

Es war ein lauer Frühlingsabend und den Temperaturen entsprechend hatten sich zahlreiche Besucher im Freibad Blankenheim eingefunden. Auf Badebekleidung hatten sie allerdings verzichtet. Denn zum einen führte das riesige Becken kein Wasser und zum anderen machte es auch keinen besonders einladenden Eindruck. »Das sieht ja richtig eklig aus«, entfuhr es einer jungen Frau. In der Tat konnte auch der Laie erkennen, dass es um die Substanz des Freibades alles andere als gut bestellt ist. »Es gibt viele Stellen, die marode sind«, bestätigte Thomas Engels, Techniker der Gemeinde Blankenheim. Ihm fiel die Rolle zu, die rund 80 Besucher durch das leere Bad zu führen und ihnen die Mängel aus Sicht des Fachmanns aufzuzeigen. Bürgerführung Der Blankenheimer Bürgermeister Rolf Hartmann hatte die Idee, die Bürger zu dieser Führung einzuladen, um Dinge zeigen zu können, die der normale Gast an einem Sommertag nicht sehen kann. »Bei der derzeitigen Diskussion über die Zukunft des Freibades sollen die Menschen wissen, worüber da gestritten wird«, begründete Hartmann die eher ungewöhnliche Bürgerbeteiligung. Geschockt Nicht wenige Besucher zeigten sich regelrecht geschockt vom Zustand des Freibades. »Das Becken ist schief und undicht, deshalb haben wir große Wasserverluste haben«, so Engels. Zahlreiche Kacheln haben sich verabschiedet, an vielen Stellen klingt es hinter der Wand hohl. Die Schwimmbadtechnik müsste dringend überholt werden und auch die Umkleiden sehen alles andere als einladend aus. »An den Sprungturm«, so Engels, »müssen wir aufgrund von Rost auch in den nächsten Jahren ran«. Verspätete Öffnung Obwohl der Bauhof derzeit mit Hochdruck daran arbeite, das Freibad für die anstehende Saison betriebssicher zu machen, könne wahrscheinlich erst Mitte Juni geöffnet werden. »Wer hier einmal mit seinen Kinder schwimmen war, kommt doch nie wieder«, schüttelte eine junge Frau den Kopf. »Da muss doch dringend was getan werden. Blankenheim braucht Tourismus und ohne Freibad bleiben die Gäste weg«, forderte eine andere Teilnehmerin. Hohe Sanierungskosten Wenn da nicht die Kosten wären: Eine Sanierung des maroden Bades würde mit rund drei Millionen Euro zu Buche schlagen. Eine Ausgabe, die Rat und Verwaltung der Kommune scheuen. In einer regen Diskussion mit Bürgern erklärte Hartmann auch die Gründe. »Es kann sein«, so der Bürgermeister, »dass wir heute für teures Geld das Freibad sanieren und wir aufgrund unserer angespannten finanziellen Lage in ein paar Jahren ins Haushaltssicherungskonzept geraten.« In diesem Fall erlege die Bezirksregierung Köln der Kommune auf, nur noch die Pflichtausgaben zu tätigen. Hartmann: »Der Betrieb eines Bades gehört nicht zu einer solchen Pflichtaufgabe. Die Konsequenz wäre, dass die Gemeinde ein frisch saniertes Freibad schließen müsste.« Betreiberverein? Ein gangbarer Weg wäre, dass die Gemeinde die Modernisierung durchführe und den Betrieb anschließend an einen Betreiberverein übergebe. Diesem zahle die Kommune dann auch einen vertraglich geregelten jährlichen Betrag zum Unterhalt des Bades. »Dieses Modell«, so Rolf Hartmann, »ist in der Region beim Hallenbad in Vogelsang und dem Rosenbad in Gemünd bereits zwei Mal erfolgreich praktiziert worden.« Das Echo auf diesen Vorschlag fiel durchaus unterschiedlich aus. Während einige Bürger die »nicht kalkulierbaren Kosten« als Gegenargument anführten, konnten andere der Idee durchaus etwas abgewinnen. Infoveranstaltung geplant Das Gemeinderatsmitglied Martin Plützer (UWV) aus Ripsdorf etwa versprach, dazu eine Informationsveranstaltung zu organisieren. Plützer hat bereits Kontakt zu Vertretern des Gemünder »Bürgerbades« aufgenommen, die eine Teilnahme signalisierten. Auch der Inhaber eines Planungsbüros für Schwimmbäder soll bei dieser Veranstaltung sein Konzept zur Ertüchtigung des Blankenheimer Freibades der Öffentlichkeit vorstellen. »Vielleicht«, so die Hoffnung einiger Besucher, »kommt es ja zur Gründung einer Interessensgemeinschaft oder eines Vereins.«