Ob in Berlin, Brüssel, Nizza, Paris oder Stockholm - Terroristen wollen, dass wir uns unsicher fühlen. Und auch wenn diese Städte hunderte Kilometer weit vom Kreis Euskirchen entfernt liegen, so hat im Januar die Festnahme von zwei mutmaßlichen Mitgliedern der Terrorgruppe IS in Bad Münstereifel gezeigt, wie nah die Gefahr plötzlich sein kann.
»Das Leben im Kreis ist trotzdem keineswegs unsicherer geworden«, findet Günter Rosenke, Landrat und Leiter der Kreispolizeibehörde Euskirchen, beruhigende Worte. Im Vergleich zum Vorjahr hat es zwar einen leichten Anstieg von 111 Straftaten auf 11.552 Delikte gegeben, das ist aber gerade mal ein knappes Prozent. In der Betrachtung der letzten neun Jahre schwankt die Gesamtzahl der Delikte zwischen 10.592 im Jahr 2008 und 12.145 in der Spitze im Jahr 2011. »Im Kreis Euskirchen werden 0,79 Prozent aller Straftaten des Landes NRW verübt«, ergänzt Rosenke.
Gefährdungslage
»Die Vorfälle in der Vergangenheit zeigen dennoch, dass sich Anschläge nicht nur auf die Metropolen konzentrieren, sondern auch im ländlichen Raum verübt werden. Es wäre daher völlig falsch, mögliche Anschläge für den ländlichen Raum zu negieren«, so der Leiter der Kreispolizeibehörde.
Dem Bundeskriminalamt (BKA) lägen aber momentan keine Erkenntnisse vor, aus denen sich eine konkrete Gefährdung durch terroristische Anschläge im Kreis ergibt. Dennoch geht die Behörde aktuell von einer »hohen abstrakten Gefährdungslage« aus. Auch eine potentielle Gefährdung durch irrational handelnde und psychisch gestörte Personen sei nicht auszuschließen.
»Wir sollten uns dennoch nicht wegen Terroristen in unserer Art zu leben beschränken. Dann hätten die Fanatiker und Extremisten ihr Ziel schon erreicht«, appelliert Markus Ramers, SPD-Kreisvorsitzender und Landtagskanidat seiner Partei.
Einsatzplan
Sollte es zu einem terroristischen Anschlag kommen, so liegen der Polizei detaillierte Einsatzpläne vor. »Bei einem Anschlag übernimmt das Polizeipräsidium Köln die Einsatzführung, die Polizei des Kreises Euskirchen wird nach fest vorgegebenen Plänen in die Einsatzmaßnahmen eingebunden«, erklärt Günter Rosenke. Das Polizeipräsidium Köln verfügt zudem über verschiedene Medien, um die Bevölkerung warnen zu können. Dazu zählen auch soziale Medien, wie Facebook und Twitter. »Darüber hinaus kann das Polizeipräsidium auf die Warnmedien ‚Katwarn‘ und ‚NINA‘ zurückgreifen«, so Rosenke.
Vor-Ort-Präsenz
Damit dieser Plan garnicht erst greifen muss, plädiert Klaus Voussem, Landtagsabgeordneter der CDU, für mehr Polizisten vor Ort, eine bessere Ausrüstung für die Beamten und Möglichkeiten zur Schleierfahndung. »Es gibt viele Dinge, die die Politik für die Sicherheit in NRW verbessern kann und die ich mir als Landtagsabgeordneter seit langem für unsere Polizei wünsche. Weil wir Christdemokraten dies alles fordern, müssen wir leider auch anerkennen, dass es dies alles in NRW nicht gibt«. Im Kreis Euskirchen, wo große Entfernungen zu überbrücken sind, fordert er, dass mehr Beamte an verschiedenen Orten stationiert werden, um das gesamte Kreisgebiet abdecken zu können. »Kriminelle, organisierte Einbrecherbanden oder Attentäter wie Anis Amri in NRW leichtes Spiel«, so Voussem.
Derzeit kümmern sich laut Stellenplan 248 Polizistinnen und Polizisten um die Sicherheit im Kreis. Von diesen wurden bzw. werden im laufenden Jahr rund zehn Beamte pensioniert.
Prävention
Markus Ramers ist es wichtig, dass Menschen gar nicht erst zu Terroristen werden: »Radikalisierung und damit auch Anschläge zu verhindern, ist ein wichtiges Ziel. Deshalb muss mehr in Präventionsprojekte investiert werden«. Er wünsche sich zudem, dass jede Person, die eine Waffe bekommen will, beim Verfassungsschutz überprüft wird«.
Waffenschein
Im Jahr 2016 wurden durch die Kreispolizeibehörde Euskirchen 919 »Kleine Waffenscheine« erteilt, ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2015, wo nur 105 Erteilungen erfolgten. Die Inhaber dieses Scheins dürfen Schreckschusswaffen führen.