

»Bärenführer ist einmal mehr Roland Conrads«, so Thomas Metzen, der Presseoffizier der KG Greesberger. Eingekleidet wird gewohnt bei Peter Hein auf dem Wingert. Danach startet der Umzug mit einem gemischtem Musikverein aus Kommerner, Eickser und Mechernicher Musiker sowie dem Dreigestirn - Jungfrau Bärbel alias Thomas Bank, Prinz Jan I. Jaeck und Bauer Marc Schoeller - zuerst ins Rothenfeld, dann ins Einkaufs- und Gewerbegebiet, zum Stollen, die Kölner Straße hoch zum Krug, die Gielsgasse entlang und weiter »Auf dem Acker« und die Hüllenstraße. Schließlich wird Stephan Taubert aus seinem Strohmantel befreit und das Erbsenlaub am Bleibach verbrannt. Der Erlös der Sammlung an Türen und auf den Straßen wird dann zum Kehraus am Veilchendienstag im »Stolllen« verprasst. Thomas Metzen: »Damit sollte der Winter ausgetrieben sein und wir können die Fastenzeit bis Ostern in Ruhe beginnen.« Winteraustreibungsrituale in der Eifel und im übrigen Bundesgebiet sind nicht gerade selten, wie etwa auch in Kirchheim bei Euskirchen.
Der »Äerzebär« verkörpert einen Winterdämonen, schrieb der leider verstorbene Kommerner Journalist Paul Düster: »Rund 22 Kilogramm ist das Gewicht des Kostüms, solange es trocken bleibt. Regnet es auf der Tour durch den Ort, kann daraus leicht das Doppelte werden.« Gut zwei bis drei Stunden kann der Weg mit Musikzug und Gefolge durch den Ort dauern.
Auch in Frohngau hat sich das früher in der Eifel weit verbreitete Winteraustreibungsritual bis auf den heutigen Tag erhalten. Allerdings geht dort der »Erbsenbär«, so die wörtliche Übersetzung ins Hochdeutsche, schon ab Rosenmontag. Und das Brauchtum ruht auch nicht in den Händen erwachsener Karnevalisten, sondern die Kinder organisieren den traditionellen »Heischegang« durchs Dorf. Unterstützt werden sie dabei lediglich von den Eltern der Ältesten.
»Die Tradition existiert hier seit mindestens 150 Jahren«, so Frank Diefenbach. Nach alter Überlieferung werden die mit Erbsenstroh umwickelten Tanzbären stets von den größten Jungs dargestellt. Das entsprach früher den Volksschul-Entlass-Jahrgängen des achten Schuljahrs. Sie verkörpern den Winter.
Ihre Gegenspielerinnen sind die Frühlingsköniginnen. Es sind jeweils die Mädchen aus der ersten Klasse. Rosenmontag treffen sich die »Pänz« um 7.30 Uhr in der Scheune von Johann Müller. Frank Diefenbach berichtet: »In der Scheune von Johann Müller wird der Äerzebär schon seit über 30 Jahren gewickelt. Er verstarb 2010, die jetzige Eigentümerin pflegt die Tradition aber auf eigenen Wunsch weiter.« Zum Schluss werden die Erbsenbären noch mit schweren Kuhketten umwickelt, an denen die Bärenführer sie durchs Dorf leiten.
Auf von den Ältesten festgelegten Routen ziehen die Gruppen dann vier bis fünf Stunden lang von Haus zu Haus, um bestimmte traditionelle Lebensmittel wie Mehl, Eier, Butter, Backpulver, Zucker und Salz für eine gemeinsame gute Mahlzeit zu sammeln. Auch die Lieder, die die unterschiedlich motivierten Gruppen bei ihrem "Heischegang" (heischen = altes Wort für erbitten, sammeln) singen, unterscheiden sich. Die Jungen singen "Lernt Zufriedenheit von mir", die Mädchen "Mein Vater, der im Himmel wohnt". Die gesammelten Lebensmittel werden zum Pfarrhaus gebracht.
Das Pfarrhaus heißt an beiden Tagen "Kauchhuus" (Kochhaus), weil die "Pänz" dort von den Eltern der Ältesten bekocht werden. Es gibt jeweils Frühstück, traditionelles Mittagessen, nachmittags "Muuzen" (Krapfen) und Waffeln sowie Abendessen. Am Veilchendiensttag wird nicht mehr zum "Kötten" (Betteln) durchs Dorf gezogen, dann organisieren die Ältesten, in der Eifel häufig auch "Öveschte" (Oberste) genannt, Gemeinschaftsspiele wie zum Beispiel eine Schnitzeljagd durch den Ort, bei der allerlei Wissenswertes über Frohngau oder einzelne Gebäude abgefragt wird. Der letzte Tag endet mit einem gemeinsamen Abendessen.