

Kann man über ein 400-Einwohner-Dorf wie Lessenich ein sehens- und lesenswertes Dokument der Zeitgeschichte verfassen? Man kann, wie die beiden Autorinnen Bärbel und Elisabeth Geusen beweisen. Auf über 250 Seiten Text und illustriert mit über hundert Fotos und Zeitungsausschnitten ist es den beiden angeheirateten Cousinen gelungen, das Leben der einfachen Leute in der rheinischen Provinz der vergangenen hundert Jahre exemplarisch anhand ihres Heimatortes zu dokumentieren.
Ihr Werk mit dem Titel »Lessenich in der Eifel – Ein Dorf im Wandel der Zeit« und dem Untertitel »Erinnerungen« ist beeindruckend gut gemacht. Vor allem, weil es nicht nur das Leben im Dorf selbst wiedergibt, sondern auch das, was die Menschen, die in Lessenich lebten, »draußen« in der Welt erfahren haben. Ebenso kommen die zu Wort, die beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg heimatvertrieben wurden und in Lessenich neuen Boden unter die Füße bekamen.
Die erste Auflage dieser bewegenden Erinnerungen war Weihnachten 2024 binnen einer Woche vergriffen, jetzt sind die zweiten 150 Exemplare mit Unterstützung der Volksbank und der Sparkasse Euskirchen erschienen. »Die Interessenten reißen uns die Bücher aus den Händen«, berichtet Bärbel Geusen, die für das Buch zwei Dutzend Interviews mit Zeitzeugen geführt und zusammen mit Elisabeth Geusen dokumentiert hat. Bärbel Geusen berichtet von Anfragen aus Euskirchen, Kommern, Kreuzweingarten und Obergartzem.
Elisabeth und Bärbel Geusen sind beide gebürtige Lessenicherinnen, die Rechtspflegerin Bärbel ist eine geborene Esser, die Diplom-Geographin Elisabeth, die heute als Orgelbauerin in Bonn arbeitet, konnte bei den Nachforschungen auf die Hilfe ihres Bruders Martin Geusen zurückgreifen.Aus dem Fundus von Änni Geusen, die 1994 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wurde, stellten Bärbel und Elisabeth Geusen 2023 eine umfangreiche Ausstellung zur 1000-Jahr-Feier Lessenichs zusammen.
Diese Fotopräsentation bildete praktisch die Grundlage für das Buchprojekt. Neben die Interviews traten Teile der Schulchronik und verschiedene Vereinschroniken, Feldpostbriefe, Aufzeichnungen und Zeitungsausschnitte. Das Ganze wurde reich bebildert mit Fotos aus dem Alltag der Lessenicher – und natürlich auch von den Besonderheiten wie Kirmes, Karneval, Taufe, Hochzeit, Feldarbeit, Hahnenköppen und einem Starfighter-Absturz.
Auch nach Erscheinen der zweiten Auflage betrachten Bärbel und Elisabeth den Job noch nicht als beendet: »Ich denke, in Lessenich schlummert noch Stoff für einen zweiten Band, außerdem schreitet die Zeitgeschichte ja fort«, erklärte Bärbel Geusen. Gegen eine Spende wird das Buch abgegeben, Interessierte können sich telefonisch bei Bärbel Geusen unter Tel.: 0151/50419626 erkundigen.




