Michael Nielen

Ein Kreuz für Wladyslaw Staniszewski

Lommersdorf. Es war der 26. August 1945, als polnische Zwangsarbeiter oberhalb von Lommersdorf an der Flur »Auf Komt« das erste »Polenkreuz« errichteten. Sie wollten an Wladyslaw Staniszewski erinnern, der an dieser Stelle am 30. Oktober 1942 auf Befehl der Gestapo durch die SS erhängt wurde.

Bild: Michael Nielen

Markus M. Schmitz aus Blankenheim liegt dieses Kreuz am Herzen – und das hat seine Gründe. Unter seiner Leitung hatten im Jahr 2010 Schüler der Realschule Blankenheim die Geschichte des Kreuzes recherchiert. Am Ende des Projekts gesellte sich eine Gedenktafel zu dem zwischenzeitlich erneuerten Kreuz, die folgende Inschrift trägt: »Zum Gedenken an den polnischen Zwangsarbeiter Wladyslaw Staniszewski, der durch das unmenschliche Regime der Nationalsozialisten an dieser Stelle durch den Strang hingerichtet wurde.«

Der zweite Grund ist in der Familiengeschichte von Markus M. Schmitz zu suchen. Auf dem Hof seines Großvaters war ebenfalls ein polnischer Zwangsarbeiter beschäftigt. »Ihn hat meine Familie jedoch als Mensch respektiert und wie ein Familienmitglied behandelt.« Daher riss auch nach dem Krieg die Verbindung nie ab. Man hielt den Kontakt aufrecht; Markus M. Schmitz und sein Bruder besuchten ihn noch kurz vor seinem Tod 2017. Die parallelen Geschichten berührten Schmitz so sehr, dass er sich entschied, das mittlerweile morsche Polenkreuz durch ein neues zu ersetzen.

Dieses nunmehr dritte Polenkreuz wird in der Schreinerei von Andreas Ehlen in Lommersdorf aus robustem Eichenholz gearbeitet. Vom alten Kreuz blieb der kupferne Korpus Jesu als Original erhalten und ziert auch das neue Kreuz – wie eine symbolische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Kupferabdeckungen schützen das Holz vor Witterungseinflüssen. Handarbeit und Sorgfalt prägten auch die Namensgravur von Wladyslaw Staniszewski, dessen Name mit korrekter Schreibweise und allen Apostrophen per Hand ins Eichenholz geschnitzt wurde.

Das Schicksal von Wladyslaw Staniszewski steht stellvertretend für das von unzähligen Zwangsarbeitern in der NS-Diktatur. Im Winter 1941/42 arbeitete Staniszewski auf dem Hof der Familie Marjan in Lommersdorf. Er wurde auf Veranlassung der Gestapo am 13. Januar 1942 wegen eines vermeintlich verbotenen Verhältnisses mit Anna Marjan verhaftet, landete in Aachen im Gefängnis und wurde am Ende erhängt. Seine sterblichen Überreste ruhen heute auf dem Bonner Nordfriedhof. Anna Marjan kam ins Frauen-KZ Ravensbrück. Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen: www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355468

Am Samstag, 31. Mai, wird das neue Polenkreuz feierlich eingeweiht. Beginn ist um 19 Uhr mit einer heiligen Messe in der Kirche St. Philippus und Jakobus. Anschließend erfolgt die feierliche Einweihung des Kreuzes an der Gedenkstätte. Markus M. Schmitz: »Zu diesem besonderen Anlass werden auch drei Verwandte des Ermordeten anreisen, die wir ausfindig machen konnten.«

Auch Landrat Markus Ramers und Bürgermeisterin Jennifer Meuren haben ihr Kommen zugesagt. Schmitz dankt der Dorfgemeinschaft Lommersdorf mit Ortsvorsteher David Dreimüller, der Gemeinde Blankenheim sowie den Spendern – der Kreissparkasse Euskirchen und dem Burgverein Blankenheim –, die das Vorhaben möglich machten. Sein Wunsch: »Es wäre schön, wenn viele Menschen zu dieser Gedenkveranstaltung kommen!«


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