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Mario Zender

Streit um Brandruine entflammt

Am 30. Oktober zerstörte ein Feuer das ehemalige Weingut Rademacher in Cochem. Die Stadt hatte das Gebäude wenige Tage zuvor gekauft. Den vollen Kaufpreis will die Stadt nun nicht bezahlen. Deshalb hat die Insolvenzverwalterin, die das Gebäude betreut, den Rücktritt vom Kaufvertrag beantragt.

Am 30. Oktober zerstörte ein Feuer das ehemalige Weingut Rademacher in Cochem. Die Stadt hatte das Gebäude wenige Tage zuvor gekauft. Den vollen Kaufpreis will die Stadt nun nicht bezahlen. Deshalb hat die Insolvenzverwalterin, die das Gebäude betreut, den Rücktritt vom Kaufvertrag beantragt.

Bild: Zender

Cochem. Die Stadt Cochem wollte aus dem ehemaligen Weingut Rademacher ein schmuckes Weinerlebniszentrum machen. Doch kurz nachdem der notarielle Vertrag geschlossen wurde, ging das Gebäude in Flammen auf. Jetzt gibt es Zoff um den Kaufvertrag. Die Insolvenzverwalterin, die das Haus verkauft hat, hat sogar die Rückabwicklung des Kaufvertrags gefordert.

Von Mario Zender

Als am 30. Oktober vergangenen Jahres um 20.15 Uhr die Sirenen in Cochem heulten, wollte Stadtbürgermeister Walter Schmitz sich gerade am Buffet stärken, das anlässlich der Verabschiedung von Landrat Schur im Kapuzinerkloster aufgebaut war. Doch das Feuer verdarb dem Stadtchef nicht nur allerlei Leckereien und ein gutes Glas Wein, sondern ein halbes Jahr später nochmals gewaltig die Stimmung.
Die Stadt Cochem hatte das ehemalige Weingut hinter dem Cochemer Bahnhof wenige Tage vor dem Brand von der Insolvenz- verwalterin, der Dauner Rechtsanwältin Katrin Himmes, gekauft. Fast 400.000 Euro sollten dafür fließen. Dass die Stadt das Gebäude überhaupt kaufen konnte, ist der Bereitschaft eines Cochemer Investors zu verdanken. Dieser hatte im Bieterverfahren mehr Geld geboten als die Stadtverantwortlichen und den Zuschlag erhalten. Nach Gesprächen war er jedoch bereit, der Stadt den Vortritt für das Millionenprojekt zu lassen. Mit einer Auflage: Baut die Stadt das Weinerlebniszentrum nicht innerhalb von drei Jahren, dann fällt die Immobilie zum selben Preis wieder an den Cochemer Investor. Und genau hier liegt das Problem für die Stadt.
Da das Gebäude nach dem Brand nicht mehr den Wert aufweist, den es vor dem Brand hatte, ist die Stadt nicht bereit, den vollen Kaufpreis zu zahlen. Und hier fängt der Streit an. Die Insolvenzverwalterin fordert genau diesen Betrag. Die Stadt zahlt ihn aber nicht, weil das Gebäude durch das Feuer deutlich weniger wert ist und die Stadt zudem nicht weiß, wie hoch das Gebäude versichert war. Diese Tatsache soll die Insolvenzverwalterin der Stadt Cochem bislang nicht nachgewiesen haben.
Stadtbürgermeister Walter Schmitz bestätigt entsprechende Informationen unserer Zeitung, dass die Stadt Cochem bislang keinen Nachweis der Versicherung vorliegen habe. »Deshalb konnten wir den Kaufpreis auch nicht bezahlen. Denn wir bezahlen nicht für etwas, was vertragsgemäß gar nicht mehr vorhanden ist«, so Bürgermeister Schmitz.
Die Insolvenzverwalterin geht nun offenbar emotionslos vor. Nachdem der Kaufpreis von der Stadt Cochem nicht gezahlt wurde, hat sie der Stadt den Rücktritt vom Kaufvertrag mitgeteilt. Diesen Rücktritt akzeptiert die Stadt aber nicht.
Eine Anfrage des WochenSpiegel bei der Insolvenzverwalterin, Rechtsanwältin Katrin Himmes aus Daun, verlief im Sand. Sie war telefonisch, trotz mehrfacher Nachfrage, nicht erreichbar. Einer Rückrufbitte kam sie nicht nach.
Recherchen unserer Zeitung bringen noch einen weiteren wichtigen Knackpunkt hervor. Möglicherweise war das Objekt im Rahmen der Insolvenz nicht korrekt versichert. Da der Eigentümer verstorben war, stand das Gebäude monatelang leer. Dieser Umstand muss der Versicherung gemeldet werden. Nach Informationen des WochenSpiegel soll dies nicht der Fall gewesen sein. Stadtbürgermeister Walter Schmitz betonte auf Anfrage: »Davon wissen wir nichts, wir haben zu den Versicherungsbedingungen bislang keine Unterlagen vorliegen.« Bericht folgt!

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