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»Die Männer meckern mehr«

Die 17-jährige Verena Lustek aus Zülpich pfeift als Schiedsrichterin Spiele von der Kreisliga C bis zur Mittelrhein-Liga. Ihr Ziel ist die erste Bundesliga der Frauen.
Verena Lustek wurde vom Fußballverband mit der »Danke Schiri«-Auszeichnung für ihr Engagement belohnt. Foto: Tim Nolden

Verena Lustek wurde vom Fußballverband mit der »Danke Schiri«-Auszeichnung für ihr Engagement belohnt. Foto: Tim Nolden

Die Kreisliga C ist eine harte Schule. Schiedsrichterin Verena Lustek hat ein Mittel, um sich in der Männerdomäne zu behaupten. »Man muss in den ersten zehn Minuten durchgreifen und den Spielern zeigen, wer das Sagen hat«, erklärt Lustek. So können sich die Spieler auf die Linie des Schiedsrichters einstellen. »Man muss seine Linie dann auch beibehalten«, sagte Lustek weiter. Die 17-Jährige ist seit zwei Jahren als Schiedsrichterin tätig und wird mittlerweile auch für Spiele in der Sonder- und Mittelrhein-Liga eingesetzt. Dabei pfeift sie in den allermeisten Fällen Männer. »Da habe ich es als Frau etwas leichter, bei mir beschweren sich die Männer weniger«, sagt sie. Wenn sie als Assistentin mit dabei ist und es auch einen männlichen Assistenten gibt, wird dieser deutlich mehr beschimpft als seine weibliche Kollegin, sagt Lustek. Allerdings bekommt sie mitunter dumme Sprüche zu hören. »Dass ich es als Frau nicht besser wissen könne und ähnliches«, sagt sie kopfschüttelnd.

Internationales Freundschaftsspiel

Besonders aufsässig seien oft die Personen am Spielfeldrand: Trainer, Zuschauer oder Eltern. Doch das nimmt Verena Lustek nicht den Spaß. »Was ich sage, wird trotzdem akzeptiert«, sagt sie. Und ihre Leistungen waren bislang offenkundig so gut, dass sie für immer höherklassigere Spiele eingesetzt wurde. Als nächstes wird sie ein Freundschaftsspiel der Damen A-Jugend des 1. FC Köln gegen FC Virginia aus den USA pfeifen. »Das Spiel ist eine Auszeichnung für ihre guten Leistungen«, sagt Norbert Bonn, der Jugendwart von Verena Lusteks Heimatverein, dem TBSV Füssenich -Geich. Sie wird bei den Spielen beobachtet und bewertet, erzählt der Jugendwart. Und wären ihre Leistungen nicht gut, würde man sie nicht für den Kader in der nächsthöheren Klasse empfehlen. Verena Lustek investiert viel Zeit in ihr Hobby - neben Abitur und Fußball bleibt kaum Zeit für anderes. Sie besucht andere Spiele, um von den Schiedsrichterkollegen zu lernen.

Ansprache an aufsässige Spieler

»Ich schaue mir an, wie sie mit kritischen Situationen umgehen. Welche Worte sie wählen, wenn sie jemanden zurechtweisen«, erklärt sie. Denn wenn ein Spieler besonders viel meckert, muss man als Schiedsrichter durchgreifen. »Ich habe dann Sorge, dass nicht akzeptiert wird, was ich sage«, so Lustek. Deshalb interessiert es sie, wie Kollegen diese Probleme bewältigen. An manchen Wochenenden hat sie bis zu drei Spiele zu betreuen. Da stellt sie das Feiern mit den Freunden zurück, um beim Spiel fit zu sein. Schließlich wolle sie ihren Job beim Spiel dann auch gut machen. Ihr Traum ist es, in der ersten Bundesliga der Frauen die Spiele zu leiten. »Frauen sind angenehmer in den Spielen. Die Männer meckern einfach mehr«, sagt sie. Frauen-Fußballspiele gingen ruhiger zu. Das Freundschaftsspiel der FC-Damen ist dabei ein erster Schritt, um vom DFB wahrgenommen zu werden. Die Bundesliga der Herren, das weiß Verena Lustek, ist nichts für sie. »Der Druck wäre mir zu groß«, sagt sie. Viel zu oft würden die Schiedsrichter öffentlich hinterfragt und zu Sündenböcken gemacht. »Man sollte sie eher in Schutz nehmen«, findet die Nachwuchs-Schiedsrichterin.

Schiedsrichter gesucht

Im Kreis Euskirchen werden dringend Schiedsrichter gesucht. Wer sich vorstellen kann, Fußballspiele zu leiten meldet sich bei Mike Rieden vom Kreisschiedsrichterausschuss unter der Telefonnummer 0177 / 7804144 oder unter der E-Mail-Adresse euskirchen@schiri-werden.de


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