit der Forderung den Festgenommen frei zu lassen. Die Polizisten flüchteten mit dem Festgenommenen im Polizeiwagen und forderten Verstärkung an. Pfefferspray und ein Schuss Etwa zehn Beamte fuhren zu dem Einsatzort, um die mutmaßlich aggressiven Täter zu identifizieren. Was sie dort erwartete, sprengte jegliche Vorstellungskraft. Zuerst weigerten sich die Männer ihre Personalien anzugeben dann sollen sie mit Flaschen und Fäusten die Polizeibeamten angegriffen haben. Als die Beamten einen der mutmaßlichen Rädelsführer festgenommen hatte, sollen mehrere aus der Gruppe versucht haben, diesen wieder zu befreien. Als die Lage schließlich so brenzlig für die Beamten wurde und mehrere bereits verletzt waren und der Einsatz von Pfefferspray nichts brachte, setzte einer der Polizisten seine Waffe ein. Er gab in dem Gebäude einen Warnschuss ab. Nachdem aus sämtlichen umliegenden Polizei-Dienststellen Verstärkung angefordert worden war, konnten die Beamten Herr der Lage werden. Sechs Polizisten verletzt Die erschreckende Bilanz: Nach Informationen des WochenSpiegel wurden sechs der eingesetzten Polizisten aus Cochem und Mayen verletzt, einer davon schwer. Er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei konnte mehrere mutmaßliche Gewalttäter ermitteln. Nachdem von diesen jedoch die Personalien gesichert und die Beschuldigten fotografiert waren, mussten die Beamten sie wieder laufen lassen. Nach Informationen des WochenSpiegel sah man keinen rechtliche Grundlage, die mutmaßlichen Gewalttäter vorläufig festnehmen zu lassen. Diese tranken anschließend fröhlich weiter. Oberstaatsanwalt Rolf Wissen auf Anfrage des WochenSpiegel: »Zur Klärung des Sachverhaltes hat das Polizeipräsidium eine Ermittlungsgruppe bei der Kriminalinspektion Mayen eingesetzt Kein Verständnis Das gewalttätige Vorgehen gegen Polizeibeamte am Wochenende in Hauroth sorgt auch politisch für Entsetzen und Diskussionen. Die Polizeigewerkschaft stellt immer mehr Gewaltbereitschaft fest. Der brutale Übergriff auf Polizeibeamte am Wochenende in Hauroth sorgt auch innerhalb der Polizei für Diskussionen. Der neue Ortsbürgermeister von Hauroth, Stefan Schneider, reagiert auf Anfrage des WochenSpiegel besorgt: "Ich habe keinerlei Verständnis dafür, wenn es zu Gewalt gegen Polizisten kommt." Genaueres habe er bislang aber nicht erfahren. Zwar sei beim örtlichen Feuerwehrfest darüber gesprochen worden. "Welches Ausmaß das Ganze hatte, war mir bislang nicht bekannt", so Ortsbürgermeister Schneider. Entsetzt über die Vorfälle in Hauroth ist auch der Vorsitzende der Bezirksgruppe der Gewerkschaft der Polizei, Gerhard Jung. "Der Vorfall spiegelt genau das Dilemma wieder, dass wir immer öfter feststellen. Der Respekt vor Polizeibeamten nimmt immer mehr ab und die Gewaltbereitschaft zu." "Allgemeines Personaldilemma" Insbesondere sei dies an Wochenenden feststellbar, so der Gewerkschaftsvertreter. Jung spricht in diesem Zusammenhang auch das nach seiner Meinung "allgemeine Personaldilemma" bei der Polizei an. "Bei solchen Einsatzlagen müssen Beamte von verschiedenen Dienststellen zusammengezogen werden und diese fehlen dann dort, wo sie eigentlich eingesetzt worden sind." Nach solchen Einsätzen, wie am Wochenende in der Eifel, seien oftmals Beamte erkrankt und auch die, die nicht körperlich verletzt worden seien, würden meist psychisch enorm darunter leiden. Dies sei, wie er selbst wisse, so Jung, auch beim konkreten Einsatz am Wochenende der Fall. Michael Reißmann, Kreisvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, stellt immer wieder fest, dass "unsere Justiz, die genauso unterbesetzt ist wie die Polizei im ländlichen Raum, solche Fälle nicht zeitnah abarbeiten kann". Dies führe dann zu Unverständnis bei der Bevölkerung und bei den eingesetzten Polizeibeamten. Die steigende Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten sieht Reißmann als gesellschaftliches Problem. "Viele nehmen die Beamten nicht als Schutzmann war, sondern als Gegner", so Reißmann. Oftmals hätten diese Täter dann das Gefühl, in einem rechtsfreien Raum agieren zu können. Reißmann: "Dies muss nach meiner Meinung mit aller Härte des Gesetzes sanktioniert werden." Eine Anfrage des WochenSpiegel bei Innenminister Roger Lewentz (SPD) zu dem Vorfall und der von den Gewerkschaften kritisierten personellen Unterbesetzung der Polizei wurde übrigens von dessen Pressesprecher Joachim Winkler mit der Begründung verwehrt, dass es einen "Auskunftsvorbehalt der Staatsanwaltschaft" gäbe. Kommentar Nicht vermittelbar Von Mario Zender Sechs Polizeibeamte werden bei einem Einsatz im Eifelort Hauroth verletzt. Einer musste sogar stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Er trug erhebliche Verletzungen im Gesicht davon. Mit Flaschen sollen mindestens acht Männer auf die Beamten losgegangen sein. Erst ein Großaufgebot und der Einsatz einer Polizeiwaffe konnte die acht mutmaßlichen Gewalttäter (übrigens allesamt Deutsche) stoppen. Mehrere der mutmaßlichen Täter sollen einschlägig wegen Gewaltdelikten vorbestraft sein. Und dennoch wurde keiner von ihnen in U-Haft genommen. Ich frage mich, was muss passieren, bis hier durchgegriffen wird? Muss erst ein Beamter zu Tode kommen? Wer mit Flaschen auf Polizeibeamte losgeht und diese erheblich verletzt, greift nicht nur Polizeibeamte an, sondern den Rechtsstaat. Wenn einem solchen Angriff nicht eine Inhaftierung folgt und die mutmaßlichen Gewalttäter weiterfeiern können, verlieren diese und andere, die davon erfahren, jeglichen Respekt vor der Polizei. Eine solch lasche Umsetzung der von Politik und Justiz gepriesenen Verschärfung des Paragrafen 114 (Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte) sorgt einzig und alleine dafür, dass mehr und mehr Menschen den Glauben an unseren Rechtsstaat verlieren. Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de Fotos: Zender (2), privat


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